Person over bord – Was tun im Falle eines Notfalls?

sarahDatum: Sonntag, der 21.12.2014
Mittagsposition: 12°03,7′ N; 061°51,7′ W
Etmal: 7,0 sm
Wetter: Lufttemperatur: 30°C, Wassertemperatur: 29°C, Wind: ENE 3
AutorIn: Sarah

Um zehn Uhr kam heute morgen ein grenadinischer Lotse an Bord, um uns sicher aus der Port Louis Marina in St. George’s zu bringen. Als wir die Küste Grenadas verlassen hatten, stand nachmittags ein Person-over-bord (kurz POB)-Manöver zur Übung an.
Detlef informierte uns darüber, wie es genau abzulaufen hat, zum Beispiel sollte heute niemand von Anfang an in das Wasser springen, um den Notfall darzustellen. Stattdessen simulierten wir das Ganze mit einem Rettungsring. Nachdem der Ablauf geklärt war, klingelte auch schon bald der Generalalarm, unser Notfallsignal. Alle stellten sich wie immer mit Rettungswesten in den Wachen auf, damit wir die Vollständigkeit feststellen konnten.
Oder in diesem Fall auch nicht, denn Kai fehlte. „POB!“
Ab da musste es schnell gehen und jede Wache wurde einer Aufgabe zugeteilt. Die zu diesem Zeitpunkt fahrende Wache (Wache 1) war für die ersten Schritte zur Rettung der Person zuständig. Dazu gehört, den Rettungsring über Bord zu werfen, um dem im Meer Treibenden die Chance zu geben, sich über Wasser zu halten.
Außerdem muss die POB-Boje ausgeworfen werden, die die gleichen Schwimmeigenschaften wie ein Mensch hat und somit mit einer ähnlichen Geschwindigkeit treibt, wie die zu rettende Person. So könnten wir im Notfall ihre ungefähre Position bestimmen.
Die Fahrwache muss auch eine oder bestenfalls mehrere Personen haben, die an der Reling stehen und mit dem ausgestrecktem Arm auf denjenigen zeigen, der über Bord gegangen ist. Eine dieser Personen entert dann die Besanwanten auf, da man von oben viel mehr sehen kann. Das alles geschieht am Besten schon direkt nach der Feststellung des Notfalls.
Parallel zu diesen Aktionen wurde von den weiteren Wachen der Schoner mittschiffs geholt und dem Großsegel lose gegeben. Dann schoss die Thor in den Wind (ihre Nasenspitze drehte sich in den Wind), damit sie sich möglichst nicht vom „Mann über Bord“ entfernt.
Gleichzeitig halfen alle anderen am Rescue-Boot, das ausgesetzt wurde und vom Bootsmann und zwei anderen Stammmitgliedern besetzt wurde. Zum Herausheben des Rescue-Boots waren wir ungefähr 12 Leute an der Heißtalje, 4 an der Beiholtalje und circa 5 „Pusher“, die das Boot davon abhalten, die Menschen und das Deckshaus zu schrammen. Sobald alles dazu bereit war, startete Simon den Motor des Rescue-Boots und sie fuhren in Richtung des Rettungsrings und der auch von Weitem gut sichtbaren Boje. Sie sammelten beides ein und kamen auch schon wieder zurück.
Direkt danach sprang unsere Übungsperson Kai an Steuerbord über Bord und trieb direkt neben der Thor umher. Daraufhin ging unsere flotte Springerin Laura ins Wasser, um Kai zu retten. Er wurde an einer präparierten Schlinge über die Reling gehoben, die am Jolltau befestigt war.
Somit hatten wir Kai gerettet und das POB-Manöver wurde beendet. Insgesamt haben wir 14 Minuten und 37 Sekunden gebraucht, was eine sehr gute Zeit ist, da im Notfall wirklich jede Minute wichtig ist!

PS: Lieber Papa,
Alles, alles Liebe zum Geburtstag!
Grüß alle daheim,
Deine Sarah

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