Datum: Sonntag, der 25.01.2015
Mittagsposition: 11° 05,2′ N; 081° 27,8′ W
Wetter: Lufttemperatur: 28°C, Wassertemperatur: 27°C, Wind: NE 4
Autor: Johannes
Auf der Thor hat man seine zweite Familie, die KUS-Familie.
Man hat ein gemeinsames Ziel, eine Leidenschaft, nämlich mit anderen 49 Leuten ein halbes Jahr lang um die halbe Welt zu segeln und die aufregendsten Dinge zu erleben. Viele Interessen werden geteilt und jeder gibt sein Bestes und trägt so viel er nur kann zur Gemeinschaft bei, in der jeder seinen ganz besonderen Platz hat. Es gibt keine Distanz zwischen Stamm und Schülern, im Gegenteil, es herrscht eine innige Vertrautheit zwischen allen Bordmitgliedern. Man erlebt so viel zusammen und teilt miteinander so viele Erfahrungen und Eindrücke, einen Teil seines Lebens, insbesondere in einer so langen Zeit.
Dieses Miteinander jeden Tag mit der Devise „Gemeinsam können wir alles schaffen“ schweißt uns alle immer stärker zusammen. Mit der Zeit versteht man sich gegenseitig besser, kennt die Charakterzüge, Probleme und Stärken der anderen. Jeder wird mit einer gewissen Handlung und Geste assoziiert, bei der man sofort an jemanden denken muss, der diese häufig verwendet.
Sei es während der Wache, in der Backschaft oder bei Reinschiff, ständig wird versucht eine gute Stimmung in der Gruppe zu haben, in Form von Witzen oder Albereien, auch wenn die Motivation gerade mal nicht allzu groß ist. Jeder hilft jedem, wo er nur kann. Wenn es irgendjemanden aus der Crew nicht sonderlich gut geht, sei es, weil derjenige seekrank ist oder sich wegen anderen Beschwerden außerstande sieht, am nächsten Tag Backschaft zu machen, gibt es immer jemanden, der gut zuredet und es übernimmt.
Mama und Papa, die einem gut zureden und trösten, wenn einem etwas bedrückt, mit einem lachen und sich freuen, wenn es etwas zu feiern gibt, all das gibt es hier an Bord in gewisser Weise auch. Das Heimweh ist deswegen zum Teil auch nicht ganz so schlimm, nicht zuletzt, weil um einen herum ständig etwas passiert. Natürlich kommt, insbesondere wenn man krank ist, das Gefühl „Jetzt wäre ich gerne zu Hause“ auf, doch durch die Bemühungen aller, einem zu helfen, wird dies ein wenig verdrängt. Es ist trotzdem jedes Mal ein Highlight, wenn man seine Eltern nach längerer Zeit wieder einmal hört bzw. per Skype sogar sieht! Denn seine Familie ist einfach das Wertvollste, das man hat.
Das Schönste – und genau das macht eine Familie wohl aus – ist, dass man füreinander da ist, sich umeinander kümmert. „Wie geht es dir?“, eigentlich nur eine einfache Floskel, total belanglos, meist der erste Satz in einem Smalltalk nach „Hi!“. Doch es ist viel mehr als das! Die Tatsache, dass es jemandem ein Anliegen ist, sich nach dem Wohlbefinden eines anderen zu erkundigen, ist ein Zeichen dafür, dass man jemandem nicht gleichgültig ist, sondern etwas bedeutet.
Man fühlt sich gleich viel wohler, wenn man gefragt wird, wie es einem geht und wenn man um sich Menschen hat, die man mag.
Und so war das Wiedersehen nach dem 17-tägigen Aufenthalt in Panama eine riesige Freude!
Alle fielen sich in die Arme und waren glücklich, die Reise nun wieder gemeinsam fortzusetzen.
Auf Wache gehen, Reinschiff, Backschaft und sogar ein wenig auf den Unterricht freuten wir uns.
Es ist schön wieder „zu Hause“ zu sein, auf der Thor. Man kennt nach den drei Monaten auf See so gut wie jede Ecke an Bord, jeder hat seinen Lieblingsort zum Entspannen und jeder fühlt sich mit dem Schiff verbunden. Den Stamm wiederzusehen und der Austausch der sich zugetragenen Ereignisse in den letzten Wochen, die alle unterschiedlich erlebt hatten, war toll!
„Da ist Lasse! Und da ist Ruth! Und da drüben ist Simon!! Haaaalllloooo!“, wurde nacheinander gebrüllt und alle waren wahnsinnig glücklich! So schnell, wie wir aus dem Wassertaxi an Bord gestiegen sind, sind wir sonst bei keiner Sache…..außer wenn es heißt, es gibt Briefe, dann wird alles stehen und liegen gelassen, um die heiß begehrte Post zu verschlingen!
Endlich wieder beisammen und endlich wieder an Bord der Thor, auf der wir uns am meisten auf das Segeln nach der langen Zeit an Land gefreut haben. Mal schauen, ob wir „Landeier“ immer noch Lust haben, wenn es anfängt zu schaukeln. Aber eines ist sicher: Man muss da nicht alleine durch! Es sind genügend andere da, die einem zur Seite stehen und in einer Familie wird auf jeden gut aufgepasst! Menschen, die für einen da sind, wann immer man sie braucht! Was gibt es Schöneres als eine Familie?
P.S.: Alles Liebe und Gute zum Geburtstag Mama!
Viele Grüße aus der karibischen See,
Dein Johannes
Lieber Opa Karl, ich wünsche Dir alles Liebe und Gute zum Geburtstag.
Viele Grüße aus der Ferne,
Deine Elena