Atlantik-Taufe

stefanieDatum: Samstag, der 29.11.2014
Mittagsposition: 14°41,8′ N; 005°48,6′ W
Etmal: 151 sm
Wetter: Lufttemperatur: 27° C, Wassertemperatur: 26,5°C, Wind: NEzE4
Autorin: Stefanie

„Der Herrscher der Meere und Ozeane, Neptun, hat von einigen seiner unzähligen Untertanen erfahren, dass der Dreimast-Toppsegelschoner Thor Heyerdahl auf der Reise in die neue Welt sein grenzenloses Reich durchquert. (…) Deshalb hat Neptun entschieden, am Samstag, eine Stunde nach der Zeit des höchsten Sonnenstandes mit seiner Angetrauten nebst Gefolge aus dem Meere aufzusteigen.“

Nachdem uns dieses Schreiben erreichte, wussten alle, was das bedeutete: Atlantiktaufe. Alle freuten sich und waren aufgeregt, was uns wohl erwarten wird. Man merkte, dass der Segelstamm sich viele Gedanken darüber machte und sich abends dafür in der Last getroffen hat, um geheime Dinge vorzubereiten.
Anlässlich des hohen Besuchs befolgten wir die Anordnung und trafen uns um 13:00 Uhr in Badekleidung mit Handtuch in der Messe. Alle waren gespannt, was Neptun, Thetis und ihre Gehilfen wohl machen werden, denn als Gruppe wird man nicht getauft, sondern jeder einzeln. Die ganze Taufe dauerte über zwei Stunden und ich gehörte zu den Glücklichen, die bis zum Ende in der stickigen Messe bis zur Taufe warten durften. Von Deck hörte man in der Messe Lachen, Schreien und Geklatsche, doch was genau passierte, wusste man bis zu seiner eigene Taufe nicht…

Schließlich taufte Neptun uns auf einen besonderen Meeres-Namen. Die Meisten konnten sich diesen jedoch vor lauter Aufregung nicht merken oder vor Schreien nicht hören. Aber alle waren begeistert und froh, von dem König der Meere auf dem 40. Längengrad getauft worden zu sein. Viele nutzten auch die Situation, dass alle in Badekleidung waren, für eine lustige Wasserschlacht zur Abrundung der Taufzeremonie. Doch dann hieß es Groß-Reinschiff, und wir mussten die Sauerei wieder beseitigen, überall war Wasser. Bei Besan-Schot-an erklärte uns unser Kapitän Detlef den Ursprung der Taufe. Genau genommen gibt es nur eine Äquatortaufe, die für die Matrosen früher erfunden wurde, um ihnen die Angst vor dem Unbekannten zu nehmen. Diese Tradition hat sich bis heute gehalten, jedoch eher zur Belustigung. Auch Detlef wurde getauft, sein Taufname ist Dorsch. Da wir aber den Äquator nicht auf unserer Route erreichen, feiern wir die Überquerung des Atlantiks, des 40. Längengrads.

Zum Abschluss übergab Detlef uns persönlich in großer Runde unsere Taufscheine und es war sehr lustig, sich alle Namen anzuhören. Alle haben eigene Namen bekommen. Kaiserfisch, Seestichling, Röhren-Maul-Pinzett-Fisch und unser Deutschlehrer Kai heißt Clownfisch, was auch gut passt. Abends konnte man dann in der Bibliothek beobachten, wie alle ihren Taufnamenfisch im Lexikon nachschlugen und verglichen.

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