Adel auf der Thor

schueler.fabianDatum: Montag, der 28.12.2015
Mittagsposition: 10°20,1′ N; 077°05,2′ W
Etmal: 139 sm
Wetter: Lufttemperatur: 31,5° C, Wassertemperatur: 28,5°C, Wind: ENE 4
Autor: Fabian

„Sehr wohl, eure Majestät!“ – Nein, ganz so klingt es glücklicherweise noch nicht, wenn der Wachprinz um etwas bittet. Nun wäre es natürlich sehr hilfreich, wenn man wüsste, was genau ein Wachprinz ist und wie es dazu kommt, dass an Bord die Monarchie wieder Einzug hält.
Der Wachprinz ist, wenn man so will, der verlängerte Arm des Wachführers. Er übernimmt hauptsächlich die Einteilung der verschiedenen Aufgaben während der Wache, wie beispielsweise das Rudergehen oder Ausguck gehen. Außerdem sorgt der Wachprinz dafür, dass die Sicherheits- und Maschinenronden pünktlich gegangen werden, Wetter und Position stündlich eingetragen werden und die nachfolgende Wache pünktlich geweckt wird. Als Vertretung des Wachführers weiß der Wachprinz auch über die An- und Abmeldungen seiner Wachmitglieder Bescheid, zum Beispiel wenn jemand etwas trinken gehen möchte. Ein weiteres wichtiges Verantwortungsgebiet des Wachprinzen ist der Überblick über das Weckbuch. Je nach Erfahrung des Wachprinzen, kann das Prinz-sein auch bedeuten, auf Wind und Segel zu achten und, wenn nötig, in Absprache mit dem Wachführer, den Segeltrimm vorzunehmen, also die Segelstellung zu ändern und den Kurs anzupassen.

Kurz um, Wachprinz zu sein ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Der Wachprinz kann, je nachdem wie die einzelnen Wachen das handhaben, entweder zu jeder Wacheinheit wechseln, oder auch täglich. Wie bei jeder Tätigkeit gibt es natürlich auch bei dieser Tätigkeit Schüler, die diese Aufgabe mehr oder weniger gerne übernehmen. Mir für meinen Teil macht es Spaß, die Verantwortung für meine Wache zu übernehmen. Wenn die Wachen voll besetzt sind, ist das auch kein Problem. Allerdings kommt es während der Unterrichtszeit, in der mit halber Wache gefahren wird, in Kombination mit Praktika und Backschaft, durch die weitere Personen aus der Wache fehlen, hin und wieder zu Personalknappheit. Das ist dann besonders herausfordernd, denn man möchte niemanden zu lange auf ein und derselben Position oder alle drei Maschinenronden gehen lassen. Doch auch bei dieser Aufgabe ist es wie mit allem – Übung macht den Meister und mit der Zeit weiß man, wie man die Einteilung zum Vorteil aller am besten vornimmt.

Nachdem die Aufgabe des Wachprinzen für diesen Tag erfolgreich erledigt und meine Wache vorbei war, begann der große Auftritt für die Wahlpflichtfachgruppe Astronomische Navigation. Heute stand sozusagen die Generalprobe für die Schiffsübergabe vor den Bermudas auf dem Programm. Ganz ohne Detlefs Hilfe mussten sie sich heute beweisen und unsere Position anhand der Sterne selbständig berechnen und bestimmen. Auf dem Achterdeck gab es wieder hohes Aufkommen an Sextanten, Ferngläsern und Taschenlampen und die beteiligten Personen waren emsig am Arbeiten. Glücklicherweise bot die Dämmerungszeit hervorragende Bedingungen, so dass genügend Sterne geschossen werden konnten. Anschließend rauchten in der Messe die Köpfe und die Gruppe rechnete und rechnete. Das Ergebnis stand fest: mit nur rund einer Seemeile Besteckversetzung (so wird der Abstand zwischen dem astronomisch berechneten Ort und dem tatsächlichen GPS-Ort bezeichnet), war das ein voller Erfolg. Herzlichen Glückwunsch!

Menu