Der Moment in dem die Maschine ausgeht

marieDatum: Freitag, der 17.04.2015
Mittagsposition: 50° 18,1′ N; 002° 35,1′ W
Etmal: 97,6 sm
Wetter: Lufttemperatur: 10,5° C, Wassertemperatur: 9,5°C, Wind: NNE4
Autorin: Marie

„Hörst du das?“
„Nein.“
„Ich auch nicht.“
Wenn über Nacht die Maschine ausgeht, kann schon mal passieren, dass man morgens erst nach einer Weile feststellt, dass sie aus ist.
Doch tagsüber ist das etwas anderes: Das regelmäßige Geklopfe der Zylinder der Maschine wird plötzlich langsamer und langsamer und langsamer.
„Jetzt war es das letzte Mal.
-Nein, doch nicht. Jetzt aber!
-Nee, immer noch nicht.
Aber jetzt! Endlich…“

Während ich in die Gesichter der anderen schaue, sehe ich, dass sie genau dasselbe gedacht haben. Urplötzlich ist Totenstille in der Messe eingetreten. Von dem Moment an, als sich die erste Veränderung im Rhythmus der Zylinder feststellen lässt und alle lauschen, ob sie sich verhört haben oder ob es jetzt wirklich Zeit ist zu segeln. Jetzt strahlen alle und die Stille hält an, bis ein ganz schneller sagt, „die Maschine ist aus“, und alle zu lachen anfangen.

Doch seit wir im Englischen Kanal sind, ist dieser Moment viel zu selten geworden. Auch heute war mal wieder keine Chance auf Segeln, im Gegenteil: Aufgrund von Gegenwind und starker Gegenströmung liefen wir heute, trotz hoher Maschinendrehzahl, nur 1 Knoten oder sogar weniger. Um nicht auf der Stelle stehen zu bleiben oder rückwärts zu fahren und dabei nur unnötig Diesel zu verbrauchen, entschied sich unser Schülerkapitän Lorenz dazu, kurzfristig vor Anker zu gehen. Also machten sich alle bereit für unser erstes Ankermanöver unter Schülerleitung dieser Schiffsübergabe.

Doch alle Sorgen und Aufregung waren unbegründet, von den Ruderkommandos bis zum Ankerfallenlassen lief alles reibungslos und wiedermal kam auch die Maschine zum Einsatz.
Leider gab es bis jetzt keinen Moment ohne Maschine während dieser Schiffsübergabe, aber wie man so schön sagt, die Hoffnung stirbt zuletzt, und wir hoffen weiterhin auf einen letzten Moment, in dem die Maschine ausgeht und es wieder heißt: Zeit zum Segeln.

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