Der Tag des Wachprinzen der Wache 3

Ben

Datum: Samstag, der 23.11.2019
Mittagsposition: 25° 18,5′ N; 018° 48.5′ W
Etmal: 241 sm
Wetter: Lufttemperatur: 23,5° C, Wassertemperatur: 23,5°C, Wind: NNE 2
Autor: Ben

Mein königlicher Tag startete um halb 5, da ich um ganz, also 5 Uhr, zur majestätischen Wache antreten musste, in der ich heute zum sogenannten Wachprinz geadelt wurde. Die bedeutet, dass ich gemäß meiner Natur nun Aufgaben an mein geliebtes Fußvolk der Wache 3 verteilen durfte. Da meine königliche Majestät aber noch nicht ausreichend geruht hatte, gedachte ich auch meinen Untergebenen noch etwas Ruhe zuzugestehen. Als ich im Laufe der Wache fit geworden war, habe ich mich dazu entschieden, dass meine lieben Untertanen heute endlich mal was lernen sollen, sodass ich den Unterricht habe starten lassen. Deshalb hieß es um halb 9 für einen Teil der Schüler, dass der Unterricht beginnt – bin ich nicht ein gnädiger Herrscher?

Gleich zu Beginn habe ich die mir ebenfalls in der Wache untergebene, im Unterricht aber selbst gehobenen Amtsadels Theresa die Geschichtskenntnisse prüfen lassen und anschließend sollte im geographischen Unterricht getestet werden, ob die weitreichend Vorkenntnisse besitzenden KUSis auf der Reise auch aufmerksam waren und sie sollten mir die Reiseroute in eine Karte einzeichnen, was sie mit Bravour gemeistert haben – der Ritterschlag liegt nicht mehr fern. Des Weiteren ließ ich die Workshops starten, um auch die Allgemeinbildung meiner geschickten Untertanen zu fördern. Aus den Richtungen Medizin, Musik, Basteln, Spanisch und Kommunikation durften sich die Schülerinnen und Schüler gnädigerweise jetzt in der Etappe bis Grenada einen Schwerpunkt aussuchen und dann Projekte dort auf die Beine stellen, die mich erheitern sollen.

Nach den Sandwiches zum Mittagessen habe ich noch ein Manöver veranlasst, da ich mir einen neuen Kurs weiter Richtung Süden gewünscht hatte, und da die Besatzung durch den einwöchigen Landaufenthalt auf einem meiner Besitztümer in der Sonne (Beneriffa) das schon länger nicht mehr gemacht hatte, war dies eine sehr gute Übung.

Danach wollte ich mein Königreich wieder einmal blitzen sehen. Dementsprechend habe ich das Großreinschiff an allen Stationen ausgerufen. Hier haben alle zusammen mal wieder meine Thor gründlich geputzt, sodass ich hier wieder luxuriös leben kann, wie ich es ja gewohnt bin. Um aber zu prüfen, ob auch alles passt, habe ich mich um Viertel nach drei mit meinem demokratisch gewählten Gremium Schiffsrat getroffen, ich bin ja schließlich ein fortschrittlicher Monarch. Als ich mit meinen Beratern durch das Schiff ging, um es auf das kleinste Detail zu prüfen, durfte ich glücklicherweise feststellen, dass nur an wenigen Stellen nachgeputzt werden musste, sodass ich vollends zufrieden sein konnte – ich habe mir wirklich außerordentlich fleißige und gute Untertanen ausgesucht. Um nun das wohlverdiente Wochenende einzuleuten, lud ich zum Besanschot an ein. Durch verschiedene, unterhaltsame und auch etwas skurrile kulturelle Beiträge wie der Auflösung eines Pärchenbingos, der fiktiven Geschichte der Eileiterschwangerschaft des Kapitäns – erdacht und vorgetragen von unserem neu dazugekommenen Bordarzt Lothar – und Gedanken zu der Grenzenlosigkeit des Meeres von unserem neuen Projektleiter Martin wurde das gesamte Fußvolk zum Lachen und auch Nachdenken gebracht.

Obwohl ich als Majestät natürlich immer präsent bin, konnte ich nicht die ganze Zeit beim Besanschot an bleiben, da nun meine aktive Wache wieder begann. Was man hier in meinem königlichen Zuhause aber schnell lernt, ist, dass es schnell anders kommen kann, als man denkt. Mein KUSi-Schülervolk hatte eine Versammlung ausgerufen, und um eine Rebellion oder gar eine Meuterei zu vermeiden, habe ich meine Wache – natürlich mit Aufträgen versehen – zurückgelassen und in der Schülerversammlung meine Hoheit, die ich zudem in der Rolle des Moderators ausfülle, wirken lassen. Als die Wache dann wieder auf den Achterdeck versammelt war, habe ich – hierarchisch herrscherisch, wie ich bin – die Aufgaben verteilt, wenn jemand gerade keine hatte, habe ich, um das Bildungsniveau zu fördern, erlaubt, dass Unterricht in Astrophysik gegeben wurde, in dem manche dann einige Sternbilder oder einzelne Sterne oder Planeten am göttlichen Sternenhimmel gezeigt bekommen haben.

Um mein Volk dafür zu belohnen, dass sie so gut im Unterricht mitgemacht haben, habe ich für das Abendessen königlich schmeckende Käsespätzle unter sternenklarem Himmel ohne Maschinenlärm veranlasst. Das Essen hat die Stimmung zum Explodieren gebracht und jeder ist satt geworden. Nach dem Abendessen habe ich zur weiteren Erheiterung meiner Untertanen um 20 Uhr den Film „catch me, if you can“ veranlasst. Am Abend habe ich mir noch sagen lassen, dass der morgige Seemannssonntag mit Spiegelei und Bacon zum Frühstück beginnt und wir um die Mittagszeit das angesprochene Bildungsniveau steigern, indem wir uns ein Referat über den vor 250 Jahren geborenen Alexander von Humboldt anhören.

Und zum Ende meiner Wache musste ich feststellen, dass ich doch kein König bin und schon morgen die Rolle des Wachprinzens an jemand anders übergehen wird…

Liebe Grüße
Der ganz normalsterbliche Ben

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