Datum: Freitag, der 15.04.2016
Mittagsposition: 50° 23,8′ N; 000° 24,7′ W
Wetter: Lufttemperatur: 6,5° C, Wassertemperatur: 9,5°C, Wind: ESE5
Autor: Manuel
Der englische Kanal ist eines der meist befahrenen Seegebiete weltweit und somit auch eine besondere Herausforderung für uns alle. So waren wir plötzlich von allen Seiten von Schiffen umgeben und auch nachts konnte man im Ausguck sehr viele verschiedene Lichter erkennen. Dies gab uns allen auch noch einmal die Gelegenheit, unser während der Reise erlerntes Wissen in der Praxis anzuwenden. Wir haben zum Beispiel das erste Mal Schallsignale im Nebel gegeben und auch das Radar wurde seiner Bestimmung entsprechend eingesetzt.
Als Segelschiff sind wir natürlich so viel wie möglich gesegelt, womit wir nicht nur Diesel sparten, sondern auch den Vorteil nutzten, dass die meisten Schiffe uns ausweichen müssen. Allerdings gibt es im englischen Kanal die sogenannten Verkehrstrennungsgebiete, die ähnlich wie eine Autobahn, die beiden Verkehrsrichtungen mit einem Mittelstreifen, der nicht befahren werden darf, trennt. Wenn wir aber diesem Verkehrstrennungsgebiet folgen und unseren Kurs dementsprechend anpassen müssen, müssen wir auch auf den Wind und die Segel achten. Da angekündigt war, dass der Wind drehen würde, wir aber dem Knick des Verkehrstrennungsgebiets weiter nach Norden folgen mussten, hieß es heute spontan um 16:30 Uhr: All hands on deck – Signal K und wir fuhren eine Halse. Eigentlich war ein Vortrag von Ruth und Detlef über die Vereine „Thor Heyerdahl“ und „AlumniKus“ geplant gewesen, aber es kommt halt immer anders als man denkt.
Ich stellte den Rudergänger, und es war ziemlich schwierig, das Schiff genau mit achterlichem Wind zu steuern. Dennoch muss ich sagen, dass unsere Halse, die wir Schüler alleine fuhren, eigentlich sehr gut funktioniert hat. Nachdem wir dann gehalst und die Segel übergeholt hatten, ging der Plan wieder einmal nicht auf. Der Wind hatte nicht wie vorausgesagt gedreht und der Kurs, der zum Folgen des Verkehrstrennungsgebietes gesteuert werden muss, war unter Segeln nicht zu steuern. Als wir uns dem Trennstreifen immer mehr näherten, wurden bis auf die Rahsegel alle Segel geborgen und wir fuhren mit Maschinenunterstützung weiter. Segeln durch den englischen Kanal ist teilweise eben doch nicht ganz ohne Maschinenunterstützung möglich.
Abends haben wir in unserer Wache die Straße von Dover passiert und konnten auf der einen Seite die Küste Frankreichs und auf der anderen die Küste Englands erkennen. Das war ein besonders schöner Moment. Hinzu kamen eine Reihe von Offshore Windparks an der französischen Küste und die eine oder andere Bohrinsel.
Der englische Kanal steckt eben voller Leben und man muss immer Ausschau nach den anderen Schiffen und besonders konzentriert den Kurs halten. Obwohl es manchmal sehr anstrengend ist, war der englische Kanal für mich eine der interessantesten Passagen der Reise, wo ich nochmal viel dazu gelernt habe und die letzte Zeit auf See in vollen Zügen und mit dem vollen Programm genießen konnte.