Ein Tag im Leben des Bootsmannes

SimonDatum: Samstag, der 14.03.2015
Mittagsposition: 33°50,8′ N, 054°45,9′ W
Etmal: 123 sm
Wetter: Lufttemperatur: 18°C, Wassertemperatur: 18,5°C, Wind: NEzN 6-7
Autor: Simon

„Guten Morgen Simon, es ist 0700 Uhr…“, will mich die Teresa wecken, doch ich bin schon längst wach. Ich lese meine Morgenandacht zu Ende und zieh mich an. Oben an Deck erwartet mich ein bombastischer Sonnenaufgang. Ich genieße ihn.
Bei meiner morgendlichen Runde über Deck seh‘ ich nach den Segeln, ob sie gut stehen oder irgendwas ,“schief“-läuft. Sofort entdecke ich einen Riss in der Breitfock, nur ganz klein. Ich gehe frühstücken. Beim Frühstück lass ich mir noch ein Brot mit dem leckeren deutschen Honig schmecken und mach mich auf zum Zähneputzen. Es würde wohl jeden von Euch verstören, wenn der Wasserstrahl wegen des Seegangs aus dem Hahn im Kreis um die Zahnbürste schwingt – für uns ist das Alltag.

Um 0800 Uhr geht’s an die Arbeit. Heute mit Praktikantin Ina. Wir ziehen ein paar Silikonfugen im Bad und gehen die Bram sturmsicher packen. Heute muss man sich gut festhalten, da oben schaukelt es viel mehr als an Deck. Arbeiten dieser Art sind mir ein großes Vergnügen.
Die Aussicht ist grandios. Der Wind pfeift mit den Delfinen um die Wette, die um unseren Bug spielen. Ich kann sie im Rigg natürlich nicht hören. Von unten betrachten wir noch unser getanes Werk, dann ist auch schon Projektetreffen.

Während dieser Zeit übernimmt der Stamm Fahrwache und Backschaft. Zuerst geh ich eine Maschinenronde, das mache ich gerne bei einer solchen Maschine. Zurück an Deck habe ich ein gutes Gespräch mit dem Bordartzt. Als nächstes gehe ich ans Ruder und freu mich. Ich freue mich am Leben und über diese Reise, daß ich gesund bin und auf einem Traditionssegler über den Atlantik segele. Rings um uns her springen Delfine und spielen in den Wellen. „Wenn ihr das sehen könntet…“, höre ich mich zu meinen Eltern sagen. Als ich nach dem Mittagsläuten am Ruder abgelöst werde, gibt es Essen. Heute gibt es Spaghetti.

Neben mir fällt jemandem beim Salzen der Deckel samt Inhalt in den Teller, das sorgt für Erheiterung am Tisch.
Nach einer kurzen Mittagspause läutet es wieder. Eine Schiffsversammlung findet statt, dabei gibt es Infos über den zu erwartenden Sturm in den nächsten Tagen. Und schon wird es Zeit für Großreinschiff. Meine Station: PK – auch bekannt als Pumakäfig oder eher Personalkammer. Mit Musik macht Putzen gleich vielmehr Spaß, ist sicher jedem von Euch bekannt vom Großreinschiff zu Hause.
Nachdem die Kontrolle durch den Schiffsrat das PK für „sauber“ erklärt hat, geht es weiter mit „Besanschot-an!“.

Heute gibt es auch noch einen sehr leckeren, schön verzierten Kuchen zu Peters Geburtstag. Ich bleibe in der Messe sitzen und übe mit ein paar Interessierten Zierknoten. Nur wenig später folgt das Abendessen: Mexikanische Tortillas. Wir lassen nichts übrig.
Das Samstagskino zeigt heute Sherlock Holmes, meinem Paps würde das gefallen, also schaue ich mit. Das war ein schöner Tag. Ich geh nach dem allabendlichen Zahnputzmeeting im Deckshaus in meine Koje und schreibe einen Brief.

Übrigens: Mama, ich wünsch Dir alles Gute und Gottes Segen zum Geburtstag.

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