Datum: 2.07.2014
Wetter: durchwachsen
Autor: Martin
7 Monate nachdem ich das erste Mal vom KUS-Projekt gehört habe, stand ich schon in Sundsacker bei Winnemark neben der Projektleiterin Frau Dr. Ruth Merk. Als einer von 50 jugendlichen Bewerbern aus ganz Deutschland wurde ich zum Probetörn eingeladen, um mich zu beweisen.
Der Probetörn hat mit einem Vortrag von Frau Dr. Merk angefangen, auf was für eine Reise bzw. Abenteuer wir uns einlassen. Sowohl der Unterrichtsplan auf der Thor Heyerdahl als auch die Reiseroute, die über Teneriffa nach Panama und Kuba und von dort wieder über die Bermudas und die Azoren zurück nach Kiel führt, wurden angesprochen. Als die 5 Kuttergruppen mit je 10 Jugendlichen für die kommenden 4 Tage bekannt gegeben wurden, haben diese gleich ihren Essensplan und ihre Nahrungsmittel organisiert. Die Essenspläne der Gruppen waren sehr vielfältig und gingen von Chili con Carne über Gemüseeintopf bis hin zu Pfannkuchen. Am Dienstag wurde es dann für viele, wie auch für mich, sehr aufregend, denn es war das erste Mal, dass wir die Segel setzen durften. Nachdem meine Kuttergruppe und ich aufgrund der Strömung beim ersten Versuch abzulegen, gegen die Poller getrieben wurde und anfangs ziemlich Probleme hatte, aus unserem Anlegeplatz herauszukommen, haben wir es bei dem zweiten Versuch letztendlich doch noch auf die Schlei geschafft. Dort wurden uns die wichtigsten Begriffe sowie Funktionen des hochseetauglichen Kutters erklärt. Insgesamt sind wir vier Stunden die Schlei hoch und runter gesegelt, bis wir schließlich an einem kleinen Hafen in Lindaunis anlegten. Dort haben wir auf einer kleinen Wiese, nicht weit vom Hafen, unser Tipi aufgebaut und anschließend auf den Trangia-Kochern unsere Pfannkuchen zubereitet.
Nachdem wir diese genüsslich verzehrt hatten, mussten wir jedoch erstmal die dadurch entstandene Sauerei vom Boden wegschrubben. Am nächsten Morgen waren wir dann durch die Nachricht, dass wir aufgrund des heftigen Windes nicht segeln können, enttäuscht. Nachdem wir am Vormittag nicht viel ausrichten konnten, haben unsere Skipper und Betreuer einen anderen Plan, nämlich eine Wanderung über Lindau, Lindaufeld, Lindauhof und Lindaukamp nach Kius organisiert. Dabei mussten die Gruppen Aufgaben lösen und erfüllen. Auf der Wanderung haben wir überflutete Bootstege, kleine Kücken, sowie typisch norddeutsche Mühlen gesehen. Da wir nach diesem Tag sehr erschöpft waren und am nächsten Tag sehr früh raus mussten, sind wir an dem Tag auch relativ pünktlich zur Nachtruhe um 22 Uhr schlafen gegangen. Am nächsten Tag wurden wir 6 Uhr geweckt, da wir pünktlich um 7.30 Uhr aus dem Sportboothafen ablegen wollten, um wie geplant, mittags wieder in Sundsacker anzukommen. Dies hat auch geklappt. Das Wetter auf dem Rückweg war blendend, wir hatten ausreichend Wind und fast wolkenlosen Himmel. Ebenfalls hatten wir die Chance, mit dem Ruder den Kutter zu steuern. Nachdem wir in Sundsacker anlegten, konnte jede Kuttergruppe unter Beobachtung der Skipper und jeweiligen Betreuer ein Spiel, bei dem es unter anderem auf Teamfähigkeit ankam, spielen.
Am letzten Tag, nämlich Freitag, wurde uns dann die Packliste von Frau Dr. Merk vorgestellt und noch Tipps zum großen Törn gegeben. Ebenfalls wurde uns in einem Video veranschaulicht, dass die Atlantiküberquerung nicht immer ganz leicht ist, sondern wir auch in schwere Unwetter gelangen könnten. Nachdem uns auch die Gefahren dieser Reise näher gebracht worden sind, fanden die Einzelgespräche statt. Entweder bei Ruth, der Projektleiterin und Domi, oder Frank und Steffi, den Betreuern, die bereits auf einer vergangenen Reise dabei waren. Dort wurden uns grundlegende Fragen gestellt wie z. B. was wir von dem Törn erwarten und ob wir immer noch mit wollen. Nachdem alle das Interview hinter sich gebracht hatten, musste jede Gruppe ein Floß aus 4 Tonnen, 8 Holzbrettern und 15 Seilen für das anschließende Floßwettrennen bauen. Wir (meine Gruppe und ich) wurden dabei Erster. Nach dem Abschlussgrillen, was wirklich lecker war, hat unser bunter Abend stattgefunden. Jede Gruppe sollte etwas vorführen, in dem unsere Erlebnisse des Probetörns erläutert werden sollten. Dies gelang jeder Gruppe äußerst gut. Dadurch gestaltete sich der Abend mit lustigen Sketchen sehr witzig und mit umgetexteten Liedern auch sehr emotional. Ebenfalls teilte uns Frau Dr. Merk mit, dass jeder von den 50 Teilnehmern zur Reise geeignet wäre, sie jedoch aufgrund der begrenzten Zahl der Teilnehmer am Haupttörn leider nur 34 Jugendliche mitnehmen können und dass sich diese Entscheidung als äußerst schwer herausstellen wird. Als krönender Abschluss fand nach dem gemeinsamen Abend auf der gegenüberliegenden Seite der Schlei ein atemberaubendes Feuerwerk statt, was diesen Probetörn emotional abrundete.
Zusammengefasst war diese Woche wirklich sehr schön und auch sehr spannend. Anfangs hat man gedacht, dass sich aufgrund des Konkurrenzkampfes und der kurzen Dauer des Probetörns nicht allzu gute Freundschaften bilden. Jedoch wurden wir alle vom Gegenteil überzeugt. Denn trotz der kurzen Zeit kannte man nun alle ganz gut und hat jeden ins Herz geschlossen. Der Abschied hat sich vor allem wegen der Ungewissheit, entweder nur einen Teil der Truppe oder keinen davon je wieder zu sehen, als sehr schwierig und traurig erwiesen. Doch auch die Entscheidung über Zusage oder Absage wird uns nicht für immer trennen, denn mittlerweile sind jetzt schon mehrtägige Treffen in den Sommerferien in Planung.
Martin