Mein Tag vom Generator bis zum Generator

danielaDatum: Sonntag, der 19.04.2015
Mittagsposition: 50° 25,6′ N; 001° 15,6′ W
Etmal: 53,1 sm
Wetter: Lufttemperatur: 8,5° C, Wassertemperatur: 9,5°C, Wind: EzN4
Autorin: Daniela

„Guten Morgen, Daniela. Es ist 05:55 Uhr und das ganze Schiff wartet auf den Strom. Möchte sich unsere liebste Schülermaschinistin bitte aus der Koje begeben?“
Seit den letzten drei Tagen werde ich jeden Morgen mit diesen Worten aus meinen warmen Bett gescheucht. Im Schlafanzug schleiche ich in unseren Generatorraum, entscheide, welchen der beiden Generatoren ich heute ins Leben rufen möchte und kontrolliere das Öl. Nun starte ich gemeinsam mit unserem „richtigen“ Maschinisten Willi den Generator und nehme ihn ans Netz. Anschließend wird die Osmose (unsere Seewassseraufbereitungsanlage) hochgefahren, damit wir in den letzten Tagen, bevor wir in das Verkehrstrennungsgebiet kommen (dort ist das Wasser nicht sauber genug), noch einmal unsere Wassertanks etwas auffüllen können.

Nun steht für mich die Kontrollrunde im Maschinenraum an. Stimmt die Temperatur vom Turbolader und vom Schmieröl? Muss ich etwas nachregeln? Wenn all diese Aufgaben erledigt sind, darf ich mich nochmal bis um 07:30 Uhr ins Bett verkrümeln und eine Runde schlafen.
Nach meinem Obstsalat mit Joghurt beim Frühstück schnappe ich mir mein Ölzeug und begebe mich in der Eisesskälte zum Ruderkasten auf dem Achterdeck. Dort verteile ich das Fett auf der Ruderachse, damit es der Rudergänger leichter hat. Nun schnell wieder in die warme Messe. Dort wartet der Ausbildungsleitfaden für die neuen Maschinisten auf mich, der von mir gelesen und überarbeitet werden will. Nach zehn Minuten werde ich aber von Martin unterbrochen, der auf der Maschinenronde festgestellt hat, dass die Kühlwassertemperatur am Turbolader etwas zu warm ist. Das heißt für mich, meine Arbeit in der Messe zu unterbrechen – also wieder ab in den Maschinenraum. Dort regle ich die Temperatur und nach etwa vierzig Minuten kontrolliere ich, ob sich etwas geändert hat. Währenddessen mache ich mich wieder daran, den Leitfaden zu korrigieren.

Um 10:30 Uhr steht das Treffen der Schüler-Schiffsleitung mit Detlef, Ruth und Willi im Salon auf dem Programm. Lorenz, unser Schülerkapitän, stellt mit Hilfe seiner Steuermänner Paul und Milan die geplante Reiseroute vor. Unsere Schüler-Projektleitung Katha und Sarah geben die Termine der nächsten Tage bekannt und ich als Schüler-Maschinistin spreche das Wassersparen und meine Aufgaben bis Brunsbüttel an.

Um halb zwölf mache ich die tägliche Bestandsaufnahme von unsererm Diesel, Schmieröl und Frischwasser. Haben wir noch genug Wasser, so dass jeder vor dem Einlaufen noch einmal duschen kann? Wie viel Diesel haben wir in den letzten 24 Stunden verbraucht?
Dann ist es erst einmal Zeit fürs Mittagessen. Heute hat uns die Backschaft passend zum Bayrischkurs vom Michi einen leckeren Schweinebraten mit Knödeln und Blaukraut gezaubert. Nach dem Mittagessen erkläre ich meinen fleißigen Helfern vom Maschinen-Reinschiff, wie sie die Bodenplatten im Generator- und Maschinenraum sauber bekommen.
Anschließend geht es für mich mit einer nächsten Kontrollrunde in der Maschine weiter. Bis zum Abendessen knüpfe ich mir noch ein letztes Mal den Ausbildungsleitfaden vor und dann mache ich fast schon Feierabend. Aber auch nur fast – denn um 22 Uhr wartet mein lieber Freund, der Generator, auf mich. Zuerst noch die Osmose herunterfahren und dann ist auch der Generator für heute von seiner Arbeit erlöst. Ich husche nun erschöpft, aber glücklich, nach einem anstrengenden, aber schönen Tag in meine Koje und freue mich schon auf morgen, wo wieder ein Tag vom Generatorstart bis zum Generatorstopp auf mich wartet.

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