Ein ruhiger Sonntag mit Kurs auf Madeira

Kai

Datum: Sonntag, der 05.11.2017
Mittagsposition: 36° 50,9‘ N; 081° 15,6‘ W
Etmal: 124 sm
Wetter: Lufttemperatur: 20°C, Wassertemperatur: 20,5°C, Wind: NE 4-5
Autor: Kai

Es ist kurz vor sechs Uhr morgens, ich stehe in der Dunkelheit im
Ausguck. Die einzigen Geräusche sind das Wogen der Wellen und das
Plätschern des Wassers über das Deck. Mit der ersten Helligkeit erwacht
auch das Leben auf der Thor Heyerdahl. In der Kombüse erstrahlt das
erste Licht und fällt sanft durch die Bulleyes. Die ersten Gestalten
laufen über das Deck und gehen ihren morgendlichen Aufgaben nach.

Inzwischen haben wir die Gewässer vor der portugiesischen Küste
verlassen und wir bewegen uns auf Madeira zu, wo wir, nach Plan, am
Dienstag ankommen. Jetzt ist es schon so warm, dass sich immer mehr von
uns ohne Jacke ans Deck trauen. Öfters sieht man Gruppen, welche auf dem
Deckhaus Nautik – Unterricht haben, oder sich einfach in der Sonne
entspannen und lesen.

Um halb sieben ertönt ein kurzes Zischen und die Maschine nimmt im
letzten Licht des Mondes und der Morgenröte wieder ihren Betrieb auf.
Nach unserer Wache gehen wir um kurz nach acht gemeinsam zum Frühstück.
Da heute Sonntag ist, gibt es einen köstlichen Kaiserschmarrn mit
Apfelmus und dazu Brötchen. Während des Essens wird das Tuckern der
Maschine unregelmäßiger und setzt schließlich aus. Jetzt fahren wir
wieder nur unter Segeln. Nach dem Frühstück legen sich die meisten
unserer Wache noch einmal hin, um den, durch den gestrigen Filmabend
verloren gegangenen Schlaf, noch nachzuholen.

Nach einem erholsamen Schlaf helfe ich Leon, Cajo und Nick, die lange
vorbereitete, selbst gebaute Angel an der Reling zu befestigen und alles
für das erste Angeln vorzubereiten. Doch erst einmal klingelt es zum
Mittagessen. Heute hat Felix, da heute Sonntag ist, mit Benedict, Michi
und Karina zusammen einen Schweinebraten mit Gemüse und Spätzle
vorbereitet. Es ist ausgesprochen lecker und die außerordentlichen
Portionen sättigen alle gut. Darauf machen sich Ferdi, Marlene und ich
uns ans Werk, die Angel endlich das erste Mal auszuwerfen. Nachdem sie
im Wasser und mithilfe einer Garnkonstruktion erkennbar ist, ob ein
Fisch angebissen hat, heißt es nun warten und hoffen.

Wir sind gerade rechtzeitig um ein Uhr fertig geworden, denn nun hält
Tobi (Schüler) sein Referat über Delfine. Nachdem wir vor ein paar Tagen
das erste Mal Delfine sahen, habe ich mich schon auf das Referat
gefreut. Er erzählt uns etwas über den Aufbau von Delfinen, ihre
Kommunikation, ihr Verhalten in der Gruppe und ihr Zusammenarbeiten mit
uns Menschen. Am Ende seines Referats stellt er uns eine Liste vor, in
welche wir ab jetzt immer eintragen können, wann wir wo wie viele
Delfine sehen. Die Daten werden dann an Institute weitergeleitet, welche
diese auswerten und damit das Vorkommen von Delfinen analysieren.

Der erste Delfin, welcher gesehen wurde, war ein großartiges Ereignis.
Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer auf dem Schiff und alle
standen am Bug und beobachteten, wie sicher über zehn Delfine vor dem
Bug verspielt durch die Wellen sprangen. Seitdem kommt nun öfters die
Nachricht „Delfine am Bug!“ und alle sind auf dem Weg nach draußen. Dank
der Liste, bei welcher auch Angaben zur Unterscheidung der verschiedenen
Delfinarten angegeben sind, werden wir nun auch immer unterscheiden
können, was für Delfine an unserem Bug spielen.

Alles in allem ist heute ein sehr ruhiger Tag. Die meisten erholen sich,
nur ab und zu trifft man einzelne Gruppen, welche Navigationstechniken
lernen, bestimmen welche Namen die einzelnen Tampen (Seile) haben, oder
in der Messe auf dem Computer ihre Fotos abspeichern und sortieren.

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