Bis die Butter schmilzt

schueler.Leonie-Datum: Freitag, der 27.11.2015
Mittagsposition: 19° 57,1′ N; 029° 23,7′ W
Etmal: 103sm
Wetter: Lufttemperatur: 25,5° C, Wassertemperatur: 25,5° C, Wind: ENE4
Autorin: Leonie

Das Wetter ist wunderschön, es wird immer wärmer und langsam haben wir auch den Punkt erreicht, an dem die Butter schmilzt. Wir alle werden – manche schneller, manche langsamer – braun und ein paar wenige auch ein bisschen rot. Dadurch, dass es immer wärmer wird, verändert sich nicht nur unsere Hautfarbe, sondern auch der Bordalltag passt sich langsam dem Wetter an. Zum Beispiel verlagern sich viele Bereiche unseres Lebens jetzt an Deck, da dort wenigstens noch eine frische Brise weht und natürlich brauchen wir auch darüber hinaus noch eine richtige Abkühlung, wenn selbst der Wind und die Wellen, die gelegentlich über das Schanzkleid spritzen, nicht mehr reichen.

So sehnen wir alle der Einweihung des Spabereiches entgegen. Der Spabereich besteht aus dem Trimm-dich-Rad, auf dem wir uns fit halten können, damit wir die Fahrradtour in Kuba dann auch schaffen, der Meerwasserdusche für die kleine Abkühlung zwischendurch, wenn einem beim Sonnenbaden zu warm geworden ist oder die Köpfe vom Unterricht und der Freiarbeit schon rauchen. Außerdem haben die Bootsmannsassistenten heute endlich den Pool fertiggestellt, der ebenfalls mit Salzwasser gefüllt wird und morgen nach Besanschot an feierlich eingeweiht werden soll. Vorher brauchen wir aber noch einen kreativen Namen für unseren Pool. Zu diesem Zweck hängt in der Messe ein Zettel, auf dem fleißig Ideen gesammelt werden, aktuell sind die beiden Favoriten „Atlantikpfütze“ und „Black Pool“ (abgeleitet von der Black Pearl aus dem Film Fluch der Karibik).

So wie der Bordalltag hat sich auch der Unterricht nach draußen verlegt und so hatte meine Unterrichtsgruppe heute auch zum ersten Mal an Deck Unterricht.
Es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl, im November in T-Shirt und kurzer Hose im Unterricht zu sitzen und immer, wenn eine Welle kommt, das Wasser an den Füßen zu spüren.
Allerdings muss man bei den Wellen auch aufpassen, dass einem die Schulsachen nicht vom Tisch hüpfen, denen scheint es nämlich auch zu warm zu sein und sie wollen auch unbedingt baden gehen. An den Bänken müssen jeweils der vorderste und der hinterste Schüler im Reitersitz sitzen, damit die Bank nicht von einer großen Welle umgeworfen werden kann.
Auch für unsere Lehrer ist es etwas ganz Neues, an Deck eines Segelschiffes zu unterrichten und dabei auch noch in einem Käfig eingesperrt zu sein. Zumindest sieht es aus der Sicht von uns Schülern so aus, da unsere Sicherheitsleinen an Backbord und Steuerbord vorm Deckshaus, wo auch unsere Tafel hängt, zusammenlaufen und so einen Käfig bilden.
Da Freitag war, hatten wir nur vormittags Unterricht und danach noch Projektgruppentreffen. Ich bin in der Projektgruppe Seemannsgarn und wir haben einen Adventskranz aus alten Tampen gemacht, damit am Sonntag, dem ersten Advent wenigstens ein bisschen Weihnachtsstimmung aufkommt, die bei dem warmen Wetter etwas zu kurz kommt.

Heute haben wir außerdem noch den zweiten Fisch, eine ziemlich große Goldmakrele, gefangen. Und wenn wir weiter in so kurzen Abständen hinter einander Fische fangen, werden wir vielleicht der erste KUS Jahrgang sein, der die Wette mit Willi, unserem Maschinisten gewinnt. Immerhin haben wir im Gegensatz zum letzten Jahrgang, die nicht einmal einen Fisch gefangen haben, abgesehen von den fliegenden, die freiwillig an Bord gehüpft kamen, schon nach so kurzer Zeit den zweiten großen Fisch an Deck gezogen. Und das, obwohl wir bis jetzt nur mit einer etwas improvisierten Spule angeln, da bei der eigentlichen der Stopp kaputt ist.

Trotz allem wünschen wir uns weiter steigende Temperaturen und sehen der kommenden Adventszeit mit Spannung, Neugierde und vielleicht auch ein bisschen mit klopfendem Herzen entgegen, da die meisten von uns die Weihnachtszeit noch nie im Warmen und so weit weg von Zuhause verbracht haben.

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