Von weckenden Träumen und schlafenden Sternen

Schüler Julius

von Julius

Von weckenden Träumen und schlafenden Sternen

„Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum.“ Nun ja, dieser Spruch kann vielleicht bei vielen Träumen hilfreich sein, doch wenn einen ein solcher Traum eine ganze Stunde vor der eigentlichen Wachzeit „weckt“, fragt man sich doch, wie man einen schlafraubenden Traum leben soll. Dieses Phänomen erscheint jedoch offenbar öfter bei den Thorschläfern. Ja, es wird schon zu einer regelrechten Tradition. Der Ablauf eines solchen Traumes läuft ungefähr folgendermaßen ab: Man wird von einem Wachgänger der vorherigen Wache geweckt. Dabei ist zu beachten, dass diese Person nur im Traum erscheint. Es folgt das übliche Weckprozedere. „Lass mich schlafen!“, manchmal ein Witz, wegen dem sich vermutlich schon die alten Griechen vor Lachen gekrümmt hatten und die widerwillige Kapitulation mit dem Öffnen der Augenlider.

Das dem Wetter entsprechende Ankleiden versteht sich normalerweise von selbst und dennoch wird es manchmal außer Acht gelassen, vor allem, wenn das Gehirn noch nicht ganz auf der Höhe ist. Der ganze Irrtum des Zu-früh-Aufstehens wird schließlich mit einem Blick auf die Uhr aufgelöst, mit der Bedingung, dass man die Ziffern mittlerweile eindeutig voneinander unterscheiden kann. Ist dies möglich, so ist ein inneres In-den-Hintern-Beißen garantiert, bevor man sich wieder hinlegt, um wenigstens noch ein paar Minuten Schlaf zu genießen.

Auf den Wogen des Nordatlantiks werden die Temperaturen nun wieder kälter, ein langer Sommer in der Karibik geht zu Ende und für unsere Verhältnisse sind die frühlingshaften Tage in den europäischen Breiten wie der tiefste Winter.

Und so wird auch der Unterricht im Freien in den warmen Bauch der Thor verlegt. Auch heute hatten wir wieder einmal Unterricht. Da sich unser geplanter Ankunftsort auf den Bermudas um einen Tag nach hinten verschoben hat, planten unsere Schülerprojektleiter, Ally und Klara, kurzfristig zwei Unterrichtsstunden ein. Die Besonderheit war, dass die beiden Unterrichtsgruppen A und B untereinander gemischt wurden. Dabei erlebte ich zum ersten Mal die andere Unterrichtsgruppe mit.

Am heutigen Nachmittag erklärte uns Christian auch eine neue Art des Unterrichts, das sogenannte Additum. Das bedeutet so viel wie, dass wir Unterrichtsstoff, der im Lehrplan des KUS-Projektes nicht mit inbegriffen ist, selbstständig in kleinen Schülergruppen behandeln, um den (an der Heimatschule verpassten) Unterrichtsstoff nachzuholen. Dabei darf das herkömmliche Additum der Oberstufen an z.B. bayrischen Gymnasien nicht mit diesem hier verglichen werden. Das Additum an Bord beginnt ab den Bermudas und geht bis zum Ende der Reise.

Da wir nun sowieso schon in der Messe versammelt waren, wurden die Visa-Bescheinigungen für die Bermudas von den Schülerprojektleiterinnen ausgeteilt und gleich vor Ort von der Besatzung ausgefüllt. Das hört sich erst einmal sehr einfach an, aber ob man es glaubt oder nicht: Manch einer kann immer noch nicht Groß- und Kleinschreibung voneinander unterscheiden.

Wenn man nun genau überlegt, muss man irgendwann auch auf den Bermudas ankommen, um das Visa gültig zu machen. Hierzu ist die genaue Navigation unserer nautischen Schiffsleitung sehr gefragt. Da die Kurse wieder mit digitalen GPS-Daten berechnet werden können, erspart dies erheblich Zeit. Ganz anders als bei dem Gebrauch des Sextanten und der damit verbundenen stundenlangen und sehr mühsamen Ausrechnung einer Position, wie es in den Tagen zuvor der Fall war.

Nun ja so viel zu unserem heutigen Tag, der auch gleichzeitig ein ganz besonderer für zwei Geburtstagskinder in Deutschland ist:

Meine liebe Cousine Laura, mein lieber Bruder Laurin,

ich wünsche euch beiden alles Liebe und Gute zum Geburtstag. Ich wünsche euch, dass lauter nette Leute ganz besonders heute ganz in eurer Nähe sind und dass sie euch vielleicht sogar was schenken und dass sie an euch denken, denn ihr seid die Geburtstagskinder.

Ich wünsche euch im neuen Lebensjahr, dass das, was gut ist, bleibt, so wie es war und dass alles, was euch nervt, sich zumindest nicht verschärft. Ich wünsche euch, dass ihr an jedem Morgen fröhlich ohne Sorgen euren neuen Tag beginnt.

Ich hoffe, ihr sagt, heute ist ein Tag, ganz genau wie ich ihn mag, Geburtstag haben ist nicht schlecht. Und dass ihr auch in Zukunft ganz ohne Beschwerden Freude habt am gepflegten Älterwerden, also kurz gesagt und darum sitz‘ ich hier, „Ois guade“ auch von mir.

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