Das Leben mit den Naso-Indianern

Schülerin Cosima Schüler Jona

von Cosima & Jona

Mehrere etwa 1,50m bis 1,60m große, mittelamerikanisch aussehende Frauen kamen uns mit ausgebreiteten Armen entgegen. Nach einer langen Fahrt durch den panamaischen Dschungel (bzw. das, was davon übrig geblieben ist) sollte einem spätestens jetzt klar sein, dass wir uns bei echten Indianern, genauer gesagt bei den Naso-Indianern befinden. Die Frauen hatten freundliche, rundliche Gesichter, eine kräftige Statur und strahlten uns aus blitzenden Augen an. Nach dieser herzlichen Begrüßung wurden wir in unsere Hausgruppen eingeteilt und begaben uns gemeinsam mit unseren Gastfamilien zu deren Häusern. Diese glichen Bungalows, die entweder auf Stelzen oder direkt auf dem Boden aus Holz errichtet worden waren und ein Wellblech- oder Palmenwedeldach haben. Statt in Tipis oder vor dem Lagerfeuer, wie so manches Klischee es verspricht, schliefen wir in einfachen, aber trotzdem sehr modernen Häusern.

Außer WLAN besaßen die Nasos nämlich fast alles; angefangen bei einem Fernseher (natürlich nur um die Bundesliga oder Telenovelas zu verfolgen), bis zum elektrischen Herd gab es hier fast alles, was das moderne Herz begehrt. Trotz dieser scheinbar sehr fortgeschrittenen technischen Entwicklung waren Dinge wie Strom, Internet oder sauberes, fließendes Wasser limitiert, weshalb unser Mikropur hier stets im Einsatz war. Zwar haben die Nasos eine funktionierende Klospülung, was nicht ganz Panama von sich behaupten kann, die Dusche allerdings bestand aus einem Eimer mit Wasser und einer Schöpfkelle daneben.

Im Großen und Ganzen konnten wir uns aber wirklich nicht beklagen, denn schließlich gab es das Wichtigste: Gutes Essen, nette Leute und ein großes, weiches Bett. Zum Essen gab es traditionelle Gerichte. Diese umfassen selbst gebackenes Brot, Linsen, Bohnen, Hühnchen und natürlich Yukka, Yame und Affenschwanz (bevor ihr jetzt jedoch an exotische Tiere denkt, können wir euch beruhigen, es ist einfach ganz normales Gemüse mit einem sehr speziellen Geschmack). Zugegeben, am Ende dieser Tage hatten wir alle dann genug davon.

In den folgenden Tagen unternahmen wir einige Ausflüge in die Umgebung. Dabei machten wir Bekanntschaft mit dem wichtigsten Fortbewegungsmittel der Nasos: Einbäume mit einem 30 PS-Außenborder (zum Vergleich: Unsere Dinghis haben nur 15 PS). Allerdings besitzen sie diese erst seit 1970, davor kämpften sie sich zwei Tage mit purer Muskelkraft eine Strecke den reißenden Fluss hoch, für die sie heute nur noch ca. eine Stunde brauchen. Doch weshalb eigentlich Einbäume und nicht hauptsächlich Autos? Nun, dazu sollte man wissen, dass der Volksstamm der Naso aus 14 Gemeinden mit bis zu 900 Einwohnern bestehen, die sich entlang des Flusses Teribe erstrecken. Diese Gemeinden besitzen sogar noch einen gemeinsamen König, der allerdings nur dem Geschlecht der Santana entstammen darf und laut unseres Führers Raul momentan eine absolute Katastrophe ist.

Am vorletzten Tag fand noch das alljährliche Fußballspiel KuSis gegen Naso statt. Ein spektakuläres Vorprogramm bot eine ca. zwei Meter lange Würgeschlange, die sich zischend über den Fußballplatz schlängelte. Als diese dann mehr oder weniger freiwillig in den anliegenden Parque Nacional de la Amistad gebracht worden war, ging es dann endlich los. Die Mädchenmannschaft schlug zunächst erfolgreich die Naso-Frauen. Unsere Jungs waren leider etwas weniger erfolgreich. Die Leidenschaft, mit der sie diesen Sport in ihrem Alltag verfolgen, war deutlich zu spüren. Die Naso liefen sich schon vor dem Spiel in brütender Hitze gefühlte 100 Runden ein. Im Endeffekt kamen die Jungs zu einer knappen Niederlage von 4:2.

Den krönenden Abschluss des Tages stellte die Abschiedsfeier dar, bei der nicht nur wir Deutschen unsere traditionellen Gesänge und Tänze (darunter eine äußerst professionelle Jodeleinlage von Christian und Julius sowie einen Schuhplattler von Joe) darboten, sondern uns auch Gesänge der Naso präsentiert wurden. Unübertroffen war allerdings der Auftritt einer Naso-Oma, die wie ein Pferd wiehernd um den Tisch in der Mitte des Kreises galoppierte und mit wackelndem Po ein Huhn imitierte.

Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns; nachdem alle umarmt worden waren, hieß es ‚hasta la proxima vez‘!

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