Lachmuskeltraining

Tobias L.

Datum: Samstag, der 11.11.2017
Mittagsposition: 28° 43,9‘ N 016° 31,2`W
Etmal:133 sm
Wetter: Lufttemperatur 22,5°C; Wassertemperatur 23°C; Wind NEzN 3-4
Autor: Tobi

„Tobi, Tobi, Tooobbbbiiii – aufstehen!!“ wie immer dauerte es einige Minuten bis ich an diesem sonnigen Samstag nach dem Aufwachen bereit war aufzustehen. Übermüdet aber voller Vorfreude auf das voraussichtliche Einlaufen in Santa Cruz de Tenerife startete ich in den Tag. Beim Frühstück blickte ich in die müden Gesichter der restlichen KuSis der Wache 4. Nach der Stärkung begannen die ersten hektischen Minuten des Tages. Innerhalb kurzer Zeit ins Ölzeug geworfen und unter akrobatischen Kunststücken den Klettergurt angezogen, saßen wir schon auf den Backskisten des Achterdecks (hinten auf dem Schiff). Schlaftrunken wie wir alle waren, hielt sich die Begeisterung und damit die Bereitschaft den Rudergänger und den Ausguck der vorherigen Wache abzulösen stark in Grenzen. Doch mit der Anweisung von Ruth, das Schonersegel (großes Segel am vorderen Mast) reffen zu müssen (Segelfäche verkleinern), wurde etwas Schwung in unsere Wache gebracht. Mit der tatkräftigen Hilfe unseres Bootsmanns Nick gelang uns das ohne große Mühen.
Unterbrochen wurden wir nur von den über das Hauptdeck brechenden Wellen, die uns regelmäßig von der Nasenspitze bis zu den kleinen Zehen durchnässten. Zwar wird einem auch klitschnass dank des warmen Windes nicht kalt, doch trocknen die durchweichten Klamotten wegen des hohen Salzgehaltes des Atlantikwassers auch nach Tagen nicht. Doch wir beschäftigten uns in unserer Wache nicht nur mit dem Setzen des Schonersegels, sondern auch mit dem Packen der Maas (kleineres Segel am vorderen Mast). Der durch den Wellengang erschwerte Aufstieg zahlte sich mit dem Anblick der aufgehenden Sonne und dem beeindruckend glitzernden Wasser aus.

In der restlichen Wachzeit geschah nichts Außergewöhnliches. Wie immer mussten Sicherheits- und neuerdings auch wieder Maschinenronden gegangen werden und stündlich Wetter und Position eingetragen werden.
Kurz vor Ende der Wache fragte Ferdi scheinheilig, ob heute ein besonderes Datum sei. Nach einiger Zeit des Herumrätselns erkannten wir, dass heute der 11.11. und damit um 11:11 Uhr Beginn der Karnevalssaison war. Bewaffnet mit Schminkstiften wurde die komplette Wache 4 mit Herzchen und Ankersymbolen dekoriert und konnte somit die Wache 1 bei der Wachübergabe ins Karnevalsfeeling versetzen. Zur Feier des Tages wurde das Typhon (Schiffshorn) um 11.11 Uhr anstatt wie sonst um 12.00 Uhr geblasen. Um auch einige hundert Seemeilen entfernt von der Karnevalshochburg Köln den dortigen Festen näher zu kommen, Hennis (kölsches Mädchen und Englisch/Geschichtslehrerin) Heimweh zu lindern und auch noch etwas Abwechslung in den, Bordalltag zu bringen, rief ebenfalls Ferdi (Mathe/Physikehrer) einen Witzewettbewerb aus. Um 16.00 Uhr waren dazu alle nach dem Kaffee und Bananenquark herzlich in die Messe eingeladen. Dotiert wurden die besten drei Witze mit Ahoi Brausetabletten. Dazu muss man sagen, dass der Wert dieser und eigentlich aller Süßigkeiten in den letzten Wochen rapide gestiegen ist und es deswegen ein sehr gut gewählter Preis war. Gedrückt wurde die allgemeine Stimmung nur von der von Detlef verkündeten Nachricht, wir würden Santa Cruz de Tenerife doch erst morgen erreichen. Dennoch hat der Witzekontest einige Bauch- und Lachmusken überdurchschnittlich beansprucht. Gewonnen hat, natürlich mit einem Seemannswitz, Michi (Der Kapitän geht seit 38 Jahren immer in der Früh an seinen Safe und holt einen Zettel heraus. Als seine Crew es nicht mehr vor Neugier aushält, brechen sie den Safe auf und begutachten den Zettel. Darauf steht: Steuerbord = rechts; Backbord = links).
Beim Abendessen erfuhren wir von dem am morgigen Sonntag um 7.00 Uhr angesetzten Signal K all hands on deck. Sofort wurden alle unruhig und von den Wachen 1 und 2 kamen stöhnende Ausrufe, da für sie durch die frühe Uhrzeit zwei Stunden wertvoller Schlaf verloren gehen würden. Für mich, bzw. meine Wache ist die Uhrzeit sehr angenehm, da es ungefähr dieselbe wie unsere sonstige Weckzeit ist. Nach diesen besonderen Ansagen löste sich die Gruppe auf und die Gespräche wanderten ins Bad. Dort putzten wir alle zusammen unsere Zähne und sangen zu den Liedern der putzenden Backschaft, was am Ende wieder unsere Lachmuskeln strapazierte.

Bereits um 20.00 Uhr war es schon ruhig an Bord, da alle von dem Tag besonders müde waren und zufrieden in ihren Kojen lagen. Zwar lagen vor mir noch drei Stunden Wache, doch wurde diese Pflicht durch den bezaubernden Sternenhimmel, das leise Meeresrauschen und die vereinzelten Küstenlichter Teneriffas versüßt.
Nun wünscht der abziehende Tobi den aufmerksamen Leser/innen eine „Gode Ruh“.

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