Datum: Dienstag, den 5.12.17
Mittagsposition: 14° 08,1`N; 039° 39,1`W
Etmal: 142sm
Wetter: Lufttemperatur: 27°C; Wassertemperatur 27°C; Wind: ENE 4-5
Autor: Philipp
Die Atlantiküberquerung bedeutet für uns nicht nur Delphine, Meeresleuchten, Sternenhimmel bei Nacht und Meer, Meer, Meer und nochmal Meer, sondern eben auch Schulalltag. Allerdings mit dem kleinen Unterschied, dass unser Unterricht hier an Bord so ganz anders ist als zu Hause.
In vielen Fächern ist die erste Unterrichtseinheit schon weit fortgeschritten oder vorbei und nun steht in Physik unser erster Test bevor, wodurch die Situation sehr angespannt ist. Alle lernen noch auf die letzten Minuten und versuchen, sich den ganzen Stoff der vergangenen Stunden einzuprägen. Jede freie Minute, von denen es nicht allzu viele gibt, wird auf das Büffeln verwendet. Deswegen schreibe ich heute ein bisschen über mein Lieblingsthema: Schule!
Allein die Organisation des Unterrichts ist ein ganz anderes. Statt jeden Tag einen festen Stundenplan zu haben, wechseln sich unsere Wachtage und Unterrichtstage ab. So hat jede Gruppe dreimal die Woche Unterricht und an den anderen drei Tagen entweder Wache, Praktikum oder Backschaft. Am Sonntag haben die meisten frei, wenn sie nicht gerade Brotbackschaft haben oder die Kombüse schmeißen. Um auch neben dem Unterricht Zeit zum Lernen, Wiederholen und Üben zu haben, gibt es an unseren Wachtagen noch die Freiarbeit. Wir entscheiden dabei selbst, mit welchen Themen wir uns in diesen eineinhalb Stunden beschäftigen müssen. Außerdem bekommen wir während dieser Freiarbeit Zeit, unsere Referate beziehungsweise Vorträge vorzubereiten. Manche mögen nun schon von vorhergegangenen Blogeinträgen so manche Information über diese Referate und Vorträge entnommen haben, trotzdem berichte ich nochmal genauer über sie.
Zuerst zu den Referaten: Jeder musste noch vor Beginn der Reise ein 30 minütiges Referat zu einem Thema, das uns während der Reise begegnet, vorbereiten. Beispielsweise hörten wir während des Aufstiegs auf den Teide ein Referat von Tilli über den Vulkanismus und speziell im Zusammenhang mit den kanarischen Inseln.
Unser Vortrag dagegen wird erst während der Reise zu einem bestimmten Thema vorbereitet. Eine Woche vor dem geplanten Vortrag bekommt man sein Thema und muss dann mithilfe der Literatur aus der Bordbibliothek seine Rede vorbereiten. Diese sollte etwa zehn Minuten dauern. Genauso wie die Referate ist der Vortrag meist zu einem Thema, das uns begegnet, wie zum Beispiel der Vortrag über Böen von Felix. Im Gegensatz zu den Referaten kann dieser Vortrag allerdings auch eine historische Stadtführung sein, so wie in meinem Fall in Santa Cruz de Tenerife.
Als Fächer haben wir eher übliche Standardfächer wie Physik, Deutsch, Englisch, Geschichte usw. Natürlich haben wir auch Spanischunterricht, um uns auf unseren Aufenthalt in Panama und Kuba vorzubereiten. Ansonsten haben wir auch noch drei verschiedene Wahlpflichtfächer. Die meisten Schülerinnen und Schüler wählten Astronomische Navigation bei unserem Kapitän Detlef. Hier lernen wir den Umgang mit Sextanten, die nachfolgenden Berechnungen, die angestellt werden müssen und schließlich das Eintragen in die Karte, um einen Ort herauszubekommen, der nicht mehr als 1 sm von unserem tatsächlichen Ort abweicht. Das klingt wohl leichter als es ist, aber für die Berechnungen brauchen wir Schüler/innen noch zwei Stunden, in denen wir zwei Seiten voller Berechnungen schreiben. Unser Kapitän dagegen braucht dazu nur noch 7 Minuten.
Bei dem zweiten Wahlpflichtfach geht es um Meeresbiologie. Hierbei werden unter Anleitung unseres Lehrers Tobi verschiedene Lebewesen seziert und unter dem Mikroskop betrachtet, wobei detailgetreue Zeichnungen erstellt werden. Meistens werden Fische seziert und beobachtet, die wir selbst geangelt oder an Deck gefunden haben.
Beim letzten Wahlpflichtfach handelt es sich um Spanische Konversation bei Elena. Wie der Name schon sagt, geht es dabei darum, Spanisch zu reden und sich auf Alltagssituationen in Panama und Kuba vorzubereiten.
Inhaltlich ist unser Unterricht deutlich praxisorientierter und an die Reise angepasst. In Geschichte analysieren wir bei Henni beispielsweise Quellen über Kolumbus und in Physik rechnen wir Aufgaben von Ferdi, bei denen ein Seemonster versucht, die Thor Heyerdahl umzustoßen. In Biologie machten wir zum Beispiel bei dem Thema Ökosysteme und Biozönosen einen Exkurs zu den Driftalgen, von denen immer wieder Felder mit über zehn Quadratmeter Fläche an uns vorbei treiben.
Ich kann für mich sagen, dass mir der Praxisbezug unseres Unterrichts sehr gefällt, da ich das Gefühl habe, dass die Lerninhalte sehr sinnvoll und relevant für unsere Situation, aber auch für das Leben allgemein sind. Dadurch spielen auch die Noten für uns keine ganz so große Rolle mehr, weil wir viel deutlicher wissen, ob wir das Thema verstanden haben oder nicht.
Das war‘s auch schon, und wenn ihr wissen wollt, wie der Physiktest ausgegangen ist, zögert nicht den Blog von morgen zu lesen!