Auf geht’s in die neue Welt!

Nicolas

Datum: 21.11.2019
Mittagsposition: 28° 29,8’N; 016° 01,6’W
Etmal: –
Wetter: Lufttemperatur: 23°C Wassertemperatur: 22,5°C, Wind: SSW 1
Autor: Nico

Die letzten Stunden auf festem Boden auf Teneriffa, bevor es für uns für gut drei Wochen über den Atlantik geht. Für mich war dies eine komische Erfahrung. Mit dieser Veränderung kamen auch noch andere Veränderungen an Bord.

Die erste Nacht in der neuen Kammer. Einerseits ist dies natürlich merkwürdig. Man lässt seine alte Kammer, an die man sich jetzt schon gewöhnt hatte, hinter sich und zieht mit neuen Kammermitbewohnern in eine einem noch unbekannte Kammer. Dennoch finde ich es cool, dass man die Gelegenheit bekommt, jetzt auch andere KUSis, mit denen man vielleicht noch nicht so viel zu tun hatte, besser kennenzulernen.

Der allgemeine Tagesablauf war aber vergleichbar zum Gestrigen. Aufstehen, Frühstücken und dann letzte Vorbereitungen für das Auslaufen treffen. Verproviantierung, alles seefest machen, etc. Wie man sich vorstellen kann, ist vor allem beim Proviant jede Menge zu tun. All das Essen für 50 Leute für über drei Wochen in die Thor zu bekommen, wo der Platz knapp bzw. einfach begrenzt ist, ist eine logistische Meisterleistung. Jedes Fleckchen in den Unterkojen und Unter-Unterkojen wurde ausgenutzt und trotzdem stand am Ende immer noch frisches Obst in den Gängen.

Es war nicht ganz einfach, nach einer Woche Landgang wieder alles seefest und seeklar zu machen. Außerdem wurde unser Trimm-Dich-Fahrrad endlich an Deck geholt. Als das Schiff auslaufbereit war, wurde der Landgang noch einmal freigegeben. Wir konnten in Gruppen von mindestens drei Personen durch Santa Cruz ziehen. Doch um die schöne Stadt zu erkunden, blieb diesmal nicht viel Zeit. Denn Weihnachten steht auch auf der Thor bevor und da dies unser letzter Landgang vor Weihnachten war, hieß es auch für uns Weihnachtsgeschenke kaufen. Da aber nicht jeder für jeden ein Geschenk besorgen kann, wichteln wir auf der Thor. Vor ca. einer Woche haben wir unsere zu Beschenkenden gezogen. Natürlich anonym, sonst ist der Reiz des Wichtelns ja verloren. An Weihnachten auf Grenada wird dann jeder ein individuell gebasteltes Geschenk bekommen. Die Regel ist nämlich, dass nichts Gekauftes einfach so weiter verschenkt werden darf. Also stürmten wir in die Läden von Santa Cruz und kauften uns alles Mögliche – Stoffe, Holz, Lichterketten, Bastelwerkzeuge; eigentlich alles Erdenkliche, was wir für unsere kreativen Ideen brauchten. Die Zeit war knapp, denn erst mussten wir die richtigen Läden finden, was in einer uns unbekannten Stadt gar nicht einfach war, und dann mussten wir noch das Richtige für unsere Ideen finden. Zusätzlich mussten wir uns natürlich auch noch persönlichen Proviant für die dreieinhalb Wochen lange Atlantiketappe kaufen. Um 13:00 Uhr war dann wieder Treffen am Schiff und das erste Signal K in den neuen Wachen folgte kurz danach. Es war sehr ungewohnt, seine alte Aufstellung und seine alte Wache jetzt nicht mehr zu haben, aber andererseits habe ich mich auch auf andere Wachzeiten und neue Gruppen gefreut. Nun wurden letzte Informationen für die Atlantiküberquerung gegeben. Dann hieß es, die wirklich allerletzten Vorbereitungen treffen und kurz danach ging es auch schon los!

Ich konnte es nicht so richtig realisieren, dass wir jetzt drei Wochen auf See, fernab von jeder Hilfe sein werden. Auf uns alleine gestellt. Das mag erst gruselig klingen, aber ich habe mich schon lange darauf gefreut. Ich fand die bisherigen Seeetappen schon sehr schön, vor allem, als wir ohne Maschine gesegelt sind. Es ist so schön ruhig und auch befreiend, fernab vom Stress des Alltags zu sein (abgesehen vom Stress auf dem Schiff). Der Tag war auch nach dem Auslaufen sehr schön. Die Stimmung war gut. Das lag aber auch am Wetter. Die See war spiegelglatt, die Sonne schien und einen schönen Blick auf Teneriffa hatten wir auch noch. Der ruhige Seegang und der damit verbundene fehlende Wind hatten noch eine positive, und eine negative Sache an sich. Die positive war, dass die Seekrankheit bei allen noch fast gar nicht bemerkbar war. Noch. Die negative war, dass unsere Maschine Olga noch schuften musste und wir keine Ruhe genießen konnten. Doch das wurde dadurch kompensiert, dass sich nur einige Stunden nach dem Auslaufen schon die erste Gruppe Delfine um den Bug der Thor sammelten und durch die spiegelglatte See hatte man dieses Mal einen ganz besonders guten Blick auf die schönen Tiere.

Der Abend wurde durch einen wunderbaren Sonnenuntergang gekrönt. Man konnte vom Wasser aus die ganze Insel, sogar mit Teide, bewundern. Das Beste war, dass in der Ferne eine Gruppe Wale zu beobachten war! Das war das erste Mal auf unserer Reise, dass man Wale richtig sehen konnte. Es hat sich, soweit man es erkennen konnte, um Grindwale gehandelt.

Alles in allem war es wieder ein intensiver Tag, aber ein wunderbarer Auftakt zu einer hoffentlich auch wunderschönen Atlantiküberquerung.

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