Logbuch vom 6.4.2020

Detlef SoitzekMartin

Es ist Montag, der 6. April 2020. Um 16:30 Uhr Bordzeit (= UT) stehen wir auf der Position 42°58’N und 020°03‘W . Der Wind kommt mit sanften 2 Bft aus SE, und wir laufen mit 5,5 kn auf rwK 055° in Richtung Ärmelkanal. Alle an Bord sind gesund und wohlauf.

Seit wir am Donnerstag Abend von Faial ausgelaufen sind, sind wir gut vorangekommen. Das Wochenende wurde gleich in doppelter Weise von den in Horta gelieferten Einkäufen bestimmt: zum einen war dort kein Brot zu bekommen, so dass wir unsere für den Sonntag geplante Brotbackschaft auf den Samstag vorziehen mussten. Zum anderen wurden die privat bestellten Einkäufe gestern Abend aus der „Quarantäne“ freigegeben und verteilt. Seitdem sieht man die eine oder andere Mütze des Café Sport an Deck, denn die Luft ist kühl.

Die niedrige Temperatur hängt auch damit zusammen, dass wir schon in der Nacht zum Samstag mit dem Durchgang einer Front gerechnet haben – auf die zu erwartenden Winddreher, Böen und Regengüsse waren wir vorbereitet. Freundlicher­weise ging statt der Front gleich der Kern des Tiefdruckgebiets über uns hinweg, so dass wir eine Weile nur wenig Wind hatten und in dieser Zeit die Segel schiften konnten. Danach folgte natürlich auch ohne die Begleiterscheinungen einer Kaltfront derselbe Kaltluftsektor, in dem wir uns seitdem befinden. Dafür ist das Wetter zur Zeit sonnig, und wir konnten gestern sogar noch einmal Besanschot an und Samuels Geburtstag auf dem Achterdeck feiern.

Neben der Vorbereitung auf die nächste Schiffsübergabe laufen bei uns die Praktika beim Bootsmann und Maschinisten. So konnten wir heute Alea und Maike dabei sehen, wie sie auf der Großsaling zusammen mit Bootsmann Jakob den Niederholer des Toppsegels reparierten bzw. um einen guten Meter kürzten. Lara und Kathi gehen derweil Maschinist Willi zur Hand. Zusätzlich zu den schulischen Freiarbeitszeiten, die zweimal täglich angesetzt sind, laufen im Schiff mehrere frei organisierte Gruppenarbeiten – von einem Mathematikarbeitskreis über eine Theatergruppe zu einer Schafkopf-Schulung und zur Vorbereitung eines Gottesdienstes an den Feiertagen. Selbst wenn wir da schon in Landnähe wären, dürften wir dort ja nicht hin – und aller Voraussicht nach werden wir England auch erst im Laufe des Ostermontags erreichen, denn bis Falmouth sind es noch 762 sm.

Dr. Martin Goerke, Projektleitung an Bord, und Detlef Soitzek, Kapitän

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