Seegang auf dem Nordatlantik

LeonDatum: Mittwoch, der 25.02.2015
Mittagsposition: 27° 32’1 N; 079° 34,2′ W
Etmal: 157,9 sm
Wetter: Lufttemperatur: 25°C, Wassertemperatur: 25,5°C, Wind: SSW 1
AutorIn: Leon

Vor zwei Tagen haben wir in Kuba abgelegt. Wir alle hier an Bord haben gleich zu Anfang mit sehr starkem Seegang gerechnet, aber es ist nichts passiert. Unter Deck hat es so wenig geschaukelt, dass man denken konnte, wir liegen noch vor Anker. Auch das Hauptdeck, das normalerweise immer von Seewasser überspült wird, war staubtrocken. Einige Mutige haben es sogar gewagt, sich während des Unterrichts auf den Boden zu setzen, was normalerweise mit einer kompletten Dusche verbunden ist. Die meisten haben die ruhige Zeit genutzt, um die letzten Sonnenstrahlen aufzusaugen, bevor es mit dem stürmischen Nordatlantik losgeht. So schnell ging es dann auch. Am Abend haben die ersten kleinen Wellen ihren Weg aufs Hauptdeck gefunden. Nach und nach wurden es immer mehr und die Wellen wurden immer größer. Langsam gingen alle Schüler und die Mitglieder des Stamms, die gerade keine Wache hatten, unter Deck. Ein paar Seekranke retteten sich gleich zu Anfang in ihre warmen Kojen und die, die nichts zu tun hatten, spielten Spiele oder feilten an ihren Bewerbungen für die kommende zweite Schiffsübergabe.<br class=“clear“ />

Dieses Bild ist sehr ungewohnt. Bis vor kurzem hat man alle freie Zeit an Deck verbracht und auf einmal ist die Messe wieder gerammelt voll mit lauter Menschen. Auch die Mahlzeiten gibt es jetzt nach über 3 Monaten alle wieder unten.
Eigentlich ist das ja mal ganz gemütlich, wenn die Luft nur nicht immer so schnell schlecht werden würde. Wegen des Seeganges wurden im Laufe des Abends alle Schotts und Oberlichter verschlossen, damit wir kein Schwimmbad in unseren Kammern bekommen. Das hat man auch sofort gerochen, wenn man von draußen die Messe hinunterkam. Auch aus dem Deckshaus kam ein ziemlich übler Geruch. Erst dachten alle an den Fäkalien-Tank, der ausgelaufen ist, aber in der Last hat alles ganz normal gerochen. Also den Niedergang im Deckshaus hoch und – siehe da – man wusste, woher der Geruch stammt… aus den Glocken. Bei Seegang muss man diese nämlich zudrehen, damit sie nicht so sehr riechen, aber in dem Trubel wurde das schlicht und ergreifend einfach vergessen. Zum Glück mussten wir nur kurz lüften und danach war aller Gestank wieder verschwunden.<br class=“clear“ />

Eine gute Sache hat es ja, dass man wieder ins Kalte fährt, denn wenn man nach der Wache durchgefroren wieder in seine Koje steigen und sich richtig in seine Decke einmummeln kann, dann macht das Schlafen gleich doppelt so viel Spaß!

Alles alles Gute zum Geburtstag, lieber Opi! Ich wünsche dir von Herzen alles Gute! Lass dich feiern, bis bald,
dein Leon

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