Physik mal anders

schueler.fabianDatum: Freitag, der 29.01.2016
Mittagsposition: 19° 13,3′ N; 082° 49,5′ W
Etmal: 97 sm
Wetter: Lufttemperatur: 25° C, Wassertemperatur: 27°C, Wind: N 5-6
Autor: Fabian

Auch Physikunterricht haben wir bekanntlich an Bord. Ein Fach, das leider nicht immer den höchsten Popularitätswert genießt. Was also machen? Nun, wenn man Physiklehrer bei KUS ist und beim letzten Unterkojentauchen zufällig eine Packung Wasserbomben gefunden hat, ist das schon einmal ein Anfang. Günstig kann dann auch noch das Thema der Unterrichtsstunde sein: Newton’sche Mechanik. Was aus einer Kombination dieser beiden Gegebenheiten entsteht, lässt sich erahnen. Die Veranschaulichung der Newton‘schen Mechanik anhand von Wasserbomben. So hat es sich auch heute zugetragen. Nach ein paar Grundinformationen zum Thema kam von Thomas die Ansage, wir bräuchten unsere Gurte. So weit so gut, alle die Gurte holen. Ähm, einen Moment mal. Gurte im Physikunterricht? Was bitteschön ist jetzt los? Nun, für unsere Versuche würden wir nun einmal hoch hinaus müssen, war die Antwort unseres Informanten. Wir rüsteten also auf, in aller Eile wurde eine Wasserbombenfabrik errichtet und nahm die Arbeit auf. Wir schickten währenddessen Kundschaftertrupps los, um das Gelände zu sondieren und brachten uns, als geeignete Orte gefunden waren, in Stellung. Eine Gruppe ließ die Bomben aus einer Höhe von ungefähr 2,5 Metern vom Deckshaus fallen, die ersten zwei waren Blindgänger, die dritte explodierte und setzte Unmengen an Wasser frei. Nach Konstruktionsverbesserungen an den Zündern und einer neuen Wasserbombencharge wurden weitere Angriffe aus sieben Metern Höhen aus den Wanten durchgeführt. Der finale Schlag erfolgte mit der Torpedierung des Decks aus der Breitfockrah in zwölf Metern Höhe.
Die erbeuteten Werte bei diesen Angriffen waren von unschätzbarem Wert. Sie bargen das Potential, uns die Lösung auf all unsere Fragen zu liefern. Sofort wurden alle Experten, derer wir habhaft werden konnten, in der Messe versammelt und eiligst ein Rechenzentrum eingerichtet, um die Daten auszuwerten. Hochkomplexe Formeln mussten angepasst und mit den gesammelten Werten ausgerechnet, Ergebnisse verglichen und verworfen, neu ausgerechnet und verifiziert werden. Schließlich, nach schier endlosen Konferenzen und tausenden leergeschriebenen Stiften, gelang es jedoch, das Problem der Größe der Fallbeschleunigung, die, wie wir ebenfalls belegen konnten, gleich der Erdanziehung ist, zu lösen. Sie beträgt unseren Berechnungen nach zwischen 15 und 20 m/s². Die Euphorie war gigantisch, jedoch nur so lange, bis wir wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurden. Wir mussten nämlich erkennen, dass unsere Werte fehlerhaft waren. Die Bewegungen des Schiffs sowie die Ungenauigkeiten in Zeitmessungen bei der Falldauer der Wasserbomben hatten uns Werte beschert, die teilweise doppelt so hoch waren, wie sie hätten sein sollen. Dennoch waren unsere Mühen nicht vergebens gewesen. Wir hatten nun alle die Prinzipien hinter den kryptischen Formeln verstanden; wir konnten uns nun genauer vorstellen, wie welche Größe in der Realität zustande kommt und wie sie im Bezug zueinander stehen.
Ich hoffe, ihr habt nun alle ein genaueres Bild von unserem Kampf gegen Unwissenheit und Verständnislosigkeit in Physik erhalten. Seht diesen Bericht als Ermutigung, sich theoretischen Problemen praktisch zu nähern. Es ist die beste Methode, Verzweiflung durch Verständnislosigkeit vorzubeugen und besitzt nicht zuletzt einen hohen Unterhaltungswert.

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