Die Ruhe vor dem Sturm

benediktDatum: Sonntag, der 15.03.2015
Mittagsposition: 34° 02’8 N; 052° 21,4′ W
Etmal: 121,3 sm
Wetter: Lufttemperatur: 17°C, Wassertemperatur: 19°C, Wind: S 2
Autor: Bene

Das Meer ist ruhiger als bisher. Ein Blick auf die Wetterkarte verrät, dass uns in ein bis zwei Tagen die Front eines starken Sturmtiefs treffen wird. Windstärken bis 8 Beaufort, in Böen 10, sind vorausgesagt. Die Spannung, Freude und Aufregung an Bord ist schon an manchen Ecken zu spüren. Doch was macht man, wenn die Wettervorhersage solch schwere See ankündigt?
Breitfock, Schoner- und Großsegel hatten wir bereits auf den Bermudas gerefft. Das heißt, wir haben die Segelfläche verkleinert. Dazu sind auf zwei bestimmten Höhen im Segel Tampen angebracht, mit denen man das „überflüssige“ Segel an den Baum bindet. Doch das ist bei weitem nicht alles an Vorbereitung. Des Weiteren müssen noch Strecktaue und Laufleinen gespannt, alles gesichert und der Verschlusszustand hergestellt werden.

Strecktaue und Laufleinen sind lange Seile, die auf „Zeng“ über das gesamte Deck gespannt werden. Wenn der Seegang besonders stark wird, müssen wir uns dann mit dem Life-Belt unseres Sicherheitsgurtes in diese Leinen einpicken. So können wir uns, trotz der Wellen, die zum Teil mit gewaltiger Wucht an Deck kommen, „frei“ bewegen. Weiterhin muss alles absolut seefest sein. Das sollte es eigentlich immer, aber nun natürlich ganz besonders.

Der Verschlusszustand ist allerdings etwas unangenehmer. Damit kein Wasser durch Oberlichter, Bulleyes oder Schotten kommt, haben wir alles zusätzlich verschlossen. Die Oberlichter haben dazu sogenannte Schlagklappen. Dies sind wasserdichte Stahlklappen, die wie ein Fenster noch hinter dem Glas des Oberlichts fest verschlossen werden. Bei den Bulleyes ist es genau das Gleiche. Doch manche Schotten an Bord (Schotten sind die wasserdichten Türen an Bord) sind bei normalem Seegang nicht geschlossen. So zum Beispiel das Schott der Personalkammer im vorderen Bereich der Thor oder das Schott des Messeniedergangs auf dem Hauptdeck. Jetzt ist dies allerdings unabdingbar. Bei dem Messeschott gibt es aber eine Besonderheit: Normalerweise gehen wir, wenn wir nach draußen wollen, einfach durch die Schiebeluke. Doch bei Schwerwetter ist das nicht so einfach. Wegen des geschlossenen Schotts haben wir eine Funkverbindung aus der Messe zur Fahrwache eingerichtet, sodass wir uns nun z. B. zum Wachwechsel geschlossen als Wache in der Messe treffen, die Fahrwache anfunken und um Erlaubnis bitten, herauskommen zu dürfen. Dies hängt nämlich davon ab, ob gerade nicht so große Wellen an Deck kommen, sodass wir das Schott kurz öffnen können.
Zum größten Teil freuen wir uns auf den Sturm, auch wenn manche bestimmt schon an die eventuell zurückkehrende Seekrankheit denken. Bis dahin Mast- und Schotbruch!

P.S.: Lieber Papa, herzlichen Glückwunsch und alles alles Gute zum Geburtstag. Liebe Grüße, dein Bene!

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