Klingelingeling – Die Post ist da!

Lea

Datum: 20.11.2019
Im Hafen von Teneriffa
Autor: Lea

Wie wahrscheinlich schon bekannt, sind (leider, leider!) nicht alle Stammmitglieder für die ganze Reise dabei. Der schmerzliche Abschied von einem liebgewonnenen und hochgeschätzten Crewmitglied hat aber genau eine gute Sache: Die Möglichkeit, Post nach Deutschland mitzugeben.

An den letzten Abenden vor Abgabeschluss sieht man also überall auf dem Schiff Leute mit Briefpapier und Stift sitzen, um den Lieben zu Hause Post zu schicken. Oft wird noch bis tief in die Nacht in der Hängematte gesessen, nebenbei klimpert Emil gemütlich auf der Gitarre, die Sonne geht hinter den Bergen Teneriffas unter und der Kugelschreiber saust über das Blatt oder auch die Postkarte. Wer schon etwas vorgedacht hat, hat sonst jede freie Minute zum Schreiben verwendet. Auf jeglichen Busfahrten oder auch im Unterricht der deutschen Schule haben wir heimlich ein paar Zeilen geschrieben. Entschuldigt liebe Lehrer, aber natürlich machten wir dies nicht, weil uns der Unterricht nicht gefallen hätte, aber die Zeit während der Doppelstunde Spanisch, in der wir nichts verstanden haben, konnte sinnvoller genützt werden. Zeit ist nämlich mitunter das Wertvollste auf der Thor! In der Schülerversammlung, wenn wir gemeinsam über wichtige Themen reden und Entscheidungen treffen sollen, ist es aber eher anstrengend, wenn manche statt bei der Sache bei ihrer Post sind.

Die nötigen Utensilien wie Briefpapier, Briefmarken und Umschläge haben wir von zu Hause mitgebracht. Postkarten von Teneriffa konnten wir hier kaufen. Manche Schüler müssen sich richtig Mühe geben, eine versprochene Postkarte voll zu bekommen, andere verzweifeln an der Frage: „Wie viele Blätter darf ich denn jetzt in den Brief stecken, wenn ich 80 Cent draufklebe?“ Natürlich helfen wir uns auch hier gegenseitig und verschenken Briefmarken oder noch einen Umschlag.

Post schreiben ist also das eine, Briefe bekommen das andere. Als das erste Mal Briefe auf den Tischen in der Messe lagen, ging die Nachricht wie eine Eilmeldung durchs Schiff. „Die Post ist da!“ Schnell hat jeder den Stapel auf der Suche nach seinem Namen durchwühlt, doch mussten viele enttäuscht und verwirrt feststellen, dass nichts für sie dabei war. Diese wenigen Briefe waren nämlich alle direkt nach Teneriffa geschickt worden. Doch ein paar Tage später konnte das Rätsel der erhofften Briefe gelöst werden, als unser neuer Steuermann Martin an Bord eingetroffen ist und endlich die Briefe, die in Deutschland an das Thor Heyerdahl Büro geschickt worden waren, mitgebracht hat. Schnell wurden sie verteilt und gelesen. Auf manchen Gesichtern sah man einen verträumten Ausdruck, andere saßen einfach lächelnd da und wieder andere mussten lauthals lachen, als sie erfuhren, was in der Heimat alles so passiert war.

An Bord freut sich wirklich jeder über ein Stück zu Hause im Briefumschlag. Wir lesen die Briefe auch bestimmt nicht nur einmal, sondern lassen uns gerne öfter von den netten Zeilen unterhalten oder im Falle des Heimwehs von ihnen trösten. Auch als Zimmerschmuck mit Magneten an die Wand geheftet, bringen uns die Briefe ein Stück Heimat zu uns.

Liebe Freunde und Familie, schickt also weiterhin Briefe zu uns. Wann wieder ein Stammmitglied nachreist und eure Post von Kiel aus mitnehmen kann, erfahrt ihr hier auf der Homepage. Unsere Briefe nimmt Ruth morgen mit nach Deutschland, da sie für die Atlantiküberquerung nicht an Bord sein wird. In einer Woche also, sollte es dann bei euch im Briefkasten rappeln. Vorausgesetzt, ich schlafe heute Nacht beim Schreiben nicht ein…

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