Das Märchen der Muskatnussprinzessin

Schueler.piaDatum: Samstag, der 19.12.2015
Mittagsposition: 12° 02,7′ N; 061° 45,0′ W
Etmal: 0 sm, im Hafen von Grenada
Wetter: Lufttemperatur: 30° C, Wassertemperatur: 28,5°C, Wind: SSE1
Autorin: Pia

Vor langer, langer Zeit lebte auf Grenada eine alte Frau, die von allen Petit Maman genannt wurde.
Sie wohnte auf dem allerhöchsten Berg der Insel in einer kleinen Hütte. Dort baute sie in ihrem Garten die verschiedensten Früchte an. Der große Garten war voll mit Obstbäumen und Gewürzsträuchern, sogar Muskatnussbäume wuchsen dort. Jeden Morgen brachte die alte Frau ihr frisches Obst auf den Markt. Ihre Ware war die beste, leckerste und frischeste auf der gesamten Insel, doch trotzdem trauten die Bewohner ihr nicht. Einerseits, weil sie ganz alleine hoch oben auf dem Berg wohnte, auf den nie jemand ging, andererseits, weil es hieß, dass sie Hilfe bei der Ernte bekam und zwar von einer Fee, einer Muskatnussprinzessin. Diese hatte allerdings noch nie jemand zu Gesicht bekommen.
Tatsächlich hatte die alte Frau ein Geheimnis, denn hinter ihrem Garten verbarg sich ein riesiger See, an dem wirklich eine Muskatnussprinzessin lebte.
Doch die Prinzessin erschien nur selten und immer nur für einen kurzen Augenblick.
Zwei Kinder trauten Petit Maman, der junge Algo und seine beste Freundin Petal. Jeden Tag warteten die beiden auf Petit Maman und fragten sie, ob sie ihr helfen könnten, ihre Ware den langen, beschwerlichen Weg zum Markt zu tragen. Doch jedes Mal antwortete sie: „Nein, heute nicht Kinder. Vielleicht an einem anderen Tag.“ Natürlich hatten auch Petal und Algo schon von der Geschichte mit der Muskatnussprinzessin gehört, doch sie fanden diese zu interessant, um nicht daran zu glauben. Eines Tages fragte Algo Petit Maman, ob er am nächsten Morgen auf den Berg steigen könnte, um die Muskatnussprinzessin zu suchen. Sie lachte und sagte, dass sie es ihm ja schlecht verbieten könne. Zusätzlich ließ sie ihn wissen, dass er beim ersten Hahnenschrei los zum See gehen sollte. Algo bedankte sich und lief sofort weiter zu Petal, um ihr von seiner Idee zu erzählen und um sie zu fragen, ob sie mitkommen wollte. Natürlich wollte Petal sofort mit, niemals hätte sie sich diese Chance entgehen lassen. Petit Maman hatte den beiden schon oft erzählt, wie hübsch die Muskatnussprinzessin sei. Immer, wenn sie auftauchte, trug sie ein wunderhübsches blaues Kleid aus Seide und in ihren blonden Haaren funkelten unzählige Diamanten in Form von Wassertropfen. So stiegen Petal und Algo früh am nächsten Morgen auf den Berg.
Als sie den ersten Hahn krähen hörten, liefen sie zum See. Sie mussten nicht lange warten, da sah Algo die Prinzessin für einen kurzen Augenblick. Sie war genauso wunderschön, wie Petit Maman sie beschrieben hatte. Er zeigte auf die Stelle, an der er die Prinzessin gesehen hatte, doch Petal suchte die Muskatnussprinzessin vergeblich. Doch da wenigstens Algo sie gesehen hatte, liefen die beiden zurück ins Dorf und erzählten überall von der schönen Prinzessin. Die Bewohner hörten ihnen begeistert zu und entschlossen sich dazu, selbst am nächsten Tag zum See zu gehen.
Sie hatten jedoch die Absicht, die Prinzessin zu fangen und ihr die Diamanten zu stehlen. Von dieser Idee wussten Algo und Petal aber nichts. Alle versammelten sich vor dem Morgengrauen und gingen zum See. Sie warteten und auch an diesem Morgen tauchte die Muskatnussprinzessin wieder auf. Sie stand auf einem Floß in der Mitte des Sees. „Seht da, dort drüben auf dem Floß!“, rief Algo, der sie als einziger sehen konnte. Auf einmal sprangen die Menschen in den See und schwammen schnell auf das Floß zu. In diesem Moment wurde Algo und Petal bewusst, dass sie einen Fehler gemacht hatten. Verzweifelt suchten die beiden nach einer Möglichkeit, die Prinzessin zu retten. Sie fanden ein Boot am Ufer, schoben es ins Wasser und paddelten auf das Floß zu. Doch in der Mitte des Sees fing das Boot an zu sinken und Algo, der nicht schwimmen konnte, schrie auf vor Angst. Petal beruhigte ihn. Sie konnte schwimmen und versicherte ihm, dass sie ihn niemals zurücklassen würde, weil er ihr bester Freund war und sie ihn für nichts auf der Welt verlieren wollte. Sie zog Algo durch das Wasser auf das Floß der Muskatnussprinzessin zu. Diese war die ganze Zeit dort geblieben und vor den Bewohnern geflohen, die nach vergeblicher Suche ins Dorf zurückgekehrt waren. Algo und Petal, die die Prinzessin immer noch nicht sehen konnte, saßen mit der Prinzessin auf dem Floß, als jene sagte:„Petal, ich habe gesehen wie tapfer und mutig du warst und deinen Freund gerettet hast.“
Als Anerkennung ließ sie zu, dass auch Petal sie endlich sehen konnte. Nach all dem Trubel liefen die Freunde zurück zu Petit Mamans Hütte, um der alten Frau von den Geschehnissen zu erzählen. Die Hütte war allerdings verlassen. Als einzige Notiz lag ein Zettel auf dem Tisch auf dem stand: Das Haus und der Garten gehört ab sofort euch Kindern. Ich bin mir sicher, dass ihr noch Jahrzehnte lang gut für diesen Garten sorgen werdet und, dass ihr all die wundervollen, leckeren Früchte ernten und verkaufen werdet. Und so kam es auch. Algo und Petal arbeiteten fleißig und brachten jeden Morgen viel Obst und Gewürze hinunter ins Dorf.
Noch heute können wir viele dieser Früchte und Gewürze auf Grenada, der Isle of Spice kaufen und genießen.

P.S.: Alles Liebe und Gute zu Geburtstag, Gomupf!

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