Datum: 29.01.2019
Autoren: Friedrich, Leo
Ort: Provinz Pinar del Rio, Kuba
“Warschau, Schlagloch!” So tönt es regelmäßig von vorne. Ständig müssen wir damit rechnen, durchgeschüttelt zu werden – denn die Strassen sind kubanisch; genau wie die atemberaubende Landschaft und die herzliche Art der Kubaner, die sich für jedes Schlagloch entschuldigen!
Wir sind mit dem Rad durch Kuba unterwegs und jeden Tag erwartet uns ein neuer Teil von Kuba. Unsere Tour startete in Maria la Gorda. Bene, Jens und Mimi, unser Radaufbauteam in Kiel, bauten auch hier, auf der anderen Seite des Atlantiks, unsere Räder auf. Wir luden unser Gepäck in den Bus von Isbel, unserem lustigen Busfahrer, der uns von nun an durch ganz Kuba begleiten würde.
Dann starteten wir in ein ganz besonderes Abenteuer. Denn nach der Tour waren wir uns einig, dass man auf dem Rad viel mehr von dem Land erlebt und wahrnimmt. Die Landschaft änderte sich jeden Tag. Von der Küste in hundert verschiedenen Türkistönen über verlassene Landstriche mit windschiefen Einsiedlerhöfen bis hin zu städtischen Gebieten, wo der Trubel des Alltags herrscht. Die Zeit strich nur so an uns vorbei. Wir unterhielten uns, bewunderten die Landschaft und genossen es, uns endlich wieder mehr zu bewegen, den Weg einfach nur an uns vorbeiziehen zu lassen und den Fahrtwind im Gesicht zu spüren. Es war großartig!
Aber das Fahrradfahren hat auch seinen Haken! Nach einer Weile meldete sich nämlich das Gesäß zu Wort. Daraufhin war man damit beschäftigt, auf dem Sattel hin und her zu rutschen oder im Stehen zu fahren, um angenehmer über Schlaglöcher zu gelangen. Aber zum Glück hielten wir auch gelegentlich für eine Trinkpause…Während der Tour kamen wir auch das erste Mal in Kontakt mit der Peso-Pizza. Man kann wirklich sagen: Ein günstiges und leckeres Essen!
Wir kamen schon am späten Nachmittag in Sandino an, wo unsere Ankunft vom kubanischen Fernsehen gefilmt wurde. Lala und Sergio, unsere Kontaktleute und Begleiter, sagten uns, dass keine KuS-Gruppe je so schnell angekommen ist. Wir waren schon ein wenig stolz!
Wir wurden dort herzlich empfangen und ruhten uns für die Weiterreise aus. Die nächsten Tage führten uns weiter über verlassene Landstriche und kleine Städtchen und bescherten uns leider auch die ersten kaputten Fahrräder, die Isbel aber freundlich in seinem Bus verstaute. Das System war: “Klingel, wenn etwas mit deinem Rad nicht stimmt und alle halten an!”
Schließlich erreichten wir unser Ziel Pinar del Rio, wo wir unsere Fahrräder erst einmal stehen ließen und sie nur noch als Transportmittel zur dortigen Schule benutzten. Als krönenden Abschluss unserer Reise fuhren wir ins Viñales-Tal. Die Tour über eine Hügelkette war für manche von uns eine Herausforderung. Um so glücklicher waren wir über die gigantische Aussicht über das Viñales-Tal. Wir blieben dort drei Tage und der Drahtesel wurde uns ein treuer Begleiter, sei es bei der Erkundungstour in der Umgebung oder bei der einfachen Fahrt in die nahegelegene Stadt.
Als wir schließlich die Pass-Straße zurück nach Pinar del Rio fuhren, wurde uns noch einmal bewusst, was für ein Abenteuer diese Tour für uns war. Denn wann hat man das Privileg, von Polizisten eskortiert ein Bergstraße in Richtung Peso-Pizzen hinab zu rasen? Vielen war der Drahtesel über solche Erlebnisse ans Herz gewachsen. Dementsprechend schwer fiel es vielen von uns, ihr Fahrrad in ein neues Zuhause zu geben, denn wir spendeten sie letztendlich der Friedrich-Engels-Schule.
Die vielen schönen Erinnerungen mit unseren (fast immer) treuen Drahteseln bleiben jedoch!