Reisegefährten

schueler-ally-kopieDatum: Montag, der 24.10.16
Mittagsposition: 48° 40,4′ N; 006°46,3`W
Etmal: 118 sm
Wetter: Lufttemperatur: 16° C, Wassertemperatur: 15°C, Wind: SSE3
Autorin: Ally

Auf der Thor kann man sich, wenn man über die Reling schaut, leicht etwas einsam fühlen. Grund dafür ist, dass wir oft das einzige Schiff weit und breit sind. Mehr oder manchmal weniger sanft schaukeln wir in unserer Nussschale durch die Wellen. Umgeben nur von blauem Meer und einem Himmel, der sich in alle Richtungen erstreckt, bis er am Horizont dem Wasser weichen muss.
Aber so einsam sind wir gar nicht. Wenn man genau hinschaut, kann man hin und wieder einen Blick auf die Lebewesen um uns herum gewinnen.
Manchmal fliegen sie auf dich zu. Oft kann man Möwen sehen, die auf der Suche nach Fisch über dem Meer schweben. In der Nacht erkennt man sie als weiße Punkte, die auf den Wellen sitzen.
Lustig wird es aber erst, wenn wir an einem Fischerboot vorbeifahren. Aus der Ferne sieht man nur einen riesigen Schwarm, der wie verrückt um etwas herumschwirrt. Beim Näherkommen dann das Erkennen: Ein Fischerboot, dem dutzende Möwen Konkurrenz machen.
Was uns an diesem Montag mehrmals unterkam und an der Bordwand vorbeizog war, ich beschreibe es mal, ein seltsames „Meeresgetier“. Niemand von uns kann wirklich sagen, was genau da in Massen an unserem Boot vorbeischwomm. Die Tiere, um die sich unser Mysterium handelt, sahen ein bisschen aus wie rötliche Tausendfüßler, die an einem Ende zu Schnecken zusammengerollt sind. Ein paar Exemplare dazwischen erinnerten auch etwas an weiße Quallen. Und wie bereits erwähnt, es waren wirklich viele. Den ganzen Tag über kamen sie vorbei, weshalb sie zwar im ersten Moment interessant waren, wir aber schnell wieder unser Interesse verloren.
Was heute mehr Aufregung geboten hat, war ein winziger Vogel, der während meiner Wache auftauchte. Er schien der Thor zu folgen. Und tatsächlich: Nach ein paar Minuten fanden wir ihn bei uns auf dem Achterdeck. Fast schon schüchtern, als wolle er nicht die Bordgemeinschaft stören, saß er da und beobachtete uns skeptisch. Elias hat ihn mit etwas Brotkrümeln vom Frühstück gefüttert, woraufhin er dann auch wieder etwas aktiver wurde und an Deck herumhüpfte . Der Vogel hat sich ziemlich sicher durch die starken Stürme von Frankreich her auf dem Meer verirrt. Wir haben den Kleinen Jean-Paul getauft und ihr könnt euch sicher sein, dass man sich gut um ihn kümmern wird. „Wenn er stark bleibt, schafft er es vielleicht in Spanien an Land“, meinte Detlef, wofür wir ihm alle Daumen drücken.
Was bei Tieren aber wirklich immer ein Highlight ist, sind – Trommelwirbel – natürlich Delfine.
Auf unserer Reise hatten wir schon einmal einen in der Werft gesehen und ein weiteres Mal einige Exemplare beim Einlaufen in Falmouth. Und heute hatten wir wieder einen Glückstag erwischt. Wir waren in ein Gebiet gekommen, wo es wohl mehr Fisch gibt, und plötzlich waren sie da – die Delfine. Nach unseren Schätzungen waren es sicher so 10 bis 20 Stück, eine ganze Schule also und sie tanzten auf dem Wasser herum und ließen sich mit dem Rücken wieder ins Wasser fallen. Kaum hatten wir „Delfine backbord!“ gerufen, standen auch schon alle KUSis, Lehrer und Stammmitglieder, die gerade an Deck waren, in einer Reihe an der Seite des Schiffes. Auch von unten kamen Schüler hochgehetzt, nur kamen sie oft schon zu spät, weil die Delfine nicht lange blieben – wir waren schließlich keine Beute.
Seit neuestem können wir außerdem jede Nacht das Phänomen des Meeresleuchtens beobachten. Dabei handelt es sich um ein etwas sonderbares, aber auch ziemlich spannendes Leuchten der Wellen, die vom Boot weggehen.
Grund dafür ist das Plankton im Wasser. Wenn er gegen das Boot geschwemmt wird, löst dieser Kontakt das Leuchten aus. Auch einzelne Quallen ziehen nachts als leuchtende Ringe am Stahlrumpf unseres Schiffes vorbei.
Man kann sich also unsere Thor, schwach erleuchtet, vorstellen, inmitten eines pechschwarzen Meeres und mit einem dunklen Himmel und ein paar Sternen darüber.
Und dann helle, leuchtende Wellen, die das Schiff umranden und von ihm wegziehen.
Mit diesem schönen Bild und ganz lieben Grüßen von der inzwischen wieder weniger schwankenden Thor grüßt euch daheim eure

Ally
PS: Alles herzlich Gute an meine Mama, die heute Geburtstag hat und noch einmal alles herzlich Gute nachträglich an meinen Papa. Ich hab euch beide ganz toll lieb und habe an euren Geburtstagen immer fleißig an euch gedacht!

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