Meine Augen springen hin und her: Pazifik, Atlantik, Pazifik, Atlantik. Es ist irgendwie schwer zu begreifen. Man steht auf einem Berg und sieht die beiden weltgrößten Ozeane gleichzeitig. Auch das Land dazwischen sieht so schmal aus!
Wolken ziehen vorbei und kommen zwischen den Felsen hindurch. Aber wir sind über den Wolken, also brennt die Sonne weiter und sorgt dafür, dass keinem kalt ist, so wie man es auf über 3000 Metern Höhe vielleicht erwartet.
Um mich herum sehen alle glücklich aus, fallen sich in die Arme und machen Fotos. Ich versuche das Bild beider Meere in meinem Kopf einzuprägen und nie zu vergessen…
Samstag, 17.01.2015, ca. 13.00 Uhr:
Alle Teilnehmer der Baru-Expedition der KUS-Reise 14/15 stehen auf dem Gipfel. Hinter ihnen liegen große Anstrengungen. Der Tag begann mit Weckerklingeln um 04:50 Uhr. In der vorangegangenen Woche stellte sich die Frage: Wanderung mit Übernachtung am Berg oder an einem Tag? Die Wahl fiel auf Auf- und Abstieg am gleichen Tag, also liegt auch noch ein langer Weg vor allen KUSis, denn man muss ja auch von 3.400 wieder auf 1.000 Höhenmeter kommen. Um mehr über diesen besonderen Tag zu erfahren, hat ein Mitarbeiter unserer Zeitschrift zwei Expeditionsteilnehmer interviewt.
Reporter: Im Voraus gab es heftige Diskussionen, ob die Besteigung des 3.475 Meter hohen Barus an einem Tag oder an zweien mit einer Übernachtung unterhalb des Gipfels erfolgen soll. Für welche Variante waren Sie und warum?
Sammy: Ich persönlich war für die zweitägige Variante, weil es die einzige Möglichkeit war, den Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu genießen. Außerdem finde ich die Nacht mit der Gruppe in Zelten zu verbringen immer wieder ein Abenteuer, was ich sehr schätze.
Paula: Mein Favorit war die eintägige Expedition. Das liegt vor allem an den dadurch viel leichteren Rucksäcken. Denn so mussten wir keine Zelte, Isomatten, Schlafsäcke, Wechselkleidung und vor allem nicht mehr Essen und Trinken mitnehmen. Es wären schon alleine für den zweiten Tag mindestens 3 Liter Wasser mehr nötig gewesen. Zudem ist es zurzeit nachts auf dem Baru extrem kalt und stürmisch.
Reporter: Nun sind Sie ja gerade in Panama unterwegs. Hier sieht natürlich auch die Bergwelt ganz anders aus als in Europa. Was ist Ihnen denn diesbezüglich am Wegesrand beim sechsstündigen Aufstieg aufgefallen?
Sammy: Mir ist vor allem aufgefallen, dass überall viele bunte Blumen und Blüten waren, die ich noch nie zuvor gesehen habe.
Paula: Ich fand den Gegensatz zum Teide auf Teneriffa ziemlich krass. Dort war praktisch Steinwüste, nahezu keine Pflanzen. Hier war auch oberhalb von 2000 Metern noch dichter Urwald, selbst am Gipfel ist noch etwas gewachsen. Was auch toll war: Wir haben einmal Affen schreien gehört und Kolibris beobachtet.
Reporter: In einer Skala von 1 bis 10: Wie anstrengend war die Besteigung des Barus für Sie, bzw. was war Ihre größte Herausforderung?
Sammy: Für mich war es eine glatte 7. Eigentlich war das Laufen kein Problem. Allerdings bekam ich nach ein paar Stunden unangenehme Kopfschmerzen, was wohl an der ungewohnten Höhe lag. Das bremst natürlich die Motivation etwas.
Paula: Ich kann das generell nicht so gut sagen. Der Aufstieg war für mich extrem anstrengend, da hat mir vor allem die dünne Luft zu schaffen gemacht. Ich war konditionsmäßig ziemlich an meinem Limit, das war schon fast eine neun. Der Abstieg fiel mir wesentlich leichter, da hätte ich auch noch ein oder zwei Kilometer weiter laufen können.
Reporter: Wie sind Sie mit Problemen oder Schwierigkeiten am Baru umgegangen?
Sammy: Zum einen habe ich gegen die Kopfschmerzen richtig viel getrunken, zweieinhalb Liter Wasser und nochmal einen Liter Saft. Sich mit den anderen zu unterhalten hat mich auch abgelenkt.
Paula: Sehr hilfreich für mich waren die Erfahrungen am Teide vor zwei Monaten. Man wusste also schon ungefähr, was auf einen zukommt. In meinem Fall zum Beispiel, dass ich wieder leichte Kopfschmerzen wegen der Höhe bekomme. Zudem hat mich natürlich der Gipfel motiviert und die schönen Aussicht zwischen den Bäumen alle paar Kilometer.
Reporter: Was hat Sie denn dann nach dem Aufstieg am höchsten Punkt Panamas erwartet?
Sammy: Am Gipfel war ein steinernes Gipfelkreuz, das hat mit dem wahnsinnig prächtigen Panorama unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Sofort waren alle Anstrengungen vergessen und wir waren froh, es geschafft zu haben.
Paula: Zuerst einmal eine Esspause auf dem Plateau etwas unterhalb des Gipfels! Dann ging es noch ca. 5 min weiter zum richtigen Gipfel. Dort dann ein wirklich magischer Ausblick. Es waren zwar einige Wolken da, aber die haben das Ganze nur noch schöner gemacht. Wir hatten richtig Glück und haben beide Ozeane zugleich gesehen, Pazifik und Atlantik, wirklich einmalig!
Reporter: Das klingt so, als ob sich die Strapazen auf jeden Fall gelohnt hätten. Noch kurz etwas zum Abstieg und Nachhauseweg?
Sammy: Mir persönlich fiel der Abstieg sehr leicht. Sobald es nämlich bergab ging, waren meine Kopfschmerzen verschwunden. Mit der Kondition hatte ich zum Glück auch keine Probleme.
Paula: Für einige war der Abstieg echt hart, weil sie sowieso etwas angeschlagen waren. Unten gab es dann für jeden noch eine Cola, bevor wir in mehreren Pickups von unseren Guides zurück nach Boquete gebracht wurden und endlich ins Bett konnten…
Reporter: Vielen Dank für Ihre ausführlichen Antworten. So können auch alle Zuhausegebliebenen ein bisschen an Ihren schönen Erlebnissen in Panama teilhaben! In unserer nächsten Ausgabe werden wir uns mit einem weiteren mittelamerikanischen Land beschäftigen: Kuba. Die Artikel werden in etwa einem Monat erhältlich sein!