Datum: 15.02.2019
Autorinnen: Anna, Kasia
Ort: Kuba
“Hola? Hola?” – krg, krg – “Ok, Mist, Stromausfall!” So oder so ähnlich sahen unsere ersten Versuche aus, mit Münztelefonen unsere “casas particulares” für die Kleingruppenexpeditionen in Kuba zu buchen. Trotz einiger Schwierigkeiten – sei es wegen Stromausfall, kaputten Telefonen, falscher Vorwahl oder Telefonkarten, die nicht funktionierten – haben es alle Gruppen letztendlich geschafft, in schönen Casas unterzukommen. Aber was sind casas particulares überhaupt?
In Kuba können Privatpersonen Zimmer für Touristen vermieten, um sich etwas dazuzuverdienen. Das bietet für uns eine tolle Gelegenheit, bei kubanischen Familien billig unterzukommen und noch mehr vom Leben und der Kultur in Kuba zu erfahren. Jede Kleingruppe hat ihre eigenen Erfahrungen mit dieser Übernachtungsmöglichkeit gemacht; im Folgenden werden wir unsere Erlebnisse von der Suche bis zur Übernachtung erzählen.
Zuerst helfen Reiseführer dabei, erste Kontakte und Telefonnummern von den Casa-Besitzern in den jeweiligen Städten zu finden. Eine solche Anzeige kann folgendermaßen aussehen:
Fam. Lourdes, San Rafael Nr. 405, Habana Tel. 8634858, zwei schöne große Zimmer im ersten Stock, Gemeinschaftsbad, 25 CUC. Das tolle Frühstück kostet extra. Mit Wohnzimmer und Terrasse zur Straße. Nette Familie, angenehme Atmosphäre.
Dann heißt es, sich die am besten klingende casa-Anzeige der jeweiligen Stadt herauszusuchen, sein Glück zu probieren und anzurufen. Dafür haben wir Telefonkarten bekommen und mussten uns selber eine casa für die Woche der Kleingruppenexpeditionen organisieren. Neben den bereits genannten Problemen war es auch für die, die keine großen Spanischkenntnisse besaßen, eine Herausforderung, auf Spanisch mit Kubanern am Telefon zu verhandeln.
Aber mit Hilfe derjenigen, die schon seit einigen Jahren Spanisch in der Schule lernen, hatten wir schließlich alle eine casa über das Telefon gebucht. Teilweise hat es schon beim ersten Versuch geklappt und wenn nicht – weil die Unterkunft zum Beispiel schon ausgebucht war – wurden wir sehr freundlich zu den casas von Freunden und Verwandten nur wenige Häuser entfernt, weitergeleitet.
Dann haben die Kleingruppenexpeditionen angefangen und jede Gruppen musste – nur mit der Adresse bewaffnet – in ihrer Stadt die Unterkunft finden. Was in den kleineren Städten noch einfach war, hat sich in größeren Städten als schwieriger erwiesen und war nur mit guten Karten und der Hilfe netter Einheimischer möglich. Man stelle sich eine Gruppe von 7-8 KUSis vor, vollgepackt mit Rucksäcken, die größer sind als sie selber, die verwirrt um eine Karte herumstehen und dabei den ganzen Weg blockieren. Um sie herum hupende Oldtimer, Pferdekutschen und Fahrradtaxis.
Irgendwann erscheint ein blaues, ankerartiges Zeichen an einem Haus, das zu erkennen gibt, dass man angekommen ist. Jede casa ist mit so einem Zeichen versehen, so dass sie leicht für Reisende zu erkennen sind. Für Touristen und Touristinnen ist es ausschließlich erlaubt, in casas zu übernachten, die eine Lizenz besitzen, da die Besitzer einen Teil ihrer Einnahmen an den Staat abgeben müssen.
Die Spannung ist groß, wenn man das erste Mal klingelt und darauf wartet, dass die Tür geöffnet wird, um zu sehen, wer einen erwartet und wie es innen aussieht. Meistens waren wir in sehr schönen Häusern untergebracht, alte Kolonialhäuser oder bunte Stadthäuser, in denen auch die Kubaner und Kubanerinnen wohnen. Einige Gruppen haben auch außerhalb ihrer casa mit den Familien etwas unternommen, wie z.B. die Gruppe aus Bayamo, die mit ihrem Gastbruder zu einer Party gegangen sind.
Generell sind die Vermieter und Vermieterinnen immer gute Ansprechpersonen, sie kennen sich in der Stadt aus und können einem sagen, wo es gutes Essen gibt, welche Sehenswürdigkeiten man nicht verpassen darf und wie das Bussystem funktioniert (Busfahrpläne gibt es eigentlich nicht, man muss sich an die nur selten gekennzeichnete Bushaltestelle stellen und darauf hoffen, dass der richtige Bus irgendwann kommt). Auch bei Krankheitsfällen haben die Gastfamilien geholfen und sich z.B. liebevoll um Christoph gekümmert, der von einer Erkältung erwischt wurde und von der Gastoma gepflegt wurde, die ihn mit Essen versorgt hat und immer wieder geschaut hat, ob er noch alles hat, was er braucht.
Auch wenn es darum ging, Medikamente für Theresa wegen einer Entzündung zu besorgen, waren die Gastfamilien sehr hilfsbereit. Durch das Gesundheitssystem ist es in Kuba nämlich so geregelt, dass sie Medikamente kostenlos bekommen, während Touristen dafür den normalen Preis zahlen müssen.
Mit einem liebevoll hergerichteten Frühstück konnten wir in jeden Tag der Kleingruppenexpis gut starten und abends hatten einige Gruppen auch die Möglichkeit, selbst zu kochen.
Die Woche in unseren casas verging schnell und wir konnten uns nur schweren Herzens verabschieden. Gut, dass wir noch einige Gastgeschenke dabei hatten und Quietscheenten, Stifte und Kalender mit schönen Bildern aus der Heimat zum Dank dalassen konnten. Besonders über die Produkte, die es in Kuba gar nicht oder nur zu sehr hohen Preisen gibt, haben sich unsere Gastfamilien besonders gefreut. Dazu zählen die für uns alltäglichen Sachen, wie Gummibärchen oder Seifen. Außerdem schmücken jetzt Bierkrüge und Thor-Postkarten die Häuser einiger Kubanerinnen, in deren casas particulares wir einige sehr schöne Tage verbringen durften.