Datum: 10.02.2019
Ort: Holguin, Kuba
Autoren: Simon und Ben Ra.
Da Menschen meistens nur die schönsten Momente im Leben mit Fotos festhalten, erblicke ich nur selten das Tageslicht. Doch wenn ich es sehe, werde ich Augenzeuge von besonderen Momenten. Ich will euch nun von einer Reise erzählen, die mir besonders lang auf der Speicherkarte erhalten geblieben ist. Ich begleitete sieben neugierige Entdecker auf einem ganz besonderen Abenteuer. Es führte sie als eng zusammen haltende Gruppe in die östlich liegende, unentdeckte Stadt Holguin, Kuba.
Das erste Licht, was ich erblickte, war am 04.02.2019 um 18.15 Uhr am Busbahnhof von Havanna. Dieses Licht gehörte zu einem Reisebus, den die Gruppe gerade betrat, um ihre lange Reise anzutreten. Dank späteren Aufnahmen, welche die Ankunft zu einer Uhrzeit von 08.30 Uhr aufzeichneten, schloss ich, dass meine Begleiter eine fast dreizehnstündige Fahrt über Nacht erlebt hatten – manche eher durchgeschlafen als erlebt; ich fand einige Bilder, welche schlafende Gesichter von Bene, Simon, Ben Ra. oder Anna D. zeigten. Da aber nicht nur eine Hand mich führte, erhaschte ich auch einen Blick auf die müden Gesichter von Jule, Renée und Anna S. Alle drei hatten Kopfhörer aufgesetzt und hörten Musik.
Die zeitlich darauf folgende Aufnahme bildet ein sehr interessant zusammengestelltes Frühstück auf einer Parkbank ab. Thunfisch-Pizza, Brötchen, Schokoladenkekse, Saft und Müsli in Kombination kommt einem nicht häufig vor die Linse.
Die letzten Fotos des Tages hätte ich wahrscheinlich nicht aufgenommen, wenn Anna D. mich nicht mitgenommen hätte. Aufgrund eines Organisationsfehlers in der ersten Casa Particulares waren mehr Räume versprochen worden, als verfügbar waren. Anscheinend ist gebucht nicht gleich gebucht. Mehr als fünf besuchte Casas wurden aufgezeichnet, bevor mit der Casa Nadita eine Bleibe gefunden wurde. Danach… Strom aus. Meine Sicht wurde verdeckt und ich fiel in einen tiefen Schlaf.
Das nächste Mal, als ich geweckt wurde, war, um aufzunehmen, wie Bene und Simon im Gleichschritt die ewig steilen Treppen des Loma de la Cruz, eines kleinen Berges am Stadtrand von Holguin, laut keuchend hinauf stürmten und die Treppenstufen zählten. Dabei stand doch schon im Reiseführer, dass es genau 477 Stufen zum Gipfel sind. Ziemlich dumm, diese Zweibeiner. Wie dem auch sei, ich war klug genug und ließ mich tragen.
Nachdem ich die unglaublich Aussicht auf die Stadt aufgenommen hatte, trafen wir auf eine liebevolle alte Kubanerin, die trotz Rollstuhl die obligatorische Zigarre im Mundwinkel hatte. Die nette Dame schenkte uns sieben identische Ketten, die wir dankend annahmen. Weitere Aufnahmen an diesem Tag waren viele Museen, die zu 100% in diesem Moment renoviert wurden und damit nicht besuchbar waren. Auch lichtete ich verschiedene Straßenzüge und Straßenszenen ab. Die letzten Bilder entstanden im Theater Eddy Sunol, wo die Gruppe eine talentierte und lustige Vorstellung von verschiedenen Altersgruppen einer Tanzschule besuchte.
Am dritten Tag in Holguin erwachte ich erst mittags und musste überraschenderweise feststellen, dass ich nicht mehr in der Stadt war. Statt dessen ruckelte ich in einem rappelvollen einheimischen Transportlastwagen nach Gibara. Leider konnte ich auf Grund der Bewegung nur schlecht das Gespräch zwischen Jule, der Lehrerin, und dem taubstummen Walter fotografieren. Angekommen durfte ich seit Langem wieder das Meer aufnehmen. Es folgte ein Mittagessen aus der regionalen Küche und eine Besichtigung des Ortes samt der lokalen Kirche. Zurück wurde ich wieder durchgeschüttelt, diesmal allerdings in einem kubanischem Gemeinschaftstaxi.
An Tag vier sah ich ebenfalls nicht nur Holguin. Aufgrund eines Gruppenfotos vor einer Pferdekutsche und einem darauffolgendem Bild des Ortsschildes von Mayabe schließe ich auf eine interessante Hinfahrt. In dem Ort selbst fotografierte ich nur einen gemütlichen See, der von kleinen Opti-Seglern überflutet war. Trotz Fotografierverbotes wurde ich beim Kinobesuch im einheimischen Kino gezückt, um Zeuge des lustigen Produkts anderer Kameraarbeit zu werden. Vor dem Feierabend durfte das Pesopizzen-Bild mit vier Pizzen pro Person nicht fehlen. Danach war Schlafenszeit.
Der letzte Tag kam viel zu schnell. Ein Foto von dem Gepäckberg, das letzte Mal Aufbrechen in die Innenstadt zum Bummeln. Nochmal die geöffnete Kunstgalerie besuchen, sogar ein geöffnetes Museum haben wir gefunden. Es zeigte die Geschichte der Provinz, mit besonderem Fokus auf die Revolutionszeit. Einen versteckten netten Buchladen fanden wir auch noch. Fotografisch wurde der Besuch mit einem Foto der erworbenen Bücher festgehalten. Das letzte Foto für diese Reise ist ein Gruppenfoto am Busbahnhof. Doch warte mal, das sind doch zu viele KuSis?! Die Kleingruppe aus dem nahen Bayamo haben wir schon früher getroffen und jetzt treten wir gemeinsam die Rückreise in die Hauptstadt an.
Havanna – I am coming!