Rückblick auf die erste Unterrichtsetappe

Arne

Datum: Samstag, der 09.12.2017
Mittagsposition: 13°16,4´N, 048°15,8´W
Etmal: 152sm
Wetter: Lufttemperatur: 27,5°C, Wassertemperatur: 27°C, Wind: ENE 5
Autor: Arne

Die erste Etappe neigt sich dem Ende zu. Zeit für einen Rückblick. Die ersten Unterrichtstage sind uns allen schwer gefallen. Nach über einem Monat sich wieder hinzusetzten, nachzudenken und zu lernen war ein echter Gegensatz zu der Etappe Kiel-Teneriffa.

Wir haben seit Teneriffa jeden zweiten Tag, also drei Tage die Woche Unterricht. Am Sonntag hat keiner Unterricht. In der Klasse sind wir 17 motivierte SchülerInnen, was im Vergleich zu unseren Schulen zu Hause eine recht kleine Gruppe ist. Diese kleinen Klassen bieten uns zudem ein besseres Klima im Unterricht und man nimmt automatisch aktiver am Unterrichtsgeschehen teil. Im Vergleich zu den Unterrichtstunden zuhause haben wir hier deutlich weniger Zeit, um den gleichen Schulstoff durchzunehmen. Überraschenderweise ist dies jedoch trotz des Zeitmangels teils sehr praktisch, da Themengebiete nicht unnötig lange behandelt werden. Ein Themengebiet folgt hier dem nächsten und es ist gerade genug Zeit, um das Thema voll zu verstehen. Dies macht den Unterricht deutlich spannender und abwechslungsreicher. Durch unerwartete Unterrichtsmaterialien macht der Unterricht hier auch deutlich mehr Spaß, da die Lehrer und Lehrerinnen hier nicht einfach strikt ihre Unterrichtsvorbereitungen durchziehen, sondern Dinge integrieren, die uns hier begegnen. So fing Tobi, unser Erdkunde/Biolehrer, beim Mittagessen eine Drift-Alge und beschrieb diese dann im darauffolgenden Unterricht.

Während des Unterrichts sitzen wir auf drei Tische verteilt auf Bierbänken. Da diese durch den Seegang umfallen könnten, muss man ab einem bestimmten Seegang im Reitersitz auf den Bänken sitzen. Das schönste am Unterricht jedoch ist in der Sonne zu sitzen und das zumTeil warme Seewasser an den Füßen zu spüren. Da nur ein Teil unseres „Klassenzimmers“ draußen im Schatten ist, weil nur über ca. ein Drittel des Hauptdeckes ein Sonnensegel gespannt ist, tragen wir meistens Sonnenbrillen und haben uns vorher gut eingecremt.
Zu wissen, dass die anderen Mitschüler und Mitschülerinnen zu Hause in einem beheizten und stickigen Klassenzimmer sitzen müssen, spornt mich persönlich sogar an. Dem Unterricht wird dadurch auch dieArt Zwang genommen, der in den heimatlichen Schulen häufig aufkommt. Man fühlt sich meist freier, einfach da man beim Blick nach „draußen“ nicht auf einen Schulhof schaut, sondern nur dasMeer sieht, das bis zum Horizont reicht.

Die Schultage ziehen sich hier auch nicht so wie zu Hause. Nach fast jedem Schultag hat man am Ende noch ein bis zwei Stunden seinen Wahlpflichtfach-Unterricht. Der Großteil, zu dem auch ich gehöre, hat das Wahlfach Astro-Navi (astronomische Navigation) gewählt. Dort haben wirin der ersten Etappe gelernt, nach der Sonne zu navigieren. So können wir jetzt mithilfe von Sonnenstandlinien und der Mittagsbreite unsere 12:00 Uhr Position bestimmen. Mit dem Sextanten umzugehen, ist für die meisten kein Problem mehr, und langsam aber sicher bekommen wir dieselben Werte beim Beobachten, Rechnen und Zeichnen wie unser Kapitän Detlef. So freue ich mich schon besonders, wie viele andere auch, in der nächsten Etappe wieder astronomische Navigation zu nehmen, um zu lernen,nach den Sternen zu navigieren. Wenn wir dann die Kunst der astronomischen Navigation beherrschen, dauert es nicht mehr lange, und die zweite Schiffsübergabe, bei der wir ausschließlich astronomisch navigieren dürfen, steht an. Aber das ist noch in weiter Ferne, in wenigen Tagen ist erst einmal die erste Schiffsübergabe, für die die meisten von uns gerade fleißig Bewerbungen schreiben.

In wenigen Tagen werden wir den Atlantik überquert haben und stehen dann vor unserer dritten Reise-Etappe. Die letzten Wochen waren trotz oder gerade wegen des Unterrichts sehr schön und auch lehrreich.

P.S: Danke, dass ich so viel von dir mitnehmen konnte, du hast so viel indeinem Leben bewirkt und wir alle werden dich vermissen, Opa!

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