Unser Camp im Regenwald

FriedrichLeo

Datum: 31.12.2018
Ort: Maria Chiquita
Autoren: Friedrich und Leo

Psssssch… Schnaubend blieb unser Bus stehen.
Die Strasse lag nun hinter uns. Und vor uns lag der Feldweg, der uns in den Regenwald führen sollte. Drei Einheimische erwarteten uns bereits. Langsam setzte sich die KUS-Karawane in Bewegung, immer voran über den Feldweg. Nach einem anstrengenden Marsch in der Sonne verließen wir den Weg und bogen ab, mitten hinein ins dichte Grün.
Später spuckte uns das Grün wieder aus, dicht am Fuße eines Hügels, auf dem sich mehrere Hütten auftaten. Das Camp!
Oben empfing uns ein stämmiger Mann in seinen besten Jahren, mit einem so herzlichen und ansteckenden Lachen, dass wir uns sofort wohlfühlten.
Es war Miguel. Er lebt seit langem mitten im panamaischen Regenwald, abgeschieden von der Zivilisation. Er bietet dort Survival-Trainings und Regenwald-Erkundungen an. Man sieht ihn niemals ohne sein Messer am Gürtel… Nachdem wir etwas Kühles getrunken hatten, zeigte Miguel uns unser Zuhause für die nächsten vier Tage:
Die “Haupthütte” hatten wir bereits kennengelernt. Sie dient als Aufenthalts-, Ess- und Kochraum. Und als Herberge für Spinnen. Aufgrund einer ausgeklügelten Architektur (man lasse alle Wände weg) ist es dort stets hervorragend klimatisiert. Und das ist durchaus ernst gemeint!
Die Schlafhütten erstrecken sich über den Berghang hinter der Haupthütte. Jede ist bunt und mit viel Liebe gestaltet. So sieht man von weitem bunte Farbtupfer im dichten Grün des Waldes. Alle haben sie eines gemeinsam: Die Tür, die immer geschlossen sein muss, damit neugierige Urwaldbewohner, wie Shirkan oder Ka, zumindest anklopfen müssen. Jedes Bett ist mit einem Moskitonetz ausgestattet, damit jegliches Ungeziefer, von Mücken bis Kakerlaken, nicht für unangenehme Überraschungen in der Nacht sorgen kann. Wo wir gerade von der Nacht reden:
Nachts sind alle Katzen grau. Nur nicht ihre Augen… So meint manch einer auf dem Weg zur Toilette von freundlichen Blicken aus dem Busch begleitet zu werden. Auch mit unbekannten Lauten aus dem Wald muss man rechnen, wenn die Sonne einmal hinter den riesigen Baumkronen versunken ist. Hat man es dann aber einmal geschafft, unter sein Moskitonetz zu schlüpfen, kann man beruhigt in der nächtlichen Geräuschkulisse des Waldes versinken und dem Konzert der Grillen lauschen.
Bevor der Tag anbricht, ziehen erste Nebelschwaden über die Hügel der nahen Umgebung und tauchen das Camp mit den ersten Sonnenstrahlen in ein leicht märchenhaftes Licht. Wer früh aufsteht, wird also von Mutter Natur belohnt. Und tatsächlich waren einige von uns stets früh auf den Beinen, um ein erquickendes Bad im nahegelegenen Fluss zu nehmen. Miguel hatte dort für uns eine Art Affenschaukel angebracht, was den begeisterten Springern unter uns natürlich große Freude bereitete. Nach jedem Dschungelgang wartete ein Festschmaus aus hausgemachten Köstlichkeiten auf uns: Morgens starteten wir mit Kakao (ein sehr, sehr seltenes Getränk auf der Thor), Kaffee, Kokosbrei (schmeckt wie sehr süße Haferflocken mit Kokosgeschmack) und Omelett mit Yuca-Wurzeln. Mittags und abends kochte Miguels Frau Yaneth für uns, das Menü ging von Reis bis Gulasch.
Natürlich braucht man in einem Camp im Regenwald Wächter und treue Begleiter. So ergänzen vier Hunde und eine sehr verspielte junge Katze Miguels Zuhause. Jeden Abend spielten einige von uns mit der Katze, jedoch stets mit gebührendem Abstand, um eine Floh-Invasion zu vermeiden… Tiere gehören hier einfach dazu!
Ob nun die Hütten oder Details, wie geschnitzte Tagua-Samen; Miguels Camp ist eine Oase im Regenwald, fernab von jeder Hektik und jeder Hast. Die Tage sind hier so lang wie die Sonne scheint und die Zeit nur ein Hinweis darauf, wann denn die Sonne scheinen müsste.

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