Die Atlantikpfütze

schueler.linnDatum: Samstag, der 28.11.2015
Mittagsposition: 18° 50,1′ N; 030° 53,4′ W
Etmal: 111 sm
Wetter: Lufttemperatur: 26° C, Wassertemperatur: 26°C, Wind: E2
Autorin: Linn

Dieser Samstag begann für mich einfach wunderbar. Weil es so warm war und wir angenehmen Seegang hatten, hatte ich mit ein paar anderen draußen auf der Ladeluke geschlafen, bis wir von einem wunderschönen Sonnenaufgang geweckt wurden. Es war zwar noch vor der allgemeinen Weckzeit um halb acht aber diesen Ausblick war es wirklich wert. Wir lagen in unsere Schlafsäcke gekuschelt und wurden leicht hin- und hergeschaukelt, während wir den fliegenden Fischen zuschauten, die wie kleine silberne Pfeile übers Wasser segelten und mit leisem Platschen wieder untertauchten. Das Rauschen der Segel und das Plätschern der Wellen wurde leider vom tiefen Brummen der Maschine begleitet, die lief, da wir zu wenig Wind zum Segeln hatten.
Als man langsam spürte, wie der warme Tag anbrach, wir ohnehin aufstehen mussten und das Frühstücksbuffet schon auf dem Hauptdeck bereitstand, räumten wir schnell unsere Sachen weg und bereiteten uns auf den Unterrichtstag vor.
Denn nach einem köstlichen Obstsalat und etwas selbstgemixtem Eistee begann auch schon die Doppelstunde Mathe, gefolgt von einer Stunde Geschichte und Englisch.
Es ist schon fantastisch, mit Sonnencreme und Cappy dazusitzen, während einem das lauwarme Meerwasser um die Füße spült und man seine Aufgaben erledigt. Für die Lehrer ist es allerdings schon ein kleiner Kampf, gegen Kommandos bei Segelmanövern, die Maschine und den restlichen „normalen“ Lärm anzureden oder Tafel, Kreide und Blätter seefest unterzubringen.
Dafür haben sie bisher sehr bereitwillige Lehrlinge, da der Unterricht wirklich stark auf unsere Reise bezogen ist und es einen wirklich interessiert, wie Kolumbus auf seiner Reise navigierte, wenn man selbst weiß, wie schwer das ist. Eine Aufgabe im Matheunterricht war zum Beispiel, die Position eines anderen Schiffes zu berechnen.
Nach dem Unterricht, der Freitags und Samstags nur vormittags stattfindet, stärkten wir uns bei kaltem Mittagsbuffet mit Guacamole, Mango-Walnuss-Frischkäse-Dip, Toast und anderen Leckereien für das bevorstehende Großreinschiff, bei dem meine Gruppe die Freude hatte, das Deck schrubben zu dürfen und Messing zu polieren. Unser Messingkompass und die Schiffsglocke sind, wenn es ums putzen geht, wohl die meist verfluchtesten Gegenstände an Bord und ein hervorragendes Beispiel dafür, wie schnell Messing oxidiert und wie schwer das Ganze zu entfernen ist.
Man könnte jeden Tag aufs Neue meinen, sie hätten schon seit einer halben Ewigkeit keinen Putzlappen mehr gesehen und, wenn man sich dann nach stundenlangem Scheuern mit unserem heißgeliebten „Poliboy“ endlich darin spiegeln kann, hütet jeder sein Werk mit peinlicher Genauigkeit vor Fingertapsen oder ähnlichem – mindestens bis zur Schiffskontrolle!
Ist alles zufriedenstellend geputzt, gibt es im Anschluss wieder das lang ersehnte ,Besanschot an‘ mit ,lost-and-found‘-Versteigerung, kulturellen Beiträgen, Kuchen und dazu ein leckeres Getränk. Es läutet an Bord das Wochenende ein und ist ein wirklich nettes gemeinsames Treffen mit ein paar traditionellen Bräuchen. Außerdem eignet es sich hervorragend für das Vortragen kleiner Straf-Gedichte oder gemeinsames Singen auf dem Achterdeck.
Doch heute sollte es noch einen weiteren Höhepunkt des Tages geben – Die Pooleinweihung !!!
Die Meisten lungerten schon in Badesachen um unsere „Atlantikpfütze“ herum, als Detlef und Ruth, begleitet von einer Posaunenfanfare, das Band durchschnitten und den Meerwasserpool einweihten. Nachdem die Schiffsleitung die Pfütze verlassen hatte, stürzten auch schon die ersten KUSis herbei und wir quetschten uns mit sage und schreibe 29 Leuten in ca. 3,241 Kubikmeter kühles Atlantikwasser. Wir haben wohl den luxuriösesten, selbstgebauten Pool auf dem ganzen Atlantik mit ständig frischem und lauwarmem Wasser und einem wundervollen Ausblick aufs Meer. Er ist schon jetzt der beliebteste Treffpunkt an Bord und wird sicherlich sehr oft und auch mal ohne vorherige Sporteinheit genutzt werden.
Nach diesen aufregenden Ereignissen klang der Tag mit einer Schülerversammlung, Kartoffel-Broccoli-Gratin und dem Film ,Kon Tiki‘ über Thor Heyerdahl langsam aus. Der Film war wirklich gut und hat uns alle sehr gefesselt. Wir sind ziemlich stolz auf einem Schiff, das nach ihm benannt ist, segeln zu dürfen.

Viele sonnige Grüße von der Thor Heyerdahl und euch allen einen schönen und schneereichen ersten Advent, eure Linn

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