Datum: Montag, der 23.11.2015
Mittagsposition: 24° 44,7′ N; 021° 23,5′ W
Etmal: 129 sm
Wetter: Lufttemperatur: 24° C, Wassertemperatur: 24,5°C, Wind: E 5-6
Autorin: Melanie
Als wir gestern beim Abendessen feststellten, dass eine Hälfte der KUSis, nämlich Gruppe A, heute das erste Mal Unterricht hat, kam bei uns erst einmal Freude auf. Auch wenn diese Freude nicht unbedingt auf das bevorstehende Lernen, sondern auf das Durchschlafen zurückzuführen war, hatten die meisten gute Laune, als sie heute Morgen ohne vorherige Unterbrechung durch eine Nachtwache erst um 7.30 Uhr geweckt wurden. Denn wer Unterricht hat, hat in der vorhergehenden Nacht keine Nachtwache. Die andere Gruppenhälfte hatte ganz normal Wache, Reinschiff, Backschaft und Freiarbeit, wobei diese dann morgen Unterricht hat.
Nach einem stärkenden Frühstück, und dem Zähneputzen mit den Lehrern, kramten alle ihre Blöcke aus der hintersten Ecke ihres Faches und erschienen pünktlich und hochmotiviert für die erste Doppelstunde Physik in unserem neuen Klassenzimmer.
Da das Hauptdeck wegen Böheneinfalls heute nicht für ein Klassenzimmer unter Segeln geeignet war, wurde unser Speisesaal und sonstiger Aufenthaltsraum, also die Messe der Thor Heyerdahl, zum Unterrichtsraum umfunktioniert.
Als sich alle auf eine Hälfte der dortigen Bänke gequetscht hatten, um auf die Tafel sehen zu können, begann die erste Stunde des Tages. Durch das ständige hin- und herrutschen von Schülern, und dem ständigen Festhalten von Mäppchen, Ordnern und Blöcken, war die Konzentration auf die Entwicklung der Weltbilder etwas eingeschränkt, obwohl sich alle wirklich Mühe gaben. Als dann aber die ersten Ordner den Abflug machten und auch der Lehrer vorne nur hin und her schwankte, war es Zeit für eine Pause, in der man die Füße an Deck, durch die Wellen die über Bord schwappen, bei 24°C angenehm kühlen konnte.
Danach kamen die erste Biologie- und Chemiestunde. In Biologie ging es um Ökosysteme und in Chemie gab es zum Einstieg glücklicherweise ein paar Wiederholungen, wobei viele erstaunt feststellten, wie viel man in vier Wochen vergessen kann. Dafür bestimmten die Farben der verteilten Maoamstückchen die Einteilung der Gruppen für unsere Gruppenarbeitsphase, was unsere Laune ziemlich anhob. Zudem wurde der Unterricht für die Leute in der letzten Reihe kurzzeitig unterbrochen, da die derzeitige Wache ihre Sicherheitsronden ging, deshalb in die Bilgen unter den Bänken schauen musste und so die hochkonzentrierten Schüler zum Aufstehen brachte.
Nach dem Mittagessen musste der Unterricht etwas nach hinten verschoben werden, da davor noch eine Halse gefahren wurde. Als diese geschafft war, kamen die sprachlich Begabten zum Zug, da zuerst der Spanischunterricht für Fortgeschrittene und anschließend der für Anfänger stattfand.
Mittendrin kamen dann die Leute der Reinschiffstation ‚Messe‘ vorbei und wir mussten alle unsere Füße heben, damit der Boden gewischt werden konnte. Um die Sprachkenntnisse noch weiter zu verbessern, wurde danach direkt ins Englische gewechselt und über den Einfluss der englischen Sprache auf der Welt diskutiert. Zum Kennenlernen der Welt auch auf Deutsch gab es nach der Kaffeepause eine Stunde Geographie. Bei dieser waren alle schon etwas müde, wobei das Ferrero Rocher als Anschauungsmodell für den Erdaufbau, die Motivation noch einmal deutlich steigerte.
Im Gegensatz zur Schule zuhause, gab es in diesem Klassenzimmer am Ende jeder ersten erfolgreichen Stunde einen Applaus für jeden Lehrer.
Zum Abschluss des Tages hatten wir zwei Stunden in den Wahlpflichtfächern, die wir zuvor gewählt hatten. Diese gingen von spanischer Konversation, über Meeresbiologie bis hin zur meist gewählten astronomischen Navigation. In Spanisch wurden Dialoge zum Kennenlernen und zum Herausfinden von Telefonnummer und Email-Adressen geführt, wohingegen es in Meeresbiologie um das Kennenlernen und Feststellen der schon gesichteten Wal- und Delfinarten ging. Bei der astronomischen Navigation haben wir anhand eines Orangen-Mandarinen Modells den Verlauf der Sonne um die Erde mit Berücksichtigung der Erdachsenschräglage wiederholt und theoretisch gelernt, wie man den Breitengrad seines eigenen Standortes bestimmen kann. Diesen Teil durften wir auch gleich praktisch üben, indem wir das erste Mal einen Sextanten in die Hand bekamen und eine Wolke ‚schießen‘ durften. Dabei wird die Wolke mit der Hilfe von Spiegeln am Sextanten auf die Höhe des Horizontes gesetzt, und dadurch der Winkel zwischen dieser Wolke und dem Horizont bestimmt.
Zur Stärkung gab es abends leckere Nudeln mit einer Curry-Gemüse-Soße, welche die erste reine Schülerbackschaft, also eine Backschaft, die ohne einen Erwachsenen gekocht hat, für uns gezaubert hatte.