Datum: Freitag, der 22.01.2016
Mittagsposition: Bocas del Toro/ Panama
Etmal: 0 sm
Wetter: Lufttemperatur: 32° C, Wassertemperatur: 29,5°C, Wind: NNE 1
Autorin: Karen
Endlich wieder auf der Thor! Schweren Herzens und gleichzeitig frohen Mutes haben wir den tropischen Regenwald verlassen und befinden uns jetzt wieder auf unserem schwimmenden Zuhause.
Natürlich beginnt damit wieder der Bordalltag, doch dies erfordert auch Umstellungen. Nach fast drei Wochen Landaufenthalt müssen wir wieder in den Segelbetrieb einsteigen. Keine ganz so leichte Aufgabe. Die Umstellung beginnt schon am Morgen beim Aufwachen. Endlich werde ich wieder mit den freundlichen Worten: „Guten Morgen, Karen. Es ist 06:30 Uhr, du musst jetzt aufstehen“ geweckt. In einer 70 cm breiten Koje aufzuwachen, fühlt sich wieder heimelig an, denn bei den Gastfamilien hatten wir wirklich mit Platzüberschuss in den Betten zu kämpfen. Da freuen wir uns wieder, aus dem Bett zu springen und erst einmal einen Niedergang hochzurennen, um auf die Toilette zu kommen. Diesen Morgensport hatten wir doch alle vermisst!
Weiter geht es mit dem Frühstück. Auf den Tischen stehen keine Kalebassenschalen und Bambusbecher mehr, aus denen wir bei den Naso-Indianern in den letzten Tagen immer gegessen und getrunken hatten. Unser normales Thorbesteck und -essen steht wieder auf dem Plan. Nach drei Wochen sprechen wir wieder die Worte: „Einmal Obstsalat mit Joghurt und Müsli, bitte.“ aus.
Aber natürlich gibt es nicht nur Umstellungen beim Essen, nein, auch beim normalen Tagesablauf. Ankerwachen müssen gegangen werden und auch eine reguläre Backschaft gibt es wieder. So beginnt auch mein erster Tag auf der Thor – mit Backschaft. Auch hier merke ich, der Landaufenthalt steckt uns noch allen in den Knochen. Ein normales Thorfrühstück zuzubereiten ist gar nicht so leicht. Obst muss geschnitten werden, Brot, Wurst und Käse auch, die Getränke müssen zubereitet werden. Haben wir was vergessen?
Am Ende haben wir alles beisammen und während ich bediene, höre ich von überall her Geschichten über den Landaufenthalt. Dem Stamm muss schließlich alles über abenteuerliche Taxifahrten in Panama City, über das gute Essen bei Miguel, über peinliche Spracherlebnisse bei den Gastfamilien und über spannende Einbaumfahrten bei den Nasos erzählt werden.
Aber wie es auf der Thor so ist, lange Zeit zum Geschichtenaustauschen bleibt nicht, denn die Projektetreffen stehen an. Jedes Projekt versucht, irgendwie einen Platz am Hauptdeck zu ergattern und dann geht das Gewusel los. An Backbord sieht man die Öffentlichkeitsarbeit irgendwas Geheimnisvolles planen, die kulinarische Weltreise berichtet Marta, der Leitung des Projektes, fleißig von den gesammelten Rezepten des Landaufenthaltes, die Musikgruppe hört man schon wieder summen und Lieder umdichten, Projekt Seemannsgarn diskutiert heftig über irgendwelche Knoten und das Fotoprojekt kümmert sich um die Versorgung der Website mit Bildern.
Am Nachmittag ist das Pflichtprogramm endlich beendet und Sonja spricht die heißersehnten Worte aus: „Es gibt Landgang!“ Wie immer wollen alle so schnell wie möglich ins Dinghi und an Land. Von irgendwo her erklingt der Ruf: „Habt ihr euch auch alle ins Landgangsbuch eingetragen?“ und schon sehe ich mindestens ein Dutzend KUSis in die Messe rennen, um genau das nachzuholen.
An Land verabschieden wir uns bis zu den Bermudas von unseren Eltern, da wir auf Kuba kein Internet haben werden. Aber die Trauer ist schnell überwunden, schließlich sind wir froh, alle diese Abenteuerreise erleben zu dürfen. Während meine Eltern mir von Glatteis in Wuppertal berichten, schwirrt ein Kolibri an mir vorbei und ich muss grinsen.
Zusammen mit Raja, Melanie und Jana erkunde ich Bocas del Toro, eine kleine Stadt, die nur so vor Surfern, Skatern und Rucksacktouristen wimmelt.
Im Supermarkt – wir wollten grade Süßigkeiten für die kommende Etappe kaufen – entdecken wir etwas Unglaubliches. EIS!!! So lange haben wir kein Eis gegessen. Geschwind reift der Plan in unseren Köpfen und schon kaufen wir ein paar Löffel und einen zwei-Liter-Bottich Eis. Danach setzen wir uns an den Straßenrand und verdrücken unsere Köstlichkeit. Mit einem leichten Übelkeitsgefühl, jedoch wahnsinnig zufrieden mit uns selbst geht es in den nächsten Supermarkt, in dem wir Ananas, Milch, Joghurt und Eiskaffee kaufen. An der Kasse treffen wir auf Laura, die den gleichen Plan wie wir verfolgt und ebenfalls einen Bottich Eis kauft. Zusammen mit ihr setzen wir uns an einen kleinen Steg mitten in Bocas del Toro und essen Ananas und trinken dazu Milch. Und genau in diesem Moment merke ich wieder, was für ein verrücktes und tolles Leben ich seit den letzten drei Monaten führe. Welche 15-Jährige sitzt schon in Panama auf einem Steg, betrachtet das Meer und futtert dazu mit ihrer neuen kleinen Familie Eis, Ananas und Milch?
Am Abend bringt Laura noch eine kleine Überraschung mit an Bord, unsere niederländischen Freunde der Regina Maris. Diese sind gerade in Kleingruppenexkursionen in Panama und haben für heute Nacht noch keine Bleibe. Und so übernachten sie bei uns auf der Thor.
Mein Tag endet mit einer Backschaftsdusche und einem Friseurbesuch. Mit der Schere unseres Mathe- und Physiklehrers Thomas und Leas Haarschneidekünsten werden meine Haare gekürzt.
In dieser Nacht falle ich erschöpft, aber glücklich in meine Koje und schlafe mit einem Grinsen auf dem Gesicht ein.
Meine liebe, kleine Kasia, herzlichen Glückwunsch zum 8.Geburtstag! Meine Süße, genieße deinen Tag und grüß die Schnecken von mir!
Hab dich lieb und bis bald.