Autorinnen: Emma & Lena
Freizeit – dieses Wort hat für uns KUSis eine ganz besondere Bedeutung. Es ist die Zeit, in der man mal ganz einfach das tun kann, worauf man wirklich in dem Moment Lust hat. An Land kommt dann auch noch dazu, dass wir uns keinerlei Gedanken über „Signal K“ oder sonstige Signale machen müssen. Hier in Boquete haben wir fast jeden Tag nach der Schule Freizeit oder wie es bei uns so schön heißt „Freier Landgang“. So sieht man, kaum dass die Schule aus und die danach folgende Besprechung vorbei ist, eine große Horde zum gegenüberliegenden Markt strömen. Auch wir, Emma und Lena, waren unter diesen Menschen. Der Markt war: bunt, laut, interessant, fremd und voller schöner Souvenirs, also das reinste Paradies für sämtliche KUSis. Es gab beispielsweise Armbänder, Hängematten und die von uns allen sehr stark begehrten Alpaka Pullis. So entwickelte es sich über die Woche immer mehr, dass man KUSis in bunten Pullis oder weiten, gestreiften Hosen antraf. Bei so einer riesigen Auswahl haben einige schon manchmal Probleme, ihr Geld richtig einzuteilen, vor allem, wenn man immer im Hinterkopf hat, dass man ja noch Kaffee kaufen will… Auch das nahe gelegene Café „Perfect Pair“ macht dieses Unterfangen nicht gerade einfacher. Mit seinem leckeren Kuchen und dem guten Kaffee ist es der perfekte Ort für eine kleine Verschnaufpause nach dem ganzen Einkaufen. Dass es dort zusätzlich noch WLAN gibt, störte natürlich auch niemanden…
Und irgendwann kam dann für uns alle der Moment, in dem es „Auf zur Gastfamilie“ hieß. Dieser Weg wird meistens mit dem Taxi gemeistert. Die Beschaffung eines Taxiplatzes kann schon mal etwas länger dauern, weshalb man das schon mit zu einer Freizeitbeschäftigung zählen kann. Der Grund dafür, dass es kaum Plätze gab, war die „Feria de las flores y del cafe“, also die „Feier der Blumen und des Kaffees“, die in Panama äußerst beliebt ist. Das Fest war zwar wunderschön mit all seinen angepflanzten Blumenformationen und der landestypischen Musik, doch die Taxis waren mit den Feria Besuchern so voll, dass es schon fast an ein Wunder grenzte, wenn man ein Taxi mit einem freien Sitzplatz fand, das dann auch noch in die richtige Richtung fuhr. Es fehlte nur noch der Beleg und schon konnte es die letzten paar Meter zu Fuß Richtung Gastfamilie gehen. Bei den meisten hieß das Motto in der Gastfamilie nur: „Lächeln, nicken, SI sagen und wenn dann ein irritierter Blick kommt auf NO umändern“.
Doch mit kleinen „Nachschlagpausen“ kam jeder von uns auch dort über die Runden. Was bei einigen auch noch der Fall ist, ist das plötzliche Finden neuer Familienmitglieder. Dies läuft wie folgt ab: in scheinbar normalen Situationen, wie beispielsweise beim Frühstücken, geht plötzlich die Tür auf und es erscheint ein völlig fremder Mensch. Durch mangelnde Spanischkenntnisse war es vielen von uns ein Rätsel, in welcher Beziehung die Menschen zur Familie stehen.
Außer dem oben beschriebenen freien Landgang, den jeder nach Lust und Laune frei gestalten konnte, gab es zusätzlich am Wochenende auch noch die Möglichkeit, den höchsten Berg Panamas, den Baru, zu erklimmen. Optional gab es die Möglichkeit, eine Tour zu drei Wasserfällen zu machen, wir beide entschieden uns allerdings für den Baru. Samstagabend wurden wir an drei verschiedenen Orten von einem Jeep abgeholt. Und auf ging es mitten in der Nacht zum Baru, der zudem noch ein Naturpark ist. Eigentlich wurden wir informiert, dass die Fahrt über eine Stunde dauern würde, jedoch war dies leider nicht annähernd der Fall. Da konnten wir dann doch nicht irgendwie noch Schlaf sammeln.
Was die ganze Stimmung aber wieder anhob, war, dass nach dem Öffnen der Türen plötzlich zwei unserer Lehrerinnen vor uns standen, die wir seit zwei Wochen nicht mehr gesehen hatten – Monja und Theresa begleiteten uns auf den Berg. Wir liefen die ganze Nacht lang den Baru hoch, man konnte grade noch so den Weg vor sich mit den Stirnlampen erkennen. Überraschenderweise waren wir das erste Mal auf der Reise schneller im Wandern als gedacht und es lief echt gut, bis zu dem Zeitpunkt als es extrem zu regnen begann. So kam es auch zur Situation, dass wir uns aufteilten, weil wir zum einen wegen des Regens nicht mehr auf den Gipfel sollten, und zum anderen war der Sonnenaufgang noch zu weit entfernt, als dass man auf ihn hätte warten können. Eine Gruppe drehte so zwei Kilometer vor dem Gipfel um, weil inzwischen alles einfach nur noch durchnässt war und die Anderen liefen noch bis zu dem Punkt, an dem wir nicht mehr weiter gehen dürften. Lena und ich drehten beide um, da es für uns keinen Sinn machte, weiter zu laufen, wenn wir eh nicht auf den Gipfel dürften.
Von der Gipfelstürmertruppe wurde uns aber noch erzählt, dass sie den Sonnenaufgang noch so 50 Meter unter dem Gipfel mit Ausblick auf den Atlantik sahen. Wir hatten da schon wieder die Reise nach unten begonnen. Es war echt faszinierend zu beobachten, wie so langsam die Natur des Baru aus der Dunkelheit auftauchte. Der Vulkan generell ist beeindruckend, weil bis knapp unter dem Gipfel noch Bäume stehen und ziemlich hoch immer noch tropischer Regenwald ist. Auf einmal läuft man an einer Landschaft vorbei, die man beim Besteigen gar nicht vermutet hätte. Es war so, als ob eine neue Welt aufgetaucht wäre.
Ganz runter laufen durften wir laut der Guides dann anscheinend auch nicht mehr, denn die organisierten die Jeeps, mit denen man übrigens auch bis zum Gipfel fahren kann, um uns ein paar Kilometer vor Ende runter zu fahren. Von denen wurden wir auch gleich zu den vorherigen Treffpunkten gefahren, wo es dann auch wieder zurück in die Gastfamilien ging.
Wie man sehen kann, fanden wir immer recht gute Wege, unsere Freizeit zu nutzen, die für uns doch schon echt reichlich war. Boquete war zusammengefasst echt ein richtig schöner Aufenthalt, der durch Schule und eigene Zimmer in Gastfamilien schon sehr an zu Hause erinnern konnte.