Leben mit und aus dem Rucksack

Schülerin Eva Schülerin Teresa

von Eva & Teresa

Ich stehe vor einem Stapel von Sachen, die mit auf die Tour quer durch Panama müssen. Daneben liegt mein Rucksack mit seinem 75 Liter Volumen. Mein einziger Gedanke ist: Wie soll das bitte jemals alles da rein passen??? Ich versuche es mit der Knäueltechnik. Alles in Tüten oder in Packsäcke packen und komprimieren. Die tausend Päckchen werden dann in den Rucksack gestopft, und das, was ich vergessen habe, kommt in meinen Tagesrucksack, der das Volumen nochmal um 20 Liter erweitert. Mit meiner Methode habe ich so mittelmäßigen Erfolg. Alles, was ich mitnehmen will, ist verstaut, aber mein Rucksack reicht mir danach bis zum Bauchnabel. Teresas Rucksack ist zwar nicht so hoch wie meiner, sie hat dafür aber mehr als eine Person gebraucht, um den Reißverschluss zu schließen. Andere Techniken, wie Mobile bauen (außen sperrige Schuhe oder dergleichen anhängen) oder die berühmte Presswurst, haben da schon mehr Erfolg. Trotzdem sehen viele nach den Vorbereitungen ein, dass sie sich lieber an die Packliste halten sollten.

Der erste Bus bringt uns fast bis zum Regenwald. Man muss sich die Busfahrt folgendermaßen vorstellen: Zu zweit auf eine Bank mit beiden Rucksäcken auf dem Schoß und insgesamt mehr Leuten, als eigentlich in so einen Wagen hineinpassen. So quetschen sich dann 34 KuSis mit Christian und Ruth in den Bus, bei einer gefühlten Temperatur von 50 Grad. Genauso müssen sich unsere Sachen in den Rucksäcken fühlen, die auf unserem Schoß immer schwerer werden. Als wir dann endlich aussteigen, wandern wir voller Elan zu unserer ersten Unterkunft. Die unterschiedlich bunten Gepäckstücke passen sich nach dem Verlassen der Rucksäcke mit der Zeit immer mehr an ihre Umgebung an, denn wie auch wir bleiben sie nicht vor Schlamm und Schweiß verschont. Als ich den Reißverschluss aufziehe, quellen mir meine Päckchen entgegen. Bei manch anderem ist es etwas Wasser, denn um zum Camp zu kommen, mussten wir samt Kleidung und Rucksack durch einen Fluss waten. Es ist ja allgemein bekannt, dass es im Regenwald überall krabbelt und nicht nur wir selber finden unsere Klamotten gemütlich. Nein, schon nach wenigen Stunden finden wir mehr zwischen den ganzen Stoffen, als wir ursprünglich eingesteckt haben. Neben Skorpionen und Ameisen interessieren sich auch Spinnen unterschiedlichster Größen für unser Gepäck. Damit unsere Rucksäcke nicht irgendwann weglaufen, müssen wir am Ende des Dschungelcamps alles nochmal ausräumen und ausschütteln. So stehen wir wieder wie am Anfang vor einem Stapel von Sachen, die da irgendwie wieder rein passen sollen.

Die zweite Busfahrt ist da schon deutlich angenehmer. Alle Rucksäcke werden in den hinteren Teil des Busses geräumt und wir haben diesmal erstaunlich viel Platz. Hoffentlich bleibt das auch so. Nicht, dass während der Fahrt die Wand aus Deuter, Lowe und Jack Wolfskin plötzlich umfällt und sich auf der Straße verteilt. In dem Hostel in Panama Stadt breitet sich der Inhalt unserer Rucksäcke scheinbar wie von selbst in der Fläche aus. Normalerweise würde man vielleicht erwarten, dass die Zimmer der Jungs die unordentlicheren wären, aber der plötzliche Überfluss an Platz lässt alle schwach werden. Auch ich bemühe mich nicht mehr, Ordnung zu halten, sondern verlagere alle meine Kleider vom Rucksack auf die große Matratze. Doch die Freude wird noch größer, als die Mannschaft erfährt, dass es im Haus eine riesige Industriewaschmaschine gibt. Natürlich nehmen fast alle das Angebot an und es ist fast wie Weihnachten, als wir einen Berg sauberer Wäsche zurückbekommen. Nun können wir die Packtechnik den neuen Gegebenheiten anpassen: Saubere Sachen nach oben, schmutzige nach unten. Wir fahren immer weiter quer durchs Land, und der Rucksack wird mit jedem Stopp voller, denn überall gibt es tolle Sachen zu kaufen, die irgendwie hineinpassen müssen. Bei unserem letzten Stopp bei den Naso-Indianern ist es das letzte Mal erforderlich, dass ich mich mit meinem ganzen Gewicht auf den Rucksack lege und alles in seinem Inneren komprimiere.

Nach 16 Tagen in Panama sitze ich dann neben Teresa in einem Wassertaxi und wir fahren zurück zur Thor. Wir reden darüber, wie es so war, mit und aus einem Rucksack zu leben. Ich finde, es ist gar nicht so schwer, aus einem Rucksack zu leben. Man muss sich nur vorher überlegen, was man wirklich braucht, und sehr gut packen. Beim Wiedereinzug an Bord schütteln wir nochmal gemeinsam unseren Rucksack über dem Schanzkleid aus, denn es darf ja kein Tierchen an Bord kommen. So erlosch wieder das Leben aus dem Rucksack.

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