Datum: Sonntag, der 13.11.2016
Mittagsposition: Porto de Santa Cruz dde Tenerife
Etmal: 0 sm
Wetter: Lufttemperatur: 23° C, Wassertemperatur: 23°C, Wind: ENE 4-5
Autor: Jona
„Jona?“ „Ja.“ „Wer schläft hier noch?“ Corinna steht bei Noah, Ole, Joseph und mir in Kammer 5. Nach dem nicht allzu lange zurückliegendem Kammerumzug, ist man als „Wecker“ noch nicht zu 100% sicher, wer wo schläft. Es ist Sonntag, der 13.11.16..
Glaube ich zumindest…, mein Zeitgefühl ist, wie bei vielen anderen hier, komplett durcheinander gekommen. Nach der Besteigung des Teides, Schiffsarbeiten und der Hygieneabnahme ist das heute der letzte Tag in Santa Cruz auf Teneriffa. Bevor es jedoch losgehen kann, gibt es noch einiges zu besprechen.
Unser Tag startet mit einem ausgiebigen Sonntagsfrühstück und French-Toast. Während des Essens verabschiedete sich Ruth sich von uns und wünschte uns viel Glück für die kommende, längste Etappe auf See. Martin, der für die nächste Zeit die Projektleitung übernimmt, stellt uns den Tagesablauf vor: Das tägliche Reinschiff, ein Referat über den Wissenschaftler Alexander von Humboldt, Hinweise zur Atlantiküberquerung, sowie das Ablegemanöver stehen auf dem Plan. Das tägliche Putzen ist hier mittlerweile für jeden Alltag geworden. Also WC-Reiniger, roten Eimer, roten Lappen und Essig-Reiniger geschnappt und zum Achter-Klo gelaufen. Ran an die Arbeit! Parallel zu den normalen Stationen sollten wir anschließend noch unsere Kammern „seeklar“ machen: Alles muss so gestellt/gelegt sein, dass nichts durch den Seegang umher geworfen werden kann. Nach der Abnahme von Detlef höchstpersönlich folgte das Referat von Jule über Alexander von Humboldt, den „zweiten Entdecker Amerikas“. Genauso wie wir, war er vor seiner Atlantiküberquerung zu den Kanaren gereist und hatte den Teide bestiegen. Ohne Wanderausrüstung, ohne erkennbaren Weg, ohne Schutzhütte… Eigentlich undenkbar für mich.
Zehn Minuten nach dem Vortrag ertönt dann ein wichtiges Signal, die Essensklingel! Bisher gab es mittags immer ein warmes Gericht und abends Brotzeit. Heute ist der Tag, an dem die Reihenfolge wechselt, weil wir in die tropische Zonen reisen und es abends angenehmer sein wird, auf dem Hauptdeck zu speisen. Die Backschaft hatte verschiedenste Platten mit Sandwiches vorbereitet, die innerhalb von wenigen Minuten leer waren. Eine Besprechung zum Ablegemanöver, als auch Hinweise zur Atlantiküberquerung folgten. Dadurch wurde mir nochmal klar, dass es für die nächsten Wochen „verboten“ ist, sich zu verletzen oder zu erkranken. Wir sind ab jetzt die längste Zeit auf dem Wasser und verlassen bald das Helikoptergebiet in Küstennähe. Dann wird der „point of no return“ erreicht sein, also der Punkt, ab dem es nicht mehr möglich bzw. sinnvoll ist, mit dem Schiff umzudrehen. Wir sind dann auf uns gestellt. Oberste Vorsicht ist angeraten und zum Glück haben wir seit gestern den Bordarzt Nikolai dabei.
Dann steht um 14:00 Uhr das Ablegen bevor. Das letzte Mal europäischen Boden unter den Füßen, die Sonnensegel bergen, die Gangway einholen, Ladeluke freiräumen und dann heißt es: „Klar zum Ablegen.“ Da ich Dinghi-Beauftrager bin, beobachtete ich das komplette Manöver mit unserem Bootsmann Elias und Noah von außen aus dem Rescueboat. Über Funk ist unser Boot mit der Brücke verbunden und führt das Kommando „Halbe Kraft steuerbord pushen“ aus. Nachdem die Thor erfolgreich in See gestochen ist, holen wir noch Kira und Yannic, welche zuvor die Leinen des Schiffs gelöst hatten, ab.
Zurück an Bord muss sich jeder wieder an den normalen Fahrbetrieb gewöhnen. Ein letztes Mal winke ich während meiner neuen Wachzeit am Abend dem von Lichtern übersäten Teneriffa und denke mir: „Auf in die neue Welt.“
PS.: Alles Gute zum Geburtstag Papa! Genieße den Tag Ich bin in Gedanken bei euch, liebe Schmidls.