Datum: Donnerstag, der 03.12.2015
Mittagsposition: 17° 11,6′ N; 041° 18,8′ W
Etmal: 132 sm
Wetter: Lufttemperatur: 26,5°C, Wassertemperatur: 26,5°C, Wind: ENE 5-6
Autorin: Lena
Der dritte Dezember – ein verschneiter kalter Wintertag mit Weihnachtsplätzchen, die einen auf das große Fest vorbereiten und einer großen Tasse Tee. Eingepackt in einen dicken Daunenanorak und Winterstiefel stapft man von der Schule nach Hause. Doch halt! Irgendwas ist hier wohl schiefgelaufen…
Statt einer mit Eisblumen verzierten Fensterscheibe sieht man hier nämlich direkt nach dem Aufwachen ein beschlagenes Oberlicht, das man noch dazu am liebsten aufreißen würde, denn: es hat 28 Grad Celsius. Der Sauerstoff ist knapp und statt winterlichem Plätzchenduft wird man hier vom stickigen Kammermief erwartet. Schwitzend schlurft man zum Frühstück und freut sich zumindest auf die Nutella, die sich aber mittlerweile der Butter angeschlossen hat und nun auch mehr einer Flüssigkeit ähnelt als einem Brotaufstrich. Die überhitzten Schülerköpfe konnte ich draußen rauchen sehen, während ich in der Navi mit Schrubben, Abstauben und Aufräumen beschäftigt war. Denn es hieß mal wieder: Reinschiff. Die Aussicht war motivierend: Sich meldende, halbwegs interssierte KUSis im Deutschunterricht, die die Figur von Maik Klingenberg (Schullektüre „Tschick“) charakterisierten. Nachdem wir eine halbe Stunde später in der Wache nur zu dritt waren, gab es keine freie Sekunde. Nach einem temperamentvollen „Warschau Typhon!“ um Punkt 12 Uhr Bordzeit ereilte mich also, während ich am Ruder stand, die freudige Nachricht, dass ich heute das glückliche Adventskind bin und zusammen mit Christoph das dritte Türchen des Thor’schen Adventskalenders öffnen darf. Vor versammelter Crew – die eigentlich schon gierig auf das Essen wartete – öffnete ich also mein Adventspäckchen und von diesem Moment an war ich stolze Besitzerin eines Gutscheins für „1x zusätzlich waschen“ (was unter diesen Umständen Gold wert ist!). Der KUSi vom letztem Jahr schenkte mir eine Spieluhr mit der Melodie „Stille Nacht“ (gut zum Wecken…) und auch, wenn Weihnachtslieder hier ziemlich fehl am Platz wirken, hat das Ganze die Stimmung doch ein wenig in Richtung Heiligabend gebracht. Viel besser noch: Päckchen Nummer 2. Denn Christoph bekam die Käpt’n-Plagiats-Boxershorts mit dessen „Beipackzettel“ der 04.12. zum offiziellen Boxershorts-Tag auf der Thor erklärt wurde. Um sich mental auf den nächsten Tag vorzubereiten, wurden schon nach dem Mittagessen die ersten Boxershorts ausgepackt und für mich hieß es: zurück zur Fahrwache. Deren Rest verbrachte ich im Ausguck und konnte meditativ meine Gedanken schweifen lassen, während das Tiefblau des Atlantiks sich an Deck in weiße Schaumkronen verwandelte.
In der Freiarbeit danach gab es nur eine Devise für mich: Mathe, Mathe und noch mehr Mathe. Denn in Gedanken an den Test am Montag besteht mein Gehirn gefühlt nur noch aus Sinussätzen, Kosinus von Alpha, Beta, Gamma, und was es sonst noch so alles gibt. Allein von dieser Vorstellung bekomme ich dreieckige Augen.
Bevor ich mich dann auf die Nachtwache freuen konnte, bemerkte ich erst, dass ich ja heute überhaupt keine Nachtwache habe! Dem Unterricht sei Dank. Also konnte ich nach dem leckeren Abendessen den Tag schön ausklingen lassen. Auf der Ladeluke liegend unterhielt ich mich mit ein paar anderen über Weihnachten. Auf der Thor ist dieses Fest in so vielen Punkten anders als Zuhause und auch, wenn hier tagtäglich Weihnachtslieder gesungen und getrötet werden, auch, wenn Plätzchen gebacken und Adventskalendertürchen geöffnet werden, erinnert mich das ganze bei 28 Grad Celsius einfach nicht an das, was Weihnachten für mich ist. Trotzdem ist es eine besondere Zeit, die wir jede Sekunde genießen können! In diesem Sinne also: Advent, Advent, schon bald das nächste Lichtlein brennt…
P.S. Allerliebster Papa, von Herzen wünsche ich dir einen besonderen Geburtstag, bleib wie du bist und hab‘ eine tolle Zeit! Fühl dich ganz fest umarmt von mir, du und deine Scherze fehlen mir sehr! Alles Liebe,
dein Lenchen