Geht sie oder geht sie nicht? Das ist hier die Frage!

schueler.lenaDatum: Mittwoch, der 04.11.2015
Mittagsposition: 46° 41,7′ N; 007° 53,3′ W
Etmal: 118 sm
Wetter: Lufttemperatur: 16° C, Wassertemperatur: 16,5°C, Wind: SSE 6
AutorIn: Lena

Der Tag beginnt wie jeder andere – dachte ich zumindest. Denn nachdem ich um 7.00 Uhr ganz lieb geweckt wurde, bemerkte ich, dass irgendetwas nicht stimmte: es war still. Keine Ölzeugklettverschlüsse, die geräuschvoll im Gang aufgerissen wurden, kein knarzender Großmast vor der Kammer, doch das Beunruhigendste: keine Maschinengeräusche.
„Geht sie oder geht sie nicht?“ Diese Frage beantwortete sich allerdings schon, als ich den ersten Fuß auf den Gang gesetzt hatte. „Zylinder 5 hat wohl den Geist aufgegeben.“ Das Gerücht machte schnell die Runde und dementsprechend gab es das ein oder andere panische Gesicht am Frühstückstisch.
Alles lief jedoch wie gewohnt weiter und um Punkt 8.00 Uhr erschien Wache 4 vollständig zum Wachwechsel am Achterdeck. Mit ihr leider dunkle Regenwolken. Nach zehn Minuten Segeltheorie in strömendem Regen bei einer unglaublich rasanten Fahrtgeschwindigkeit von genau 0 Knoten über Grund hörten wir ein Knattern. Doch die Freude war unglücklicherweise nur von kurzer Dauer, denn schon nach 30 Sekunden gab die Maschine erneut keinen Laut mehr von sich. Weitere 20 Minuten im Regen und einige Erkenntnisse über Schoten und Gaffeln später, war endlich wieder das verheißungsvolle Maschinenknattern hörbar. Dank der Spitzenleistung der Maschinisten konnte Zylinder 5 wieder in Gang gesetzt werden und das Prachtstück funktionierte den restlichen Tag wie erhofft. Die anfängliche Panik war also unbegründet, denn wie jeder weiß, können in der Technik immer kleine Probleme auftreten, doch die mittlerweile übersensibilisierten KUSis lassen sich viel zu schnell beunruhigen, wenn es um die Maschine geht.
Nach ermüdendem Reinschiff auf der sehr beliebten Station Sanitär, gab es endlich den Linseneintopf zum Mittagessen, dessen guter Duft es schon während unserer Wache bis aufs Achterdeck geschafft hatte. Die Zeit nach der „Raubtierfütterung“ nutzten die meisten zum Schlafen, um für die Freiarbeit wieder fit zu sein. Danach stand die in Wache 4 schon zur Tradition gewordene Runde „Ich vermute, dass…“ an. Bei diesem unterhaltsamen Gesellschaftsspiel, dessen Idee es ist, anonym kreative Vermutungen über andere Gruppenmitglieder anzustellen, zu diesen der Betreffende sich dann äußern soll und man ihn auf diese Weise näher kennenlernt, wurden auch in unserem Jahrgang schon so einige lustige Aussagen gemacht. So wurde Ruth trotz ihrer sportlichen Figur als „heimlicher Nutellalöffler“, Lea als „Dauerschläfer“ und Michael als „Motorradliebhaber“ eingeschätzt, während Bene unter Verdacht stand, „Kapuzenpullifanatiker“ zu sein.
Trotz des rauen Seegangs und des kalten Winds, der uns abends um die Ohren pfiff, konnten wir die regnerische Nachtwache genießen. Dank des Meeresleuchtens hatten die „Ausgucker“ das Glück, immer mal wieder kleine Feuerwerke unter Wasser beobachten zu dürfen und auch vereinzelte Sternschnuppen am mehr oder weniger klaren Nachthimmel zu sehen. Pünktlich um 23.00 Uhr wurde Wache 4 schließlich mit einem freundlichen „Weg die Wacht!“ in die warme und nach einem langen Tag wohlverdiente Koje verabschiedet.
P.S: Liebe Mama, ich wünsche dir von Herzen alles erdenklich Gute zu deinem Geburtstag! Bleib wie du bist, denn du bist wunderbar.
Alles Liebe,
deine Lena

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