Last but not least

schueler.leonhard_großDatum: Freitag, der 09.04.2015
Mittagsposition: 49°03’0 N; 007° 15,5′ W
Etmal: 120 sm
Wetter: Lufttemperatur: 7,5° C, Wassertemperatur: 10°C, Wind: WSW5
Autor: Leonhard

Es ist 0600 Uhr morgens und ein ganz normaler Backschaftstag. Draußen nieselt es etwas. Alles ist Routine. Aber es wird laut Plan meine letzte Backschaft sein. Irgendwie ein komisches Gefühl zum letzten Mal die Brote zu schneiden, die Käse- und Wurstplatten vorzubereiten, Obstsalat zu schneiden, Teller und Besteck abzuspülen. All diese Arbeiten, die immer nervig und teilweise frustrierend waren, verrichtet man heute noch einmal, aber dann nie mehr.
Jedoch nicht nur in der Backschaft, auch in vielen anderen Bereichen merken wir deutlich, dass sich die Reise allmählich dem Ende zuneigt. Zum Beispiel das Meeresleuchten sieht die Wache nicht mehr, seit wir näher an das europäische Festland herangefahren sind und der Grund des Meeres nicht mehr auf 5000 sondern auf 200 Metern liegt. Ein gewohnter Anblick ist plötzlich für die vorhersehbare Zukunft Vergangenheit. Ebenso ändert das tiefblaue Meer seinen Farbton langsam ins Grünliche. Man kann auch nicht mehr in die Ferne sehen und wissen, dass in diese Richtung erst wieder in hunderten von Meilen Land sein wird. Wir sind wieder in Europa. Das Festland ist praktisch immer um die Ecke. Der bevorstehende Landaufenthalt in England wird unser Letzter sein. Wir werden das letzte Mal in eine andere Währung tauschen und damit das letzte Mal rechnen müssen. Das nächste Mal, wenn wir festen Boden unter den Füßen spüren, wird es der vom Heimatland sein, in dem alles wahrscheinlich wieder sein wird wie es war.
Allerdings darf man nicht den Kopf in den Sand stecken und hier an Bord ist auch jedes Besatzungsmitglied weit davon entfernt. Wir freuen uns auf unseren Englandaufenthalt, holen unsere Landgangsmode hervor, heben unser letztes Geld ab und schmieden Pläne über unsere Freizeit an Land. Wer Sehnsucht nach der Backschaft hat, macht einen Tag freiwillig. Das mit dem Meer ist leider nicht zu ändern, aber eine grüne See ist auch schön und wenn man öfter andere Schiffe sieht und weiß, dass das nächste Festland nicht weit weg ist, fühlt man sich nicht allein gelassen von Gott und der Welt.
Denn:
Jeder Moment des Lebens ist einzigartig und man darf nicht der Vergangenheit nachtrauern, sondern soll frohen Mutes in die Zukunft gehen.

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