Wieder geht ein Tag langsam vorbei und es dämmert schon, als sich die Dachterrasse des Hotels Lincoln in Havanna mit KUSis füllt.
KUSi 1: Sind alle da?
KUSi 2: Nein, ich glaube es fehlen noch fünf oder?
KUSi 3: Ja, die hängen über der Kloschüssel. Ich glaube, die haben das Essen nicht vertragen.
KUSi 2: Das gibt es doch nicht. Wieso vertragen wir denn das Essen hier nicht?
KUSi 4: Es könnte doch sein, dass das am Wasser liegt. Ich meine, die Leitungen sind seit der Revolution nicht mehr erneuert worden, wir sind jetzt im 58. Jahr der Revolution, die sind einfach sehr alt und wahrscheinlich voller Rostpartikel und so. Deswegen sollen wir das Wasser ja auch nicht trinken und nicht zum Zähneputzen nehmen, dafür haben wir die Kanister. Wo sind die eigentlich?
KUSi 1: Wir haben gerade neue gekauft, die stehen in Zimmer 315. Aber dieser Supermarkt war total komisch. Es gab sehr geringe Auswahl, immer nur eine Marke, und Obst oder Gemüse war gar keins da, dafür dann nur frisch auf dem Markt.
KUSi 5: Ist euch aufgefallen, dass die Seife eingeschlossen in Glastresen steht? Und habt ihr Euch mal die Preise angeschaut? Eine Chipsdose für 2,90 CUC und die Kekse sind auch nicht billiger.
KUSi 3: Dafür gibt es Reis. Und Bohnen.
KUSi 5: Na toll.
KUSi 3: Ja, aber das kostet fast nichts, nur ein paar Pesos.
KUSi 1: Da haben wir es wieder: CUC und Pesos. Wie funktioniert das eigentlich mit den zwei Währungen? Ich weiß dass 1 CUC genauso viel ist wie 24 Pesos, aber mehr auch nicht.
KUSi 6: Also CUC ist die Touristenwährung, der Kurs ist 1:1 mit Dollar, und die Pesos sind die Währung für die Kubaner. Die Luxusartikel wie Chips, Seife und Kekse gibt es nur in CUC, ein normaler Kubaner kann die sich also nur schwer leisten bei einem Monatseinkommen von umgerechnet 15 CUC. Das müsst ihr Euch mal vorstellen, sogar ein Arzt verdient nur ca. 15 € im Monat.
KUSi 2: Wir haben dem Taxifahrer aber 10 CUC für die Fahrt gegeben. Das kommt doch dann nicht hin.
KUSi 4: Ja, das stimmt. Deswegen müssen die Kubaner, die im Tourismus arbeiten, eigentlich hohe Steuern bezahlen, damit es fair bleibt. In der Praxis klappt das aber leider nicht wirklich.
KUSi 7: Das ist doch dann aber nicht der Sinn des Sozialismus oder?
KUSi 5: Nein, eher nicht. Die Währungen wurden ja aber auch ursprünglich eingeführt, um die Wirtschaft anzukurbeln, das hat aber nicht so geklappt wie geplant und jetzt kann man deutlich eben diese Spaltung sehen. Die Leute, die ein Haus für Touristen zu vermieten haben oder illegal Touristen mit ihrem Auto fahren sind deutlich besser gestellt. Zum Vergleich: wir sind gestern mit einem Taxi gefahren und haben 10 CUC bezahlt. Das ist fast ein Monatseinkommen von einem Lehrer oder einem anderen hoch qualifizierten Beruf.
KUSi 1: Mal was Anderes, wisst ihr was mir während der Fahrradtour aufgefallen ist? Überall sind Bilder von Che und Fidel, an jeder zweiten Wand kann man das sehen.
KUSi 3: Ja, das ist mir auch schon total aufgefallen. Das ist alles Propaganda. Sogar im Schlafsaal in der Schule in Pinar del Rio war ein Spruch von Che an die Wand gemalt.
KUSi 6: Sogar auf den Geldmünzen steht „Partia o Muerte“. Wisst ihr was das heißt? „Vaterland oder Tod“, das ist echt der Wahnsinn!
KUSi 5: Schon unglaublich, der Kommunismus ist überall. Ein bisschen Che hier, ein bisschen Fidel da und nicht zu vergessen, ganz wichtig, die kapitalistischen USA.
KUSi 2: Apropos, findet ihr auch, dass man die Auswirkungen des Handelsembargos der USA so deutlich merkt? Die vielen Oldtimer und Pferdekutschen auf den Straßen, und habt ihr die Bauern gesehen? Die bearbeiten ihr Feld noch mit Ochsen, das
ist wie bei uns vor 150 Jahren.
KUSi 4: Das ist mir auch aufgefallen, stimmt. Kuba ist eben auf seine eigene Art ganz besonders.
KUSi 1: Hä, was hat den das mit dem Handelsembargo zu tun?
KUSi 3: Na ganz einfach: Kuba kann seit dieser Blockade vor allem Güter nur aus bestimmen Ländern einführen. Außerdem verhängen die USA Strafen an Ländern, die mit Kuba Handel treiben oder im Land investieren möchten. Das ist echt Wahnsinn.
TPL: Leute, es ist schon wieder so spät! Wir haben total überzogen, es gibt schon seit 15 Minuten Abendessen.
KUSi 7: Lass mich raten, es gibt Bohnen und Reis?
Autoren: Christoph und Raja
Lieber Opa, ich wünsche dir nachträglich alles Gute zum Geburtstag und hoffe vor allem, dass du noch lange so gesund bleibst, wie du jetzt bist. Ich freue mich schon, dich im April wieder zu sehen.
Dein Christoph