Teneriffa, wir kommen!

schueler.juliusDatum: Montag, der 09.11.2015
Mittagsposition: 40° 37,3′ N; 010° 46,8′ W
Etmal: 129 sm
Wetter: Lufttemperatur: 21° C, Wassertemperatur: 19°C, Wind: NE1-2
Autor: Julius

Der Tag schien heute genauso zu beginnen wie die Tage davor, als Bene uns in der Früh um 8:30 Uhr weckte. Doch irgendetwas schien heute anders zu sein, als an den vorherigen Tagen. Allerdings dauerte es eine Weile, bis ich in der morgendlichen Müdigkeit realisierte, wie hell es in unserer Kammer tatsächlich war. Spätestens als ich fünf Minuten darauf in das Deckshaus ging, wurde es mir klar. Unten in unserer Kammer hatte man es kaum bemerkt, aber jetzt zuckte ich zusammen, als das Sonnenlicht mir in die Augen stach.
Draußen herrschte herrlicher Sonnenschein bei ca. 21°C. Der erste, der das Wetter offensichtlich genoss war Vinzent, der in Badehose in der Messe erschien. Nach dem Frühstück hätte unsere Wache eigentlich Reinschiff machen sollen, aber weil wir diese Woche die Station Sanitär haben und dort nur die Hälfte der Wache aufgrund des Platzes putzen kann, hatte ich zusammen mit einigen anderen aus meiner Wache Freizeit, sodass wir uns gemeinsam bei dem guten Wetter auf dem Deckshaus auf eine der Festmacherleinen, die dort aufgeschossen liegt, setzten konnten.

Um elf Uhr begann dann auch unsere Fahrwache und heute war es unsere Aufgabe, die Segel zu setzen, um dann mit Vollzeug, also unter allen Segeln, in Richtung Teneriffa weiterzufahren. Nachdem wir also das Großtoppsegel gesetzt hatten, mussten Nico, Uri, Manuel und ich die Wanten des Schonerrmastes aufentern, das sind die Stahlseile, die alle drei unserer Masten von beiden Seiten stützen, um dort das Bramsegel und die Breitfock zu entpacken. Oben auf der Rah, einem der drei Bäume an, die quer zum Schiff am Mast befestigt sind und an denen sich die Breitfock, die Mars und die Bram befinden, und balancierten dort auf dem ca. 5 cm dicken „Fußpferd“ 25 Meter über unserem Deck. Der Ausblick von dort oben über den Atlantik war atemberaubend schön und nun fiel mir auch wieder ein, weshalb für mich das Rigg einer der schönsten Orte auf der Thor ist. Weg von dem Lärm auf dem Deck mussten wir uns auf unsere Aufgabe konzentrieren und die Tampen lösen, die dort oben um das Bramsegel gewickelt waren und es an Ort und Stelle hielten. Nach ca. einer Stunde waren alle Tampen gelöst und das Bramsegel war befreit. Nun stiegen wir die Wanten wieder hinunter, um dort die Breitfock zu entreffen und sie genauso wie die Bram zu entpacken, damit die anderen unten an Deck die Segel mithilfe der dazugehörigen Tampen setzen konnten.

Die Zeit schien dort oben zu verfliegen und so war es auch. Als wir wieder unten an Deck angekommen waren, war es bereits 13:30 Uhr und das Deck war leer, denn Mittagessen gibt es immer bereits um zwölf Uhr. Alle anderen hatten schon gegessen und ich hatte echt Angst, nichts mehr zu bekommen. Doch zu Unrecht, denn die liebe Backschaft hatte natürlich auch an die Letzten gedacht. Als wir dann endlich zu Mittag essen konnten, war unsere Wachzeit auch schon wieder vorbei und am Nachmittag hatten wir dann endlich noch einmal Zeit, das gute Wetter zu genießen und uns auf dem Deckshaus zusammen mit den anderen zu entspannen. Allerdings konnte man in diesen Tagen eine weitere Aktivität beobachten, die meist von Gruppen aus mindestens zwei Leuten betrieben wird. Diese gehen einmal um das ganze Deck und flüstern dabei komische Wörter, wie Steuerborddirkblockaufholer oder Großtoppschot. Dabei handelt es sich nämlich um die Tampen der verschiedenen Segel, die gelernt werden, dass bei einem Manöver jedermann weiß, wo sich welche Tampen befinden. Einige dieser Tampen haben jedoch so abstrakte Namen, dass man sie sich erst einige Male in das Gedächtnis rufen muss, damit sie am Schluss auch perfekt sitzen. Einer der längsten Tampennamen ist der Steuerbordgroßstengestagschotblockholepunktversetzer und allein bei der Länge dieses Wortes ist es – glaube ich – für jeden von euch verständlich, weshalb man den ganzen Tag Leute über das Deck laufen sieht, die sich die Tampen wieder in das Gedächtnis rufen.

Abgesehen von den Tampenrunden gab es heute eine weitere Neuerung und zwar unsere erste richtige Unterrichtseinheit bei Natalie, die uns in ihrem Spanischunterricht auf den bevorstehenden Landaufenthalt in Teneriffa vorbereitete. Dazu wurden wir in zwei Gruppen eingeteilt, die jeweils von 10:00 Uhr bis 11:45 Uhr und von 15:00 Uhr bis 16:45 Uhr mit Natalie unten in der Messe die ersten spanischen Wörter erlernt haben, um uns dann in sechs Tagen in Teneriffa auch etwas mit den Einwohnern austauschen zu können. Am Abend nach dem Abendessen wurde dann auch der lang ersehnte Filmabend mit dem Film 10000 B.C. nachgeholt, der aufgrund von Wellengang und Seekrankheit zusammen mit ‚Großreinschiff‘ und „Besanschot an“ am Samstag ausgefallen war.

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