Vom Schlafen

Moa

Datum: 11.04.2020
Mittagsposition: 48° 56,6‘ N; 007° 37,0‘W
Etmal: 125 sm
Wetter: Lufttemperatur: 15° C; Wassertemperatur: 12,5°C; Wind: ENE 1
Autorin: Moa

Wie viel Schlaf braucht man und braucht man Schlaf überhaupt? Diese Frage werde ich heute probieren zu beantworten.

Die Exkusis hatten uns vor der Reise gesagt, dass schlafen total überbewertet wird und man schlafen kann, wenn man tot ist. Ein Spruch, der für mich am Anfang der Reise undenkbar und einfach nur komisch war.

Wenn ich so an die erste Etappe zurückdenke, kann man mich wohl als verschlafen bezeichnen. Sehr, sehr verschlafen. Ich hatte Wache von fünf bis acht und nach der Wache habe ich mich erstmal wieder ins Bett gelegt. Manchmal habe ich noch gefrühstückt aber meine einzige Intention war es mehr zu schlafen. Manchmal bin ich zum Mittagessen aufgestanden, doch das auch nur sehr selten. Den Nachmittag habe ich auch durchgepennt, nur unterbrochen von einer Stunde Reinschiff. Während der Wache war ich dann relativ wach doch ihr könnt euch bestimmt denken mit was ich mich nach meiner Wache beschäftigt habe. Ja genau, eng eingekuschelt in meiner Decke war ich wieder im Bett.

Hoch gerechnet bin ich vermutlich auf 15 Stunden Schlaf pro Tag gekommen.

Schauen wir uns mal die jetzige Etappe an. Ich kann im Voraus sagen, dass sich mein Schlafrhythmus sehr verändert hat. Diese Etappe fahre ich Wache 1, also von elf bis zwei Uhr auf dem Achterdeck. Anfangs habe ich noch probiert vor meiner Nachtwache, ein bis zwei Stunden Schlaf zu kriegen. Dieser Versuch wurde sehr schnell wieder verworfen, denn ich habe festgestellt, dass ich einfach in der Wache schlafwandele, wenn ich vorher im Bett war. Dann war mein zweiter Schlaferhaltungs­versuch jede Nacht acht Stunden zu ruhen, doch auch damit habe ich aufgehört, jetzt bin ich glücklich, wenn ich sechs Stunden im Bett bin. Ausgelöst wurde mein Schlafmangel von den Workshops bzw. den lustigen Spieleabenden. Es ist nämlich so… in dieser Etappe haben wir die Möglichkeit an verschiedenen Workshops teilzunehmen. So fängt der Tag morgens um 9.30 Uhr an mit einem Mathematik-Workshop. Es wurden Themen wie mehrdimensionale Funktionen und deren Graphen, lineare Abbildungen zwischen Vektorräumen, Abzählbarkeit der Wellenzahlen, Zahlenkörper der komplexen Zahlen und das Beweisprinzip der vollständigen Induktionen behandelt. Im Weiteren gab es fast jeden Tag ein Referat und oder einen Vortrag. Am Nachmittag gab es dann von 15.30 bis 17.30 Uhr einen Theater-Workshop. Wir sind sehr intensiv in die Rollenfindung eingestiegen, sodass man uns jetzt alles fragen kann: von der Augenfarbe des Opas zur Lieblingsblume der Kusine über die Hobbies unserer Eltern, also kurz gesagt jedes Detail welches wir wissen würden, hätten wir unseres komplettes Leben als unsere Rolle verbracht.

Nach dem Abendessen wurde in der Messe eifrig geschafkopft und gebastelt. Es war witzig und schön Leuten, von denen man nie erwartet hätte, dass sie sich mit Handarbeit beschäftigen, stricken und häkeln beizubringen. So saßen wir jeden Abend alle zusammen und haben gestrickt, gequatscht und gehäkelt.

Am Gründonnerstag und Ostermontag hatten wir einen Gottesdienst und dafür gab es die Workshops „Gottesdienst“ und „Musik für Gottesdienst“ in den Tagen davor. Wir können mit großer Sicherheit sagen, dass unser Gottesdienst der meist besuchte von ganz Deutschland war.

Um auf meine Anfangsfrage zurück zu kommen: Schlaf wird total überbewertet, wenn man mit coolen Leuten tolle Sachen macht und einfach verrückt sein kann.

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