Pinsel, Farbe, Hafenmauer – wir verewigen uns in Horta

paulaDatum: Dienstag, der 31.03.2015
Mittagsposition: Marina in Horta/Faial (Azoren), 38° 28,7′ N, 028° 42,2′ W
Etmal: 0 sm
Wetter: Lufttemperatur: 17° C, Wassertemperatur: 16,5°C, Wind: –
Autorin: Paula

Ein paar Tage zuvor: Wir sind gerade erst in Horta auf der grünen Insel Faial angekommen. Was liegt da näher, als die Gegend erkunden zu wollen? Also hat Johannes seinen Vortrag vorbereitet und gibt uns eine exklusive Stadtführung. Zuerst einmal müssen wir aber aus der Marina raus, was eine ganze Weile dauern kann, da wir am Ende der Pier liegen, die ins Hafenbecken hineinreinragt. Der andere Grund: Man muss sich doch die ganzen Bilder und Logos anschauen! Irgendwann haben die Segler, die in dem kleinen Städtchen auf ihrer Reise um die Welt vorbeikamen, angefangen, sich mit einem selbstgewählten Logo zu verewigen. Das hat zur Folge, dass die Hafenmauer und die Pier in Horta nicht grau, sondern bunt wie ein Regenbogen sind. Es ist wirklich interessant, sich all das anzuschauen. Auch die letzten KUS-Jahrgänge haben es sich nicht nehmen lassen, ihr Zeichen zu hinterlassen. Auf dem Weg durch die Marina haben wir die natürlich gesucht, gefunden und ausführlich begutachtet. Da ist unser Guide Johannes schon ganz ungeduldig geworden…
Man sagt, wer sich hier nicht die Zeit für ein Bild nimmt, der wird nie wieder in diesen Hafen zurückkehren. Aber auch bevor wir das gehört haben, stand für uns sofort fest: Wir wollen das auch machen! Jeder konnte bis zum Einlaufen einen Vorschlag zeichnen. Diese wurden alle im Gang im Mitschiff ausgehängt und dann wurde abgestimmt. Irgendwann stand dann fest, dass einer von meinen beiden Entwürfen seinen Weg auf die Pier finden würde. Freitags machten Max und ich uns dann nach dem Unterricht auf. Zuerst haben wir uns eine freie Fläche in der Nähe der anderen Bilder gesucht. Je nachdem, wo man sucht, ist es gar nicht so einfach, ein freies Plätzchen zu ergattern. Die inoffizielle Regel lautet: sobald man irgendwo ein Logo nicht mehr erkennen kann, darf „drüber“ gepinselt werden. Zuerst muss grundiert werden. Also malten wir eine Schicht mit der von Simon angemischten weißen Farbe. Bevor es weitergehen konnte, sollte diese Schicht erstmal trocknen. Drei Tage später war unser „freier“ Tag. Während andere sich in die Stadt aufmachten, schmissen Charlotte, Max und ich uns in die allseits beliebten Blaumänner. Aber bevor wir produktiv werden konnten, mussten wir erst mal Farbe kaufen gehen. Im Thorfundus sind nämlich nur weiß und schwarz vorhanden, aber wir wollten bunt malen! Das dauerte eine ganze Weile. Und als wir dann endlich mit unserem ganzen Zeug (Farben, Pinsel, Verdünner, Lappen, Pappe, Skizze, Gläser zum Mischen) an Ort und Stelle waren, kam die Enttäuschung: Natürlich sind Leute durch die Grundierung gelaufen. Unser schönes weißes Rechteck war jetzt gar nicht mehr so weiß. Egal, beschlossen wir, jetzt kommt eh wieder Farbe darüber. Unser Logo besteht im Wesentlichen aus einer Kompassrose, an deren Spitzen unsere Reiseziele stehen. Diese zeichneten wir zuerst vor, dann wurden Farben gemischt und Pinsel geschwungen. Im Laufe des Tages bekamen unsere Handschuhe immer mehr Flecken, die Farbtöpfe leerten sich und die Pier wird immer bunter. Nach ein paar Stunden ließ unsere Konzentration nach und wir bekamen Hunger. Die Kompassrose war schließlich fertig, in Blautönen, Rot, Orange, Gelb, Weiß und Grüntonen. Weiter konnten wir an diesem Tag nicht arbeiten, erst musste die Farbe wieder trocknen. Ziemlich zufrieden packten wir unseren Kram zusammen und brachen wieder zur Thor auf.
Am Tag darauf war Schiffsarbeiten-Tag. Rostklopfen, Verproviantieren, Teeren und… Malen! Charlotte und ich begaben uns wieder an den Ort des Geschehens. Jetzt fehlte nur noch die Schrift, bis zum Mittagessen waren wir soweit fertig. Nachmittags wartete noch eine andere Aufgabe auf uns. Neben den KUS-Logos gibt es auch noch ein Bild der „Thor Heyerdahl“ in Horta. Seit 1983 wird hier jedes Jahr, in dem die Thor hier ist, die neue Jahreszahl mit dazu geschrieben. Wie oben erwähnt, werden die verwitterten Bilder meist sehr schnell übermalt. Bei den meisten ist recht schnell nichts mehr zu erkennen, ein Großteil der Bilder sind etwa von 2010 bis 2011. Deshalb wird das Thorlogo jedes Jahr wieder aufgefrischt. Dieses Jahr war eine Generalsanierung nötig. So machten wir uns wieder ans Werk und rückten der Mauer mit Pinsel und Farbe zu Leibe. Bei der detallierten Abbildung ist höchste Konzentration gefragt, und die ging uns nach zwei Tagen langsam verloren. Zum Glück bekamen wir noch von Linus, Sarah und Max Unterstützung. Bis zum Abendessen war das Werk dann vollbracht, die Thor und das Meer glänzten wieder.
Bei unserem Kompass fehlte aber noch etwas ganz Wesentliches: die Unterschriften von allen Crewmitgliedern. Deshalb stellte ich mich nach dem Essen mit vier Pinseln und blauer Farbe auf die andere Seite des Hafens und wartete. Nach und nach kamen alle vorbei. Irgendwann wurden die Pinsel knapp, nach dem Motto: „Lena, bekomm ich den nach dir?“ „Nein, erst ist noch Clara dran, und dann noch Michi, Alex und Katha.“ Aber nach einiger Zeit waren alle durch und das Logo war fertig!
Mir hat es richtig gut gefallen, mich endlich wieder kreativ auszutoben, und zu sehen, wie das Bild langsam immer bunter wurde. Es war auch richtig schön, wenn immer wieder Leute vorbei gelaufen kamen, neugierig geschaut haben und man sich kurz unterhalten hat oder sie das Bild toll fanden.

Menu