Datum: Freitag, 10.04.2020
Mittagsposition: 48° 03,4‘ N; 010° 24,8‘ W
Etmal: 136 sm
Wetter: Lufttemperatur: 13°C, Wassertemperatur: 12°C, Wind: E1
Autorin: Lara
In der zehnten Klasse auf einer deutschen Schule ist ein Praktikum ja völlig normal. Auch wenn wir alles andere als eine übliche Schule sind, was schon alleine mit unserem besonderen Klassenzimmer zusammenhängt, gibt es Praktika auf der Thor Heyerdahl natürlich auch. Unser Auswahlbereich ist zwar auf drei Fachgebiete begrenzt, dafür sind das drei die einem hier wirklich weiterhelfen und auch essentiell für unser Bordleben sind, nämlich Proviant, Maschine und Bootsmann. Diese bereiten zum einen auf die Schiffsübergaben vor, falls man dafür Ambitionen auf Maschinist, Bootsmann oder Proviantmeister hat, und zum anderen sind es drei interessante Tage, bei denen du viel über das jeweilige Fachgebiet lernst. Beziehungsweise einfach selbst mitanpackst. Allerdings bringt so ein Praktikum auch allerlei Verantwortungen und vor allem Pflichten mit sich.
Als Maschinistenpraktikant wurde ich heute Morgen geweckt, um mitzuhelfen, den Generator anzuschalten, der für unsere Stromversorgung zuständig ist, als auch die Osmoseanlage, der wir unser frisches Trinkwasser verdanken. Zudem gehört es auch zu den Aufgaben der Praktikanten den Fäkalientank regelmäßig zu entleeren, was ich heute über den Tag auch einige Male gemacht habe. Eine weitere tägliche Aufgabe ist das Eintragen aller möglichen Werte des Generators und der Osmoseanlage wie zum Beispiel Temperaturen, um zu kontrollieren ob es Unregelmäßigkeiten oder gar Störungen gibt, was jeden Tag um zwölf Uhr mittags gemacht werden muss. Zu dieser Zeit durfte ich auch immer den Generator und die Osmoseanlage ausschalten für ihre `Mittagspause`, da zwischen 12.00 Uhr und 14.30 Uhr nicht so viel Strom benötigt wird und es dadurch auch um einiges ruhiger im Schiff wird. Dementsprechend gehört auch das Einschalten wieder dazu. In der restlichen Zeit wurde mir zum Beispiel erklärt wie der Generator und die Osmoseanlage überhaupt funktionieren und was ich da eigentlich für Werte aufschreibe. Auch habe ich etwas zu den verschiedenen Arten von Motoren gelernt, um nur einiges zu nennen, was wir gemacht haben. Als ich mal herumgefragt habe nach den Highlights aus anderen Praktika wurde mir Folgendes erzählt:
Am meisten Spaß gemacht hat es wohl den meisten Leuten beim Maschinenstart dabei zu sein beziehungsweise etwas darüber zu lernen oder es gleich selber zu machen. Was allerdings auch als ein Highlight genannt wurde, war die Dieselfilter der Hauptmaschine zu wechseln was wohl echt interessant war. Und als nicht sehr anspruchsvolle, aber lustige Aufgabe kamen wir auch noch auf das Ruderkastenfetten zu sprechen, welches wir alle zwei Tage machen sollen, damit das Ruder besser dreht.
Doch man hat normalerweise nicht alleine Praktikum, sondern zu zweit. Und in der Last, wo der Platz sowieso begrenzt ist, trifft man dann auch immer die Bootsmannspraktikanten, die natürlich auch ihre Aufgaben zu erledigen haben. Generell ist das Praktikum beim Bootsmann recht vielseitig: Während man gerade noch eine Bodenplatte angebracht hat, steht man schon bald in den Wanten, um einen Block anzuschlagen, bevor man neue Zeiser spleißt, oder den Thor Heyerdahl Schriftzug beim Ruderkasten neu lackiert und vergoldet. Der Kreativität ist hier übrigens freien Lauf gelassen: Immer wieder finden sich neue, praktische Dinge auf der Thor, die den Praktikanten, oder dem Bootsmann selber zu verdanken sind. Erst neulich tauchte beispielsweise eine aus Segeltuch genähte Tasche in der Maschine auf, in der man einfach die Klemmbretter für die Ronden verstauen kann, ohne, dass sie irgendwo auf dem Arbeitstisch verstreut herumliegen. Besonders beliebt ist auch eine neue Besteckhalterung, die man direkt am Deckshaus anbringen kann. So spart man in Zeiten des Hungers wichtige Zeit zum Holen des Bestecks.
Und während die Bootsmannsmittagspause bis 14 Uhr geht, hat man auch beim Maschinenpraktikum keinen großen Stress. Aber wenn eine Böe kommt, und die Wache Unterstützung braucht, heißt es sofort für den Bootsmann:
Aufentern und Segel packen!