Die Bootsmann-Assistenten und das Seemannsgarn

schueler-oleDatum: Samstag, der 12.11.2016
Mittagsposition: Porto Santa Cruz de Tenerife
Etmal: 0 sm
Wetter: Lufttemperatur: 22° C, Wassertemperatur: 23°C, Wind: 0-1 NE
AutorIn: Ole

Als Assistent des Bootsmanns hat man nicht sonderlich viel zu tun. Es gibt zwar immer mal einen Auftrag von Elias, der dann im Rahmen meines Praktikums in den nächsten paar Tagen ausgeführt werden soll, aber man teilt sich seine Zeit selbst ein. Ein cooler Job, den ich in den letzten Wochen mit Jan zusammen erledigen durfte und bei dem man mithilft, dass das Schiff funktionstüchtig bleibt.
Unsere erster „Einsatzort“ war, noch im Hafen von Falmouth, das Deckshaus gewesen. Es war ein sonniger, angenehm warmer Morgen und wir durften einen Mastring am Großmast, der in einem Sturm gebrochen war, reparieren. Das Seemannsgarn war startklar und Elias hatte die Bruchstelle bereits in Augenschein genommen und provisorisch geflickt. Jetzt fehlte nur noch die Verbindung zwischen Segel und Mastring und darum sollten sich jetzt Jan und ich kümmern. Wir steckten das Garn mehrmals durch die Öse des Segels und wickelten es anschließend um den Mastring. Am Ende zurrten wir die Bahnen des Seemannsgarns fest und setzten acht halbe Schläge darauf, damit das Ganze hält. Das Garn ist speziell: Seine Oberfläche ist geteert und hält dadurch unglaublich gut der Witterung stand. Wenn ordentlich Zug auf das Garn kommt, erhitzt sich der Teer und verschmilzt mit den Fasern zu einem stabilen Klumpen. Diese Mischung kühlt sich später ab und verklebt alles miteinander. Der einzige lästige Nebeneffekt ist, dass die Hände nach getaner Arbeit nach Teer stinken.
Auch unsere zweite Aufgabe hatte mit dem Seemannsgarn zu tun, da ein Klappenstopper an der vordersten Klappe an Backbord kaputt gegangen war, der als Polsterung der Wasserablassklappe im Schanzkleid unseres Schiffs diente. Für die Reparatur musste zunächst ein großes Tauwerk mit dem Heißschneider in sechs 60cm lange Stücke zerschnitten werden. Anschließend wickelte ich das Tauwerk um eine Eisenstange und Jan stemmte sich dagegen. Mit ein wenig Kraftaufwand konnte ich die sechs Taue mit dem „Zauberbensel“ zusammenbinden und mit Halbe-Schlägen belegen. Da wir das Ganze auf hoher See repariert haben und der Wellengang entsprechend stark war, gingen Jan und ich unfreiwillig duschen. Wir waren klitschnass und mein Pulli, den ich eigentlich zum Trocknen angezogen hatte, war für die nächsten zwei Tage nicht mehr zum Anziehen zu gebrauchen.
Im Rahmen unserer heutigen Mission durfte ich ins Rigg, während Jan sich unten auf die Großsegel-Gaffel setzte. Wir sollten das Klaufall umstecken, das im Rahmen unserer kurzen Werftzeit im Hafen von Teneriffa überarbeitet worden war. Ihr müsst euch das so vorstellen: Man hat zwei Blöcke mit jeweils drei Windungen (wie bei einem Flaschenzug), in denen der Tampen für das Klaufall durchläuft. Wir Bootsmanns-Assistenten zogen dann das Fall komplett aus den Blöcken und befestigten das Tau dann an einem anderen Tampen, damit ich das Seil sozusagen andersherum durch den oberen Block durch fädeln konnte. Die ganze Prozedur wiederholten wir noch dreimal hintereinander und belegten den Rest desTauwerks wieder an der Nagelbank neben dem Deckshaus. Während der Arbeit regnete es zwar zwischendurch, aber es war trotzdem ein wunderschöner Tag, weil wir hoffentlich die ganze Reise noch etwas von unserer Arbeit am Schiff haben werden.

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