Der Nikolaus auf der Thor

Max M.

Datum: Freitag, 06.12.2019
Mittagsposition: 13° 59,5‘ N 037° 44,3‘ W
Etmal: 133 sm
Wetter: Lufttemperatur: 26,5°C, Wassertemperatur: 26°C, Wind: ENE
Autor: Max

Klassenzimmer unter Segeln. Segeln tun wir aktuell sehr gut Richtung Karibik. Doch ab dieser Etappe gibt es ja auch das Klassenzimmer. Dadurch, dass sich dieses nur ca. 15 m Luftlinie von den Kojen befindet, werden wir erst um 07:30 Uhr geweckt, frühstücken gemeinsam und begeben uns dann, ausgerüstet mit Klemmbrett und Stift auf den Schulweg. So saß ich diesen Donnerstag also wieder auf dem Hauptdeck unter dem Sonnensegel, auf den Bierbänken natürlich im Reitersitz. Das heißt, man sitzt mit Blickrichtung zur Tafel, die zwischen den beiden Bulleyes des Deckshauses hängt, und hat einen Fuß rechts und einen Fuß links der Bank, so fällt man bei den großen Wellen nicht um. Was unser Klassenzimmer hier noch von dem zu Hause unterscheidet, ist der Wind, der ständig und kräftig weht, sodass Lehrer wie auch Schüler mit lauter Stimme reden müssen, um sich verständigen zu können. Noch im Unterricht mit dabei sind natürlich der Sonnenhut und einen Tube Sonnencreme. So hatten wir also Geschichte, Chemie, Mathe, Deutsch, Spanisch, Englisch und Geographie. Da unsere Schülergruppe also Unterricht hatte, sind die anderen Schüler Wache gegangen.

Am nächsten Tag, es war Freitag, war es dann genau andersherum: Wir waren mit Wache dran und die anderen sind in den Unterricht gegangen. Nach dem Aufstehen haben wir allerdings ziemlich schnell die Nikolausüberraschung entdeckt: in der Messe, unserem „Wohnzimmer“, war eine Wäscheleine gespannt, an der 50 Socken hingen. Die drei Schülerinnen Mona, Leni und Sophia waren nämlich schon ganz früh dem Nikolaus begegnet, und haben ihm gezeigt, wo er die prall gefüllten Socken für die ganze Mannschaft hinhängen kann. Diese Socken hatten sie auch am Tag vorher schon für den Nikolaus von allen eingesammelt und zwar wurde um die buntesten und auffälligsten gebeten, sodass jeder seinen Socken auch von den andern 49 unterscheiden kann. Wir wurden also auch mitten auf dem Atlantik mit Mandarinen, Nüsse und Schokolade von dem Heiligen beschenkt.

An besagter Wäscheleine findet man aber auch unsern selbst gemachten und selbst ausgedachten Adventskalender. Jeden Tag dürfen hier zwei oder drei Personen ein Türchen öffnen. Das heißt in ein Schächtelchen schauen, das von den Schülerinnen und Schülern des Workshops „Basteln“ gestaltet wurde. Darin findet man dann eine Kleinigkeit wie ein Armband oder ein Bonbon, plus eine Aufgabe, die man den Tag über erledigen muss. Bei dieser Aufgabe handelt es sich um etwas, das der ganzen Schiffsgemeinschaft zugutekommt. So auch am Nikolaustag.

So kam es dazu, dass wir beim Abendessen ein kleines Theaterstück zu sehen bekamen. Die Kostüme wurden aus dem zusammengestellt, was man eben so an Bord findet. Julias Engelskrone wurde also aus Alufolie geformt, Corinna, eine unserer Wachführerinnen, kam als Knecht Ruprecht mit Kette und Schrubber als Stab und Lothar, der Bordarzt war mit dem roten Ölzeug der geborene Nikolaus. Sie haben das Gedicht „Knecht Ruprecht“ umgedichtet:

Von draus vom Meere kommen wir her,
Euch zu sagen, es weihnachtet sehr.
All überall auf den Wellenspitzen,
Sahen wir weiße Schäumlein spritzen,
Und unten aus dem Meerestor
Lugte auch schon Neptun hervor.

Wie sich das auch für den Nikolaus und sein Gefolge gehört, wurde den bösen Kindern einmal ins Gewissen geredet, sodass ab jetzt niemand mehr zu spät zu Wache kommen wird, dem Unterricht folgen wird und auch am Ruder brav seine Schuhe anziehen wird.

Vielen Dank also für diese weihnachtliche Einlage!

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