Kranksein auf der Thor

schueler.Leonie-Datum: Donnerstag, der 17.03.2015
Mittagsposition: 34° 03,9′ N; 043° 15,8′ W
Etmal: 131 sm
Wetter: Lufttemperatur: 18° C, Wassertemperatur: 19°C, Wind: ESE5
Autorin: Leonie

Der heutige Tag begann für mich eigentlich wie ein ganz normaler thor’scher Schultag.
Um halb acht Uhr allgemeines Wecken für Unterrichtsgruppe A, noch eine halbe Stunde in der Koje rumliegen, gemächlich aufstehen und frühstücken, wegen des Seemannssonntags sogar mit Rührei, Bacon und Nutella, um dann pünktlich um 8:30 Uhr mit Schreibzeug in der Messe zu sitzen.
Der Unterricht begann mit einer Doppelstunde Physik, Vorbereitung auf den morgigen Test, und leichten Kopfschmerzen meinerseits. Diese waren jedoch, zumindest kurzzeitig, vergessen, als unser Mathematiklehrer mit einem großen, grünen Hut auf dem Kopf vor der Tafel stand, da ja St. Patrick’s Day ist. In der darauf folgenden Englischstunde, in der wir einen Textausschnitt aus Big Brother bearbeiteten, kehrte das Kopfweh wieder zurück und brachte, zu meinem Übel, auch das Halsweh mit.
Zu Kaffee und Kuchen gab es zur Feier des Tages grüne Sahne auf die Muffins, da Thomas mit seinem Hut den irischen Feiertag, an dem ihr Schutzpatron St. Patrick geehrt wird und an dem in Irlands Farbe – grün – dekoriert wird, eingeleitet hat. Weil er dieses Fest auf die Thor gebracht hat, bekam Thomas sogar noch einen grünen Haferbrei mit grünen Marzipansternen obendrauf.
Nachdem die acht Stunden Unterricht zu Ende waren, konnte ich mich in meiner Koje verkriechen und meiner ebenfalls kranken Zimmergenossin Karla Gesellschaft leisten.
Unsere Bordärztin Veronika machte einen Krankenbesuch und schrieb uns für die Nachtwache frei. Außerdem ermahnte sie uns, dass wir genug trinken sollten, was man hier leider manchmal ein bisschen vernachlässigt, sie ließ ihrer Mahnung auch sogleich Taten folgen und füllte unsere Trinkflaschen gleich randvoll.
Wenn man mitten auf dem Atlantik und so weit weg von der Familie krank ist, bekommt man schnell mal ein bisschen Heimweh und denkt an die Eltern, die einen, wenn man jetzt Zuhause bei ihnen wäre, lieb umsorgen würden. Aber lange blieb mir für solch trübe Gedanken keine Zeit. Denn wenn wir nicht gerade schliefen, bekamen wir eigentlich immer Besuch von irgendwelchen gut gelaunten KUSis, die von Segelmanövern und dem Deck, das man jetzt, wo der Sturm abgeflaut ist, wieder betreten kann ohne von einer Welle nass gemacht zu werden, erzählten. Oder wir unterhielten uns über den bevorstehenden Landaufenthalt und die Süßigkeiten, die auf der Einkaufsliste stehen.
Eigentlich war gar nicht genug Zeit zum Trübsalblasen, denn bei der liebevollen Pflege hier, die zwar ganz anders, aber genauso wirkungsvoll wie Zuhause ist, kann man eigentlich gar nicht lange krank bleiben. So hoffen Karla und ich, dass wir bald wieder auf dem Damm sind.

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