von Klara & Lisa
Vorbereitung: Zunächst braucht man die klassischen Dinge: Geld, Ziel und starke Nerven. Zusätzlich benötigt man in unserem speziellen Fall „Tetrisfähigkeiten“ für riesen Rucksäcke und Personen, denn auch wenn der Bus voll wirkt, für ein paar KuSis ist immer Platz. Es bietet sich an, den Bus früh zu organisieren und früh an der Haltestelle zu stehen, doch rechnen Sie nicht damit, dass der Bus pünktlich ist. Wenn Sie vorhaben einen sogenannten Linienbus zu nehmen, freuen Sie sich nicht allzu sehr, wenn der erste Bus in Sichtweite kommt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es der falsche Bus ist oder der Busfahrer lächelnd winkend vorbeifährt, ist ziemlich hoch. Leichter kommen Sie in einen Bus, wenn Sie bereits für alle KuSis eine Fahrkarte haben, denn 36 Personen samt Rucksack werden nicht gerne gesehen, und eine beliebte Ausrede ist „Wir verkaufen keine Karten im Bus“.
Schritt 1: Die Wahl der Qual
in Panama gibt es verschiedene Arten von Bussen. Weit verbreitet ist der typisch amerikanische Schulbus. Einen starken Kontrast hierzu bietet der „Crazy Bus“. Im Prinzip schaut er wie eine überdimensionale Collage aus, bei der alle möglichen Prospekte mit sehr interessanten Verbots- und Hinweisschildern an der Tür kombiniert wurden. Ihre Vertrauensbasis zu einem solchen Bus wird sehr wacklig sein, da weder Tacho- noch Tankanzeige unseren gewohnten Standards entsprechend funktionieren. So haben Sie z.B. in Deutschland noch nie eine Tankanzeige gesehen die innerhalb von einer Sekunde zwischen 0,5 und 1 schwankt. Außerdem ist es anscheinend dem Fahrer wichtiger, in einem gigantischen Spiegel, der zu zwei Dritteln die Frontscheibe bedeckt, seinen eigenen Bus zu beobachten, als das verbleibende Drittel die Straße im Blick zu behalten. Auch die Tür wird mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit bei 120 km/h auf der Autobahn offen bleiben, aber Sie können beruhigt sein, bei 10 km/h und Polizei in Sichtweise wird die Tür wieder geschlossen.
Auch der typische Reisebus ist hier in Panama vertreten. Es ist ein erleichterndes Gefühl, einen solchen gefunden zu haben. Neben dem Plus an Komfort und Sicherheit bietet auch diese Busform die Möglichkeit, dass Ihre Stapelfähigkeiten zum Tragen kommen. In einen freien Gang eines solchen Busses passen locker ca. 36 Leute rein. Aber das Festhalten nicht vergessen!
Schritt 2: Alles eine Frage auf Spanisch
Nachdem Sie sich nun für einen Bus Ihrer Wahl entschieden haben, gibt es zwei Möglichkeiten.
1. Sie haben ganze Vorarbeit geleistet und im Voraus telefonisch oder gar persönlich alles abgeklärt? Perfekt. Es bleibt nur noch einzusteigen und in Erfahrung zu bringen, ob sich nicht Reiseroute und Preis auf sonderbare Weise den Wünschen des Fahrers angeglichen haben.
2. Selbstverständlich muss es auch mal spontan gehen. Hierbei würde es Ihre Flexibilität natürlich enorm steigern, wenn Sie nicht in einer Gruppe von 36 Personen reisen.
Doch gehen wir vom schlimmsten Fall aus. Steigen Sie ein und melden Sie Ihr gesamtes Gefolge an, versichern Sie dem Fahrer, dass Sie sich alle ganz klein machen können und ganz sicher hineinpassen werden. Als nächstes müssen Sie in einer Reihenfolge Ihrer Wahl
- erwähnen, dass sie nur ein armer Schüler sind,
- nach dem Preis fragen,
- verhandeln,
- nach der Reiseroute fragen.
Vergewissern Sie sich bei jedem Punkt mehrmals, ob Sie alles richtig verstanden haben. Vergessen Sie nicht, egal ob 1. oder 2. Variante, der Busfahrer spricht nur Spanisch!
Schritt 3: Einer geht noch rein
Wenn Sie alleine reisen, können Sie diesen Punkt eigentlich vollständig übersehen, doch gehen wir einmal davon aus, Sie reisen tatsächlich in einer Gruppe von ca. 36 Personen, alle beladen mit je einem riesigen Reiserucksack und einem etwas kleineren Tagesrucksack. Ruhe bewahren, Sie schaffen das. Aus Erfahrung haben sich zwei Methoden bewährt: Die Schicht-Methode lohnt sich für kurze Fahrten in öffentlichen Bussen. Dabei nimmt einfach jeder seine beiden Rucksäcke auf den Schoß und alle Insassen versinken unter einer Schicht Gepäck. Ein Vorteil ist, dass es vergleichsweise schnell geht und Sie als Organisator nichts zu tun haben. Leider müssen Sie verrenkte Sitzpositionen und die durch mehrere Lagen Rucksack gedämpften Gespräche in Kauf nehmen. Die andere Variante, die Gepäckstapel-Methode, empfiehlt sich sehr für längere Reisen in „Privatbussen“ und ist an sich deutlich entspannter. Dabei stapeln Sie sämtliches Gepäck hinten im Bus zu einem Berg. Räumliches Denken und Armmuskulatur sind dabei gefordert, sichern Ihnen allerdings eine angenehmere Fahrt, es sei denn, Sie sitzen in der letzten Reihe, wo Sie auch mal den ein oder anderen Rucksack auf den Kopf bekommen. Einige Busse bieten auch die Möglichkeit, das Gepäck auf dem Dach festzubinden, mit einem Blick auf die Dach-Konstruktion sollte klar werden, warum sich hinten im Bus ein Ausguck empfiehlt, der schreit, falls etwas auf dem Weg verloren geht. Vergessen Sie nicht, dass auch Menschen verloren gehen können. Um dem vorzubeugen bietet sich die Möglichkeit des Durchzählens, genannt das fröhliche Namensspiel (Gruß von Nummer 4 und 22), an. Nun sollten Sie eigentlich für alle Eventualitäten gewappnet sein, und im Notfall halten Sie sich einfach an die Faustregel: Einer geht noch rein.
Schritt 4: On a Highway through Panama
Das Schwierigste wäre geschafft, nun müssen Sie nur noch die Fahrt überleben. Dafür gibt es keine festen Regeln oder Richtlinien, nur eine ganze Reihe an Hinweisen. In den meisten älteren Bussen ist es einfach nur heiß, finden Sie sich mit dieser Tatsache ab, man kann kaum etwas dagegen unternehmen. Moderne Reisebusse sind allerdings oft stark klimatisiert, ein Pulli oder, für besondere Härtefälle, auch ein kuscheliger Schlafsack sorgt hier für Abhilfe. Die Straßen sind holprig und Schlaglöcher Ihr ständiger Begleiter, halten Sie sich also fest und stellen Sie sich vor, dass es, wenn der Busfahrer zum Beispiel schneller fahren würde, hätte schlimmer kommen können. Wahrscheinlich fährt er jedoch bereits schnell, mein Beileid. Beschäftigen Sie sich, genießen Sie die Landschaft, reden Sie mit Ihrem Nachbarn, schlafen Sie, lesen Sie ein Buch oder spielen Sie eine Runde Schafkopf. Alternativ können Sie auch einen Blogbeitrag über das Busfahren schreiben. So schön die Fahrt auch ist, vergessen Sie nicht, am Zielort auszusteigen.
Für Personen- und Sachschäden, prägende Erlebnisse oder neue Erfahrungen wird keine Haftung übernommen!