Datum: Samstag, 28.10.2017
Mittagsposition: 50° 06,1` N, 004° 41,7`W
Etmal: 156 sm
Wetter: Lufttemperatur 14°C; Wassertemperatur 13°C; Wind: WSW 2
Name: Viktoria
„Wenn du Glück hast, siehst du vielleicht auch Delphine“, mit diesen Worten übergab mir Carl um zwei Uhr in der Nacht die Wache, Position Ausguck. Normal ist Ausguck eher ein unbeliebterer, oft für langweilig gehaltener Posten. Ich persönlich mag diesen aber sehr, da man außer Seefahrtlichtern und Schiffen noch so viel anderes, wie eben Delphine, den Sternenhimmel, das blaue Wasser, etc. beobachten kann. Tatsächlich hörte ich nach einiger Zeit die Rufe eines vorbei schwimmenden Delphins und konnte ihn ein paar Sekunden im Mondschein über das Wasser gleiten sehen. Danach wollte unsere Spanisch- und Deutschlehrerin Elena natürlich auch unbedingt in den Ausguck. Um fünf Uhr, am Ende der Wache, hatte sie allerdings nur eine Sternschnuppe gesehen, aber keinen Delphin. Auch Philipp hatte kein Glück: Er ging nach seiner Wache sofort hinunter in sein Bett. Dagegen sah Felix gleich mehrere der Tiere, was er ihm eine Minute später stolz erzählte. Inzwischen hat jedoch jeder unsere treuen Delphin-Freunde begrüßen dürfen… auch Elena und Philipp.
Als ich um neun Uhr leider wieder geweckt wurde war unser nächstes Ziel, Falmouth, schon in Sicht. Das Wetter war, wie uns Cajo in seinem relativ spontanen Kurzreferat erklärte, für England typisch, eher kalt und bewölkt. Im Hafen der für Exkursionen beliebten Stadt ankerten wir ca. sieben Stunden später, bunkerten Wasser, welches wir dringend benötigten, da Wasser auf der Thor sehr knapp ist, sowie Diesel. Am Hafen standen uns dann komfortable Duschen zur Verfügung, über die sich viele sehr freuten, weil man in unserem neuen Zuhause nur alle drei Tage und nur sehr kurz duschen darf.
Um Landgang haben zu dürfen, mussten wir die Segel packen und Großeinschiff machen, d.h. die jeweilige „Putzstation“ besonders gewissenhaft reinigen, die Zimmer aufräumen und den kleinsten Anschein an Staub oder Dreck wegputzen und schließlich hoffen, dass die Kammern von dem heutig gewählten Schiffsrat der Thor Heyerdahl abgenommen werden (d. h. für gut befunden werden). Viele der Kammern wurden zu unserem Bedauern erst beim zweiten Mal abgenommen, was uns Zeit nahm… Der Schiffsrat ist halt auch ein bisschen pingelig.
Während der Abnahme dieser hatten interessierte Schüler/innen die Chance bei Detlef, dem Kapitän höchst persönlich, den Thor-internen Dinghi- Führerschein zu machen (Ein Dinghi ist ein kleines Schlauchboot, welches durch Motor betrieben wird).
Beim Segelpacken der oberen Segel konnte man auf der Steuerbord- Seite den grünen, von Steilküsten zum Meer getrennten, Teil der Stadt bewundern. Auf Backbord- Seite hatten wir den perfekten Blick auf die Innenstadt von oben. Nach mehrmaligen Versuchen schafften auch wir es endlich die Segel zu packen, was für unser aller erstes Mal schon ganz gut gelang.
Um 17.30 Uhr Ortszeit durften dann auch die ersten von uns englischen Boden betreten. Für viele war das auch das erste Mal überhaupt in England. Wir waren ohne Ausnahme mindestens zu dritt unterwegs. Die meisten riefen an Land angekommen sofort ihre Eltern kurz an, um zu sagen, dass es ihnen gut ginge.
Ich ging aufgrund von Felix akuter Hungerattacke mit ihm und Philipp während des Telefonierens zum Fish and Chips und Burger essen. Allerdings vergingen bis dahin einige Minuten, was Felix sehr zu schaffen machte. Glücklicherweise hatte ich 20 Pfund dabei, von denen ich uns drei einigermaßen ernähren konnte. Viele andere KUSis hatten damit ein Problem, etwas kaufen zu können, da alle Wechselstellen schon geschlossen hatten. Also hier der ultimative Geheimtipp an alle zukünftigen KUSis: Nehmt auf jeden Fall ein bisschen Pfund mit, ihr werdet euch über das regionale Essen freuen!
Weil meine Gruppe noch nicht ausreichend gesättigt war, aßen wir danach auf meinen Wunsch noch einen Burrito, auf den wir eine halbe Stunde warten mussten, was sich aber eindeutig gelohnt hat. Danach noch zwei Kugeln Eis und wir waren alle glücklich und satt.
Um 21.30 Uhr nahmen wir dann eins der letzten Dinghis zurück zur Thor. Es wurde pflichtbewusst von Cajo gesteuert, welcher in der Zwischenzeit erfolgreich seinen Dinghi- Führerschein erworben hatte. Begleitet wurde er von Bene, welcher über Funk stets Kontakt zu anderen Schüler/innen an Bord hielt.
Jetzt freue ich mich auf meine zweieinhalb Stunden Schlaf, bis meine Ankerwache beginnt. Zum Glück wechseln Ankerwachen immer nach eineinhalb Stunden und nicht wie die normalen Wachen nach drei Stunden. Mal sehen, wie „wach“ Amelie und ich in dieser Zeit sein werden.
PS: Liebe Nani, ich wünsche dir ein tolles, glitzeriges (!!! :D) neues Lebensjahr.