Datum: Dienstag, der 18.04.2016
Mittagsposition: Hafen von Helgoland
Etmal: 107sm
Wetter: Lufttemperatur: 8° C, Wassertemperatur: 9,5°C, Wind: ESE5
Autor: Moritz
„Moritz, Moritz, Moritz du musst aufstehen, schnell!“, dies waren die Worte mit denen mein Tag begann. Eigentlich etwas ganz Normales, an das ich mich während der Schiffsübergabe in der Position als Maschinist gewöhnt hatte. Die nächsten Worte würden sein „Es ist 5:45 Uhr, Zeit den Generator anzuschalten, damit die Backschaft das Frühstück vorbereiten kann. Doch es kam anders und als nächstes bekam ich den Satz „Du musst die Maschine klarmachen und zwar am besten schnell!“ zu hören. Noch darüber grübelnd, was denn nun passiert sein könnte, zog ich mich an und ging in den Generatorraum, um erst mal für Strom zu sorgen, ohne den der Maschinenstart sich nämlich als schwierig erweisen würde. Als nächstes suchte ich meinen Weg in den Maschinenraum durch die Messe. Als ich den Messeniedergang hochstapfte, fiel mein Blick auf die Uhr. 3:15 Uhr las ich und fing an zu verstehen, wieso ich so müde war. Im Maschinenraum ging ich dann meine gewohnte Runde, die ich des Öfteren schon üben konnte, um die Maschine klarzumachen. Ein paar Minuten später konnte ich dann die Maschine als „klar“ melden und schon erklang das gewohnte Zischen und das darauf folgende Rattern unseres 6-Zylinders. Nachdem die Maschine lief und die Drehzahl langsam hochgeschraubt wurde, hatte ich dann Zeit mal nachzufragen, woher der plötzliche Sinneswandel, also der Wechsel vom Segeln auf Motoren kam. Die Antwort war ganz einfach, durch den etwas ungünstig stehenden Wind sind wir direkt in Richtung Grünstreifen des Verkehrstrennungsgebiets abgedriftet. Als kurze Erklärung: ein Verkehrstrennungsgebiet funktioniert eigentlich genau wie eine Autobahn, nur nicht an Land, sondern eben auf See und an Stelle von Autos, wird es von Schiffen befahren. Das Seegebiet wird also aufgeteilt, sodass es zwei Fahrspuren gibt, jeweils in die entgegengesetzte Richtung, in der Mitte gibt es den so genannten Grünstreifen, das ist ein Gebiet zwischen den zwei Fahrwassern, das von keinem Schiff befahren werden darf.
Die Funktion dieses Grünstreifens ist also so ähnlich wie die einer Leitplanke auf der Autobahn, falls jemand von der Spur kommt, hat er noch Zeit zu reagieren, ohne gleich im Gegenverkehr zu landen. Aber zurück zum Thema, durch die Maschinenunterstützung sind wir nicht so windabhängig und konnten unsere Spur besser halten. Nachdem ich dann ein Weilchen gewartet habe, um die Temperaturen der Hauptmaschine zu kontrollieren, konnte ich den Generator wieder ausschalten und mich wieder ins Bett legen. Das Nächste, was ich dann zu hören bekam war der gewohnte Satz, „Moritz, aufstehen, es ist 5:45 Uhr, Zeit den Generator an zuschalten, damit die Backschaft das Frühstück vorbereiten kann.“ Von da an verlief mein Tag ganz normal, ich ging um 7:20 Uhr zum Frühstück, um 10:30 Uhr gab es die alltägliche Versammlung mit der erwachsenen Schiffsleitung, in der dann der Tagesplan besprochen wurde. Um 11:30 Uhr ging es weiter mit meinem Gang von Messuhr zu Messuhr, um die 12-Uhr-Werte, z.B. des Hilfsdiesels und Bestände von z.B. Dieselöl und Frischwasser aufzuschreiben und zu überprüfen. Abends um 22 Uhr musste ich wie jeden Tag den Generator abschalten. Dies waren meine Routineaufgabe, nicht zu vergessen das dreimalige Fäka-Tank ausleeren. Andere Aufgaben, die ich mit unserem Hauptmaschinisten Willi zusammen während der Schiffsübergabe bewältigt habe, waren z.B. unseren Hilfsdiesel 2, das ist unser zweiter Generator, warten oder die Osmoseanlage reinigen.
Achso, und ja zwischendurch sind wir übrigens noch im Hafen der kleinen Insel Helgoland eingelaufen, da wir einfach zu schnell gesegelt sind und dadurch zwei Tage Vorsprung hatten, die wir jetzt auf der Insel verbringen wollen. Nachdem wir unser Schiff hafenfein hergerichtet hatten sind wir erst mal alle zusammen losgezogen, um einen Spaziergang über Helgoland zu machen. Schnell bemerkten wir, dass Helgoland nicht gerade für seine Weitläufigkeit berühmt ist, aber dafür für etwas anderes. Und zwar für Trottellummen und die großen Bunker im Gestein der Insel. Beides haben wir auch auf unsere Wanderung entdeckt. Die Trottellummen saßen und flogen um die Steilküste herum und auch Betonreste und Lüftungsschächte der alten Bunker konnte man sehen. Wir alle freuen uns auf einen weiteren Tag auf Helgoland, auch wenn die Hälfte davon aus Schiffsarbeiten besteht, aber dazu morgen mehr.